Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! Matthieu Carriere© RTL/Stefan Menne
Der Dschungel ist zu einem Massen-Phänomen geworden, das sich durch sämtliche Milieus zieht. Freilich bleibt im Dunkeln, wie viele Zuschauer eine Sendung nur deshalb sehen, um am nächsten Tag im Büro, in der Bahn oder auf dem Campus mitsprechen zu können.

Doch der genauere Blick auf die offiziellen Quoten-Daten zeigt: Die Marktanteile sind in sämtlichen Zuschauergruppen exorbitant hoch - bei Zuschauern mit Abitur sah am Montagabend fast jeder Dritte zu, bei Zuschauern mit Uni-Abschluss immerhin noch fast jeder Vierte, der zu diesem Zeitpunkt vor dem Fernseher saß. Ob Arbeiter, Angestellte oder Beamte: RTL freute sich in allen Gruppen gleichermaßen über jeweils mehr als 30 Prozent Marktanteil - kaum zu glauben, dass all diese Beamten quasi über Nacht zur Unterschicht gezählt werden sollen.

 

Zudem scheint auch das Einkommen keinen Einfluss zu haben, ob das Dschungelcamp gesehen wird oder nicht. Auf 29,5 Prozent belief sich am Montag der Marktanteil bei Zuschauern mit einem Nettoeinkommen von mehr als 1.750 Euro - und fiel damit nur geringfügig niedriger aus als bei Zuschauern mit geringerem Einkommen. Selbst wenn man den Begriff der Unterschicht also am Maßstab des Gehalts anlegen würde, wäre er schlicht falsch.

Einzig das Alter ist tatsächlich ein ausschlaggebender Faktor, doch das ist wiederum wenig überraschend, sondern gilt für nahezu jedes Format im deutschen Fernsehen - wohl kaum einer Sendung gelingt es noch, alle Generationen gleichermaßen anzusprechen. Mit mehr als 18 Prozent Marktanteil schlug sich "Ich bin ein Star" am Montag jedoch sogar bei den über 65-Jährigen noch überdurchschnittlich gut. Das ist allerdings natürlich nichts gegen die Gruppe der Zuschauer zwischen 30 und 39, wo sogar fast jeder Zweite sehen wollte, wie sich Sarah in ihrer zweiten Prüfung schlug.

Kurzum: Das Unterschichtenfernsehen ist eine Mär, die Realität sieht gänzlich anders aus - mal ganz davon abgesehen, dass es äußerst fraglich ist, wie genau eine solche "Unterschicht" überhaupt zu definieren wäre. Viel wahrscheinlicher erscheint es doch, dass es sich um sieben Millionen Zuschauer handelt, die sich einfach gerne unterhalten lassen möchten - sei es durch leidende Promis oder durch die bissigen Kommentare der Moderatoren. Einzig bei den Werbekunden scheint diese Wahrheit noch immer nicht so recht angekommen zu sein: Die Ausgabe vom Dienstag wurde nur von einem kurzen Werbeblock unterbrochen. Angesichts des kaufkräftigen Publikums eigentlich kaum zu glauben.