Anke Schäferkordt© RTL
Wird RTL-Chefin Anke Schäferkordt möglicherweise die eigene Perfektion und der immer schwindelerregendere Erfolg zum Verhängnis? Innerhalb von wenigen Tagen wurde der Abschied gleich dreier Führungskräfte des Kölner Senders und TV-Marktführers bekannt. Nach Chef-Einkäufer Dirk Schweitzer, der zur Tele München Gruppe wechselt und Chef-Programmplaner Klaus Henning, der zur ProSiebenSat.1 Media AG wechselt, wird auch Entwicklungschef Sascha Naujoks RTL den Rücken kehren - und nach Unterföhring wechseln. Dies bestätigte ProSiebenSat.1 TV Deutschland-Sprecherin Petra Fink am Morgen gegenüber DWDL.de. Zum 1. Juni 2011 tritt Naujoks in Unterföhring an.

Der 33-Jährige war insgesamt acht Jahre bei RTL an Bord. Seit 2006 war er in der Position als Leitender Redakteur Entwicklung Unterhaltung, Show und Daytime von Senderseite aus verantwortlich für die Entwicklung der Formate "Bauer sucht Frau", "Schwiegertochter gesucht", "Helfer mit Herz" und "Vermisst". Auch das zwischenzeitlich sehr erfolgreiche Format "Einsatz in vier Wänden" fiel in seinen Verantwortungsbereich. Sein Erfolg liegt in der nicht unumstrittenen emotionalen Zuspitzung von Geschichten und Momenten in den von ihm verantworteten Dokusoaps. Seine Verantwortung für einige der erfolgreichsten RTL-Dokusoaps machte ihn für RTL-Chefin Anke Schäferkordt und den Sender wertvoll.

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Umso schmerzlicher auch sein Verlust nur wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Abgangs von Chef-Einkäufer und Chef-Programmplaner. Auch wenn nicht der Eindruck entstehen soll, dass es bei RTL nun an Führungskräften mangele, so ist die Frage angebracht: Was macht einen Wechsel vom Marktführer zum Verfolger attraktiv? Möglicherweise wird RTL da der eigene Erfolg zum Verhängnis: Die effiziente und erfolgreiche Strategie die eigenen Programmmarken immer weiter zu optimieren und wenig Experimente zu wagen, hat dem RTL-Programm Attribute wie Verlässlichkeit und Kontinuität verliehen.

Das schätzen Werbekunden und, gemessen an der Marktanteilsentwicklung, die Zuschauer gleichermaßen. Doch wo kein Platz für Experimente und die Hürde für neue Ideen immer höher liegt, engt sich der Spielraum für Programmeinkäufer, -planer und -entwickler ein. Zweifelsohne besteht etwa bei der ProSiebenSat.1 Media AG mehr Handlungsspielraum, weil Handlungsbedarf. Doch während man sich  in Unterföhring derzeit diebisch über die geglückten Personal-Coups mit Henning und Naujoks freut, so darf man auch hier kritisch fragen: Wie laut sollte man jubeln, wenn man bei der angekündigten Aufholjagd auf Hilfe des Führenden angewiesen ist?