Diese Telegeschichte beginnt mit ihrem ersten Teil, der hier zu finden ist. Er erzählt davon, wie sich Gastgeber Jan Böhmermann in seiner Talkshow mit der Moderatorin Britt Hagedorn um deren Kuppelshow „Schwer verliebt“ streitet. Außer ein paar allgemeinen Behauptungen kann er ihr nichts entgegenbringen. Zu schlecht vorbereitet ist er für seine Angriffe. Dabei bietet allein die erste Staffel der Sat.1-Produktion mehr als genug Diskussionsstoff. Aber der Reihe nach…

"Am liebsten hätte ich dich in den Arm genommen"

Kurz vor der TV-Premiere entdeckte die Journalistin Vera Müller, die für eine Lokalausgabe der „Rhein-Zeitung“ arbeitete, dass sich unter den Singles von „Schwer verliebt“ eine Kandidatin aus ihrer Nachbarschaft befand. Daraufhin nahm sie Kontakt zu ihr auf. Ihre kurze Vorankündigung zur neuen Reihe garnierte sie dann mit einem euphorischen Statement der Kandidatin: „Ich habe durch die TV-Geschichte viel erlebt und fühle mich besser als vor der Teilnahme an der Sendung.“ Bis hierhin eine nette Feel-Good-Story mit lokalem Einschlag.

Die plötzliche Wende kam, als die Reporterin am 7. November 2011 die erste Folge anschaltete. Sie war vom Gesehenen so schockiert, dass sie einen offenen Brief an die Kandidatin verfasste. Darin gestand sie: „Am liebsten hätte ich dich schon während der Sendung in den Arm genommen.“ Mit mitleidigem Ton fragte sie, ob die junge Frau geahnt hätte, wie grausam die Medienwelt ist, oder ob sie „nur mal ein bisschen berühmt sein“ wollte. Sie erklärte ihr, dass die Fernsehmacher, die sie vor der ersten Sendung noch als nett bezeichnet hatte, sie in Wahrheit vorführen, bloßstellen und ihr Würde und Stolz nehmen würden. Sie würden ihre Seele aussaugen, mit ihrer Einsamkeit, ihren Träumen und Sehnsüchten spielen und sie nicht verkuppeln, sondern lediglich verspotten. Ihre eindringlichen Zeilen beendete sie mit einer eindeutigen Botschaft: „Es hätte sicher bessere Möglichkeiten gegeben, dem Single-Leben ein Happy End zu verschaffen; da hätte es jemanden gebraucht, der dich an die Hand nimmt.“ Offenbar wollte sie ihr nun diese Hand reichen, denn unter den Text setzte sie ihre Mailadresse als Einladung, sich an sie zu wenden.

Der emotional geschriebene Brief verfehlte nicht seine Wirkung. Die Kandidatin meldete sich tatsächlich und klagte der Redakteurin, wie sehr sie sich durch die fertige Fassung ihrer Aufnahmen verletzt und verunglimpft fühlte. „Ich bin nicht der Freak, den die Menschen jetzt jeden Sonntag im Fernsehen sehen“, war im zugehörigen Artikel in der „Rhein-Zeitung“ zu lesen.

"Nichts war da zwischen uns"

Im vertraulichen Austausch mit der Lokaljournalistin schilderte die Kandidatin, wie die Dreharbeiten mit der Produktionsfirma UFA Entertainment abgelaufen wären. Für die Aufnahmen sei sie gedrängt worden, eine Beziehung zu dem ausgewählten Bewerber vorzutäuschen. Anders als es die ausgestrahlten Bilder suggerierten, hätte sie für ihn keinerlei Zuneigung empfunden: „Um Himmels Willen. Nichts war da zwischen uns. Wir haben auch keinen Kontakt mehr“, versicherte sie im Interview. Um diese Illusion zu erzeugen, musste sie mehrfach unangenehme Szenen durchspielen und vorgegebene Statements aufsagen: „Die haben mir völlig unnatürliche Sätze vorgesagt, ich musste sie nachplappern. Manchmal 20-mal. Bis die zufrieden waren.“

Als Beweis für ihre Aussagen stellte sie der Redaktion den zugrundeliegenden Vertrag zur Verfügung, den sie daraufhin in umfangreichen Auszügen abdruckte. Laut der abfotografierten Passagen hatte sie mit ihrer Unterschrift zugestimmt, „etwaigen Anordnungen und Weisungen des Produzenten Folge zu leisten“. Zugleich erklärte sie sich bereit, bei der Produktion eventuelle Situationen zu dulden, die sie „psychisch und physisch belasten“ könnten.

Der von der Zeitung hinzugezogene Medienrechtler Martin Huff bewertete den Vertrag als „sittenwidrig“. Besonders kritisierte er die Abgabe aller Nutzungsrechte auf unbestimmte Zeit und die nahezu uneingeschränkten Verwertungsmöglichkeiten der Aufnahmen, für die es keine angemessene Gegenleistung gab. „Die 700 Euro, mit denen den Kandidaten im Rahmen der Fernsehproduktion quasi das Recht an der eigenen Person abgekauft wird, sind als Honorar einfach aberwitzig“. Ebenso problematisch wären die umfangreichen Verschwiegenheitsklauseln gewesen, die der Kandidatin untersagten, über ihre Erlebnisse bei den Dreharbeiten zu sprechen – insbesondere mit der Presse.

"Das Beste, was mir passieren konnte"

Auf Grundlage der brisanten Enthüllungen veröffentlichte die Redaktion der „Rhein-Zeitung“ weitere Artikel, in denen sie die Zustände im deutschen Reality-Fernsehen beklagte, die zuständige Landesmedienanstalt mit dem Vorfall konfrontierte und zum Boykott von „Schwer verliebt“ aufrief. Zusätzlich richtete sie eine eigene Internetseite ein, auf der die Lesenden der Kandidatin ihre Anteilnahme ausdrücken und ihr Mut zusprechen konnten. Dort kamen in den ersten 14 Tagen über 120 Rückmeldungen zusammen, von denen einige in den gedruckten Ausgaben und auf der offiziellen Website der Zeitung veröffentlicht wurden. 

Das Blatt trat in dieser Geschichte als edler Verteidiger einer unbedarften Frau auf. Als rastloser Kämpfer, der die fiesen Machenschaften des übermächtigen Senders ans Licht brachte, um den beschädigten Ruf des wehrlosen Medienopfers wiederherzustellen. Für dieses Engagement zeigte sich diese Kandidatin sehr dankbar: „Endlich erfahren die Leute, wie ich wirklich bin.“ Dass man ihre Geschichte öffentlich gemacht hatte, sei „das Beste, was mir passieren konnte“. Was hätte sie sonst allein ausrichten sollen?

Nach und nach entwickelten sich die einzelnen Berichte zu einer umfassenden Kampagne, an der längst nicht mehr nur Lokalreporterin Vera Müller beteiligt war. Allein im Monat nach dem offenen Brief erschienen mindestens 30 Artikel zu „Schwer verliebt“, darunter eine ausführliche Schilderung im Wochenend-Journal. Social-Media-Posts, Leserbriefe, Kurzmeldungen und Ankündigungen nicht mitgerechnet. Die Story erwies sich offenkundig als Klick- und Verkaufsgold. Ohne den beteiligten Journalist:innen die ehrliche Empathie oder ein aufrichtiges Interesse an der Kandidatin abzusprechen, ist unbestreitbar, dass die Lokalzeitung von der Auswalzung ihres Schicksals stark profitierte. Überspitzt ausgedrückt, stolperte die Kandidatin so von der einen medialen Ausbeute zur nächsten.

An den Grenzen des Zulässigen

Die unerbittliche Berichterstattung erregte bald bundesweites Aufsehen. Immer mehr Medien griffen die angeblichen Missstände bei „Schwer verliebt“ auf. Es war ein dankbares Thema. Nach all den Anklagen, Beschwerden und Verrissen rund um Daily Talks, Castingshows und andere Reality-Formate schien endlich jemand offen über die fiesen Methoden der Branche zu sprechen und fast alle Verdachtsmomente und Anschuldigungen, die dem Privatfernsehen seit Langem vorgeworfen wurden, zu bestätigen. Den moralisch erhobenen Zeigefinger gab es gratis dazu.

Angesichts dieser breiten Empörung dauerte es nicht lange, bis sich der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, Kurt Beck, zu Wort meldete. Er war spätestens seit der ersten Staffel von „Big Brother“ bekannt dafür, das Privatfernsehen für seine Verfehlungen öffentlich zu tadeln. Er sprach sich für eine programmrechtliche Überprüfung von „Schwer verliebt“ aus: „Ich bin sehr dafür, dass die zuständigen Medienaufsichten prüfen, ob die Grenzen des Zulässigen hier nicht überschritten werden.“ Seiner Ansicht nach würden in solchen Sendungen Menschen auftreten, „die offensichtlich gar nicht wissen, worauf sie sich da eingelassen haben“. Die Jagd nach der Zuschauerquote dürfe deshalb nicht dazu führen, dass sie „in entwürdigenden Situationen zur Schau gestellt werden“.

Unterdessen gingen bei der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) mehrere Programmbeschwerden ein. Die Behörde kündigte zwar eine Prüfung an, wies jedoch darauf hin, dass sie ausschließlich für konkrete Vergehen gegen das Rundfunkrecht zuständig sei und keine Verträge zwischen Produktionsfirmen und Teilnehmenden bewerte. Nach der Prüfung erklärte sie, der Programmausschuss habe weder Verstöße gegen die Programmgrundsätze noch Verletzungen der Menschenwürde festgestellt.

"Weil die gesagt haben: Du musst das machen."

Den Höhepunkt der medialen Auseinandersetzung markierte ein Beitrag, den das ZDF am 6. Dezember 2011 im Politikmagazin „Frontal 21“ ausstrahlte. Er knüpfte deutlich an das von der „Rhein-Zeitung“ geprägte Narrativ an und übernahm weitgehend deren Positionen sowie die zentralen Protagonist:innen. Neben der Kandidatin kamen darin Redakteurin Vera Müller, Anwalt Martin Huff und ein weiterer Kandidat zu Wort, über den die Zeitung zuvor kurz berichtet hatte.

Vor den ZDF-Kameras schilderte die Kandidatin unter anderem eine Szene, in der sie gedrängt worden sei, sich mit dem Bewerber gegen ihren Willen ins Bett zu legen: „Er hat später wieder auf der Luftmatratze gepennt“, versicherte sie empört bei der erneuten Sichtung des entsprechenden Ausschnitts. Vorgegeben worden seien außerdem Aufnahmen, in denen er ihr den Finger ableckte und sie ihm einen Kuss auf die Wange geben musste. Auf die Frage, warum sie das getan habe, antwortete sie: „Weil man mich unter Druck gesetzt hat. Weil die gesagt haben: Du musst das machen.“

Was sie hier insbesondere bezüglich der gemeinsamen Bettszene ausführte, glich auffällig jener Situation, die Jan Böhmermann in seiner Auseinandersetzung mit Britt Hagedorn als „Fallbeispiel“ anführte.

"Wir haben von ihr bisher durchgehend positives Feedback erhalten."

Gegen die Anschuldigungen wehrte sich Sat.1 entschieden. Sprecherin Diana Schardt führte die Verteidigung des Formats an. Über die Vorwürfe der Kandidatin zeigte sie sich zunächst erstaunt: „Wir haben von ihr bisher durchgehend positives Feedback erhalten.“ Jegliche Behauptungen, Beteiligte zu ungewollten Handlungen gedrängt zu haben, wies sie zurück: „Weder [die Kandidatin] noch ein anderer Kandidat unseres Formats 'Schwer verliebt' ist zu Handlungen und Aussagen gedrängt worden.“ Das Gegenteil sei der Fall gewesen: „Sie hat der Produktionsfirma Vorschläge für Drehorte und Szenarien gemacht.“

Zudem habe es bei der Produktion kein Drehbuch gegeben. Lediglich ein Drehplan habe festgelegt, wo und wann gefilmt wurde. Ausformulierte Dialoge hätten darin nicht gestanden. Sämtliche Nachfragen zum Vertrag blockte Schardt indessen mit dem Hinweis ab, es handele sich um einen „branchenüblichen Vertrag“. Details zu den Vereinbarungen wollte sie grundsätzlich nicht kommentieren. Zugleich betonte sie, dass man sich rechtliche Schritte gegen die Kandidatin vorbehielt. Schließlich hatte sie gegen ihre Verschwiegenheitsklausel verstoßen.

Gegenangriff im "Frühstücksfernsehen"

Soweit bekannt, haben der Sender und die verantwortliche Produktionsfirma letztlich von juristischen Schritten gegen die Kandidatin abgesehen. Stattdessen entschied man sich, ihren Manipulationsvorwürfen auf anderem Wege zu begegnen. Am 3. Januar 2012 zeigte das „Sat.1 Frühstücksfernsehen“ einen Beitrag, in dem jener Bewerber auftrat, mit dem die Kandidatin eine gemeinsame Woche verbracht hatte. Im traurigen Ton erklärte er, dass er ihre öffentlichen Anschuldigungen nicht nachvollziehen könne: „Ich habe eigentlich gedacht, dass sie mich lieben tut. Aber wie ich das so höre von vielen Leuten, hat sie mich doch nicht geliebt und das vielleicht nur ausgenutzt.“

Der Film drehte die Situation geschickt so, dass nicht mehr die Produktion die beiden unbedarften Singles zu einer vorgespielten Romanze gedrängt hatte. Nun war es vielmehr die Kandidatin, die ihre Zuneigung vorgespielt und die Gefühle ihres unwissenden Verehrers schamlos ausgenutzt haben soll. Als Beleg führte der Bewerber an, dass die beiden schon darüber gesprochen hätten, zusammenziehen zu wollen. Sogar nach einer Wohnung hätten sie sich bereits erkundigt, die sie mit seiner Mutter anschauen wollten. Schnittbilder zeigten mehrfach, wie er sich wehmütig Videoaufnahmen von den beiden auf einer Kinderschaukel ansah. Dazu plätscherte traurige Klaviermusik im Hintergrund.

Schwer verliebt im Frühstücksfernsehen © Sat.1 Auch im "Frühstücksfernsehen" wurde "Schwer verliebt" thematistiert.

Bezüglich der Inszenierung stand der Beitrag der umstrittenen Kuppelshow in nichts nach. Allzu durchschaubar versuchte er, die Glaubwürdigkeit der Kandidatin in Zweifel zu ziehen. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch den betont betroffenen Off-Kommentar: „Eine Wohnung mit der möglichen Schwiegermutter zu besichtigen, obwohl [die Kandidatin] angeblich kein Interesse an [dem Bewerber] hatte, schwer zu glauben.“ Dass diese halbherzige Wohnungssuche während der Dreharbeiten erfolgte und damit ebenso im Verdacht stand, von der Redaktion initiiert worden zu sein, blieb unerwähnt.

Um das gebrochene Herz des Bewerbers, ging es zu keiner Sekunde. Es musste schlicht für das Etablieren eines Gegennarrativs herhalten. Und so erklärte sich der zentrale Satz des Beitrags: „An seinen Gefühlen ihr gegenüber war nichts gespielt. Sein Traum von einer gemeinsamen Zukunft, alles andere als ein Drehbuch.“

Ein Schrecken ohne Ende

Nach diesem taktischen Manöver zur Schadensbegrenzung stand Sat.1 vor der Herausforderung, die längst abgedrehte Geschichte im Rahmen der Sendung irgendwie zu einem Abschluss zu bringen. Trotz all dieser Entwicklungen lief die Serie nämlich unbeirrt am sonntäglichen Vorabend weiter. Die letzte Ausgabe am 15. Januar 2012 begann wie ursprünglich geplant. Zu sehen waren die Aufnahmen von der vermeintlichen Wohnungssuche, die offenbar eine Art Happy End bilden sollte. Doch dann erklärte Moderatorin Britt Hagedorn beinahe beiläufig, dass das Paar nicht mehr zusammen sei. Ohne jegliche Begründung. Fall erledigt. Und tatsächlich verschwand die Angelegenheit danach schnell aus der medialen Berichterstattung.

In einem ihrer letzten Beiträge zur Causa spekulierte die „Rhein-Zeitung“ noch über eine schwerwiegende Mutmaßung. Der Redaktion war aufgefallen, dass viele Teilnehmende, die ähnliche Erfahrungen wie die Kandidatin geschildert hatten, plötzlich eine Kehrtwende vollzogen hätten. In verdächtig identischen Formulierungen bestätigten sie demnach jetzt, nie zu etwas gezwungen worden zu sein. Hatte Sat.1 sie „unter Druck gesetzt, die Aussagen zurückzunehmen?“, fragte sich Autor Marcus Schwarze und deutete an, dass man ihnen mit Vertragsstrafen von bis zu 250.000 Euro gedroht haben könnte.

Der andere Kandidat, der im ZDF-Beitrag auftrat, berichtete ebenfalls, dass die Vorgaben aus dem Drehplan „mit psychischem Druck und auf diktatorische Art und Weise“ durchgesetzt worden seien. In einem Artikel der „Rhein-Zeitung“ ergänzte er: „Die haben wirklich drauf gepocht, die wollten auch wirklich alles so umgesetzt haben, wie es hier steht, eins zu eins. Die haben uns mit Vertragsstrafen gedroht. Sogar der Leiter der Produktionsfirma hat mich angerufen, mir mit Anwälten gedroht.“

Rechtlich stichhaltig belegt werden konnte diese Behauptung nie. Und so begrüßte Britt Hagedorn ab Juli 2012 neue und altbekannte Singles in der zweiten Staffel von „Schwer verliebt“. Dass deren Umsetzung nahtlos dort anknüpfte, wo die vorherige Runde aufgehört hatte, zeigte eine bissige Rezension von Alexander Krei beim Medienmagazin DWDL.de.

"Was denkst du denn, was wir für Daumenschrauben da haben?"

All diese Ereignisse und Verwicklungen hätte Jan Böhmermann nutzen können, um Britt Hagedorn in seiner Talkshow zur Rede zu stellen. Von vielem hatte er offenbar gehört, doch die entsprechenden Quellen nicht zur Hand. Gleichzeitig zeigt die Rekonstruktion, dass der Fall nicht so eindeutig war, wie er zunächst schien.

Zu viele Akteur:innen, die fragwürdig handelten, waren daran beteiligt. Da war etwa die Kandidatin, die anfangs schwärmte: „Ich fühle mich besser als vor der Teilnahme“, sich danach aber zur Kronzeugin gegen das Format wandelte. Oder die Lokalzeitung, die sie zur Märtyrerin stilisierte und auf ihrem Rücken eine wahre Flut an Artikeln veröffentlichte. Oder das ZDF, das mit einem unambitionierten Beitrag, der keine neuen Erkenntnisse hervorbrachte, nur eine neue Gelegenheit nutzte, die private Konkurrenz anzuschwärzen. Oder der Kanal Sat.1, der sich herabließ, die Kandidatin als Lügnerin im eigenen Programm zu diffamieren.

War Britt Hagedorn am Ende wirklich die richtige Adressatin für all das? Was wusste sie von den Vorwürfen der Kandidatin? Und wie konnte sie nach all diesen erdrückenden Enthüllungen die Produktion guten Gewissens verteidigen? 

Es sei noch einmal an das Ende der Diskussion zwischen ihr und Böhmermann erinnert. Jan warf ihr vor: „Ihr kreiert Situationen, in der zwei Menschen, die offensichtlich nicht miteinander auf einem Bett sitzen wollen, auf ein Bett zusammensetzt. Das filmt ihr und guckt, wie sie versuchen, sich anzufassen. Und natürlich sieht das peinlich und lustig aus. Und das ist der Grund, warum Ihr das macht.“ Worauf sie antwortete: „Glaubst du ernsthaft, dass Redakteure sich da hinsetzen und sagen: ‚Setz dich mit dem auf ein Bett‘? Was denkst du, was wir für Daumenschrauben haben?“ Spannend, wie die Auseinandersetzung verlaufen wäre, hätte Böhmermann all die genannten Punkte parat gehabt.

Einen späten Sieg fuhr er im Jahr 2016 doch noch ein. Im Rahmen seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ gelang es seinem Team, einen Kandidaten bei der ähnlich gelagerten Kuppelshow „Schwiegertochter gesucht“ einzuschleusen. Mit versteckter Kamera konnten sie dokumentieren, welche Methoden die dortige Produktionsfirma bei den Dreharbeiten nutzte. Manche Aspekte erinnerten stark an die Vorwürfe gegen „Schwer verliebt“. Das allerdings ist eine ganz andere Telegeschichte.

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