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Die Veröffentlichung von Informationen aus über 250.000 Depeschen aus US-Botschaften rund um den Globus rückte Wikileaks samt Chef Julien Assange im vergangenen Jahr in den Fokus der Welt-Öffentlichkeit. Die Frage nach ethischen Richtlinien wurde laut, und die Kritik an Assange stützte sich - unter anderem - auch auf die Tatsache, dass nur ausgewählte Depeschen unter seiner Aufsicht publiziert werden konnten. "Welt Online" will diesen Zustand nun durchbrochen haben.

Wie der Web-Auftritt der "Welt" berichtet, habe man nun in Zusammenarbeit mit der norwegischen Zeitung "Aftenposten" Zugriff auf alle Dokumente. Das bisherige "Kartell" mit der gezielten Veröffentlichung einzelner Informationen sei damit nun durchbrochen. Bislang hatten nur ausgewählte Publikationen wie die "New York Times" oder hierzulande "Der Spiegel" Teile der Dokumente veröffentlichen können - und das auch nur in enger Absprache mit Wikileaks-Chef und -Gründer Assagne.



Der "Aftenposten" hatte sich bereits im Dezember den uneingeschränkten Zugriff auf die Geheimpapiere gesichert. Wie die brisanten Informationen in den Besitz der Zeitung kamen, wollte die größte norwegische Tageszeitung damals nicht preisgeben. "Welt Online" betonte, bei der Auswertung und Veröffentlichung an keine Absprachen mit Wikileaks gebunden zu sein. Zudem hob die Springer-Publikation - wohlwissend um den Wikileaks-Aufruhr der vergangenen Monate - hervor, dass die sich auf den Depeschen stützenden Artikel "nach den gleichen Kriterien und ethischen Richtlinien, die auch für alle anderen Artikel gelten, recherchiert und geschrieben" werden.

Auch werde das Material als reines Quellenmaterial behandelt; im Redaktionsverbund werde über Relevanz von Themen entschieden und ob aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes oder der Sicherheit von Menschenleben von einer Veröffentlichung abgesehen werden müsse. Laut Chefredakteur Jan-Eric Peters zahle die "Welt" nichts für die Dokumente, mit denen man nun den Status des "Spiegel" als deutscher Exklusiv-Veröffentlicher durchbricht.