Die US-Season neigt sich langsam dem Ende entgegen, der Sommer naht - und das ist auch für Serienfans längst keine reine Saure-Gurken-Zeit mehr. Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die Serien-Pläne der Sender für die kommenden Monate.

Extant© CBS
Wie gut das funktionieren kann, zeigte im vergangenen Jahr CBS mit seinem Megahit "Under the Dome", der Ende Juni in die zweite Staffel startet. Daneben hat CBS mit "Reckless" und "Extant" noch zwei weitere Dramaserien in petto. "Extant", das am 9. Juli Premiere feiert, bietet sogar Halle Berry als Hauptdarstellerin und Steven Spielberg als Produzent auf. Sie spielt eine Astronautin, die nach einem Jahr im Weltraum zurückkehrt und wieder mit ihrer Familie Kontakt aufnehmen will. Ihre Erfahrungen führen aber zu Ereignissen, die Auswirkungen auf die gesamte Menschheit haben. Bei FOX liegt der Fokus vor allem auf der Rückkehr von Jack Bauer mit der Miniserie "24: Live another day", die schon Anfang Mai ansteht. "Gang Related" sollte eigentlich zu Jahresbeginn starten, wurde dann aber in den Sommer verschoben. In der Serie geht es um einen Cop einer Eliteeinheit, der früher selbst Gang-Mitglied war, was allerdings keiner weiß. Darin gibt's übrigens ein Wiedersehen mit Terry O'Quinn aus "Lost".

The Night Shift© Fox International Channels
Die meisten neuen Serien für den Sommer hat aber NBC angekündigt. Ende Mai steht mit "The Night Shift" zum Einen eine neue Krankenhausserie über Ärzte einer Nachtschicht an, zum Anderen "Crossbones". Auch diese Serie hätte ursprünglich mal Anfang des Jahres starten sollen. John Malkovich spielt darin den berühmten Piraten Blackbeard, basierend auf dem Buch "The Republic of Pirates". Mit "Undateable" vom "Scrubs"-Schöpfer, "Working the Engels" über eine Familie aus Nicht-Anwälten, die eine Anwaltskanzlei erbt und am Laufen halten muss und "Welcome to Sweden" von den Poehler-Schwestern warten zudem noch drei Sitcoms. Ans Thema Sitcoms wagt sich im Sommer auch The CW. Zuletzt existierte dieses Genre beim kleinsten der Networks gar nicht. Neben der eingekauften kanadischen Sitcom "Seed" holt man mit "Backpackers" eine Serie, die bislang nur mit kurzen Clips fürs Web produziert wurde, ins reguläre TV-Programm. Die Serie handelt von zwei besten Freunden, die durch Europa reisen um eine Frau zu finden - und die Antwort auf die Frage, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen sollen.

Rising Star© Keshet
Bei ABC blickt man mit größter Spannung vor allem auf ein nicht-fiktionales Programm - und zwar auch hierzulande: Am 22. Juni startet die US-Version der Castingshow "Rising Star", an deren Umsetzung hierzulande auch RTL arbeitet. Ist angesichts des Niedergangs von "X Factor" und "Idol" Platz für ein neues Musik-Casting? Da ABC die eigentlich für den Sommer geplante Serie "Astronaut Wives Club" auf Anfang 2015 verschoben hat, hält man sich ansonsten mit bereits eingeführten Sommer-Serien über Wasser, darunter "Mistresses" und "Rookie Blue".

The Leftovers© HBO
Dazu kommen natürlich noch zahlreiche Serien bei Kabel- und Pay-TV-Sendern. Bei HBO feiert zum Beispiel "The Leftovers" von "Lost"-Mitschöpfer Damon Lindelof Premiere. Darin wird die Menschheit in die Erwählten, die das Irdische verlassen dürfen, und die Verdammten aufgeteilt. Die bleiben zurück - und dürfen sich jetzt mit der quälenden Frage nach dem Warum beschäftigen. AMC versucht es mit einer Serie über die Anfänge des Computer-Booms. "Halt & Catch Fire" spielt in den frühen 80ern. Erzählt wird die Geschichte eines Visionärs, eines Ingenieurs und eines "Wunderkindes", deren Erfindungen sie in Konflikt mit den damaligen Computer-Platzhirschen bringen. Bei USA Network geht es nicht nur u.a. mit "Suits" weiter, mit "Rush" über einen Arzt, der vor allem aufs Geld schaut und "Satisfaction" über ein Paar, dessen Ehe in Trümmern liegt stehen auch zwei Neustarts an. TNT bringt natürlich Serien wie "Rizzoli & Isles", "Dallas" und "Falling Skies" zurück, hat mit "Murder in the First", wo sich ein Kriminalfall über die gesamte Staffel zieht, und "The Last Ship" auch neues im Angebot. In "The Last Ship" kehrt ein Zerstörer der US-Marine vom Einsatz zurück. Doch die Besatzung stellt fest, dass weite Teile der Menschheit von einer Pandämie dahingerafft wurden. 

Im Folgenden ein Überblick über die Serienstarts der nächsten Wochen - soweit die Termine schon bekannt sind und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Bei gefetteten Titeln handelt es sich um neue Serien.

05.05.: 24: Live another Day (FOX)
11.05.: Penny Dreadful (Showtime)
21.05.: Motive (ABC)
22.05.: Gang Related (FOX)
27.05.: The Night Shift (NBC)
29.05.: Undateable (CBS)
30.05.: Crossbones (NBC)

01.06.: Halt & Catch Fire (AMC)
02.06.: Longmire (A&E)
02.06.: Mistresses (ABC)
04.06.: Jennifer Falls (TV Land)
06.06.: Orange is the New Black (Netflix)
09.06.: Murder in the First (TNT)
09.06.: Major Crimes (TNT)
10.06.: Pretty Little Liars (ABC Family)
10.06.: Royal Pains (USA)
10.06.: Chasing Life (ABC Family)
11.06.: Suits (USA)
11.06.: Graceland (USA)
14.06.: Backpackers (The CW)
14.06: Seed (The CW)
15.06.: The Leftovers (HBO)

16.06.: Switched at Birth (ABC Family)
16.06.: The Fosters (ABC Family)
17.06.: Rush (USA)
17.06: Satisfaction (USA)
17.06.: Perception (TNT)
17.06.: Rizzoli & Isles (TNT)
19.06.: Dominion (Syfy)

22.06.: The Last Ship (TNT)
22.06.: Falling Skies (TNT)
22.06.: True Blood (HBO)
24.06.: Covert Affairs (USA)
25.06.: Taxi Brooklyn (NBC)
25.06.: Young & Hungry (ABC Family)

25.06.: Mystery Girls (TNT)
29.06.: Reckless (CBS)
30.06.: Under the Dome (CBS)
09.07.: Extant (CBS)
10.07.: Working the Engels (NBC)
10.07.: Welcome to Sweden (NBC)

11.07.: Hemlock Grove (Netflix)
17.07.: Rookie Blue (ABC)
01.08.: The Killing (Netflix)
18.08.: Dallas (TNT)
20.08.: Franklyn & Bash (TNT)
20.08.: Legends (TNT)

Aktuelle Meldungen der Woche

Netflix© Netflix
Die Geschäfte von Netflix laufen weiterhin prächtig. Im ersten Quartal hat man die Erwartungen der Experten übertroffen. 1,27 Milliarden Dollar hat Netflix umgesetzt, ein Jahr zuvor waren es nur 1,02 Milliarden Dollar gewesen. Der Nettogewinn lag bei 53 Millionen Dollar, ein Jahr zuvor waren es nur drei Millionen Dollar gewesen. Auch die Abonnentenzahl wächst weiterhin stark: In den ersten drei Monaten des Jahres kamen allein in den USA 2,27 Millionen weitere Abonnenten dazu, 35,67 Millionen waren es Ende März. Außerhalb der USA zählte Netflix weitere 12,68 Millionen Abonnenten, 1,75 Millionen mehr als zum Jahreswechsel. Die Investition in eigene Serien zahlt sich also offenbar aus. In diesem Bereich geht Netflix dabei nun sogar neue Wege und hat erstmals eine nicht-englischsprachige Serie in Auftrag gegeben. Das noch namenlose Projekt wird auf spanisch gedreht und handelt von einer Familienfehde, die sich nach dem Tod des Besitzers unter dessen Erben entspinnt. Bei dem Projekt, das in Mexico gedreht wird, werden Hauptdarsteller Luis Gerardo Mendez und Regisseur Gaz Alazraki wie schon bei "We are the Nobles" zusammenarbeiten. Für weiteren Seriennachschub bei Netflix soll zudem Mitch Hurwitz sorgen. Der kreative Kopf hinter "Arrested Development", das von Netflix wiederbelebt worden war, hat einen mehrjährigen Entwicklungs-Deal mit Netflix geschlossen.

HBO Logo© HBO
Neben der Produktion eigener Serien versuchen sich die Streaming-Anbieter auch durch andere exklusive Inhalte von der Konkurrenz abzuheben. Amazon hat dafür für sein Prime Instant Video HBO als Partner gewonnen. Es ist das erste Mal, dass HBO seine Serien innerhalb der USA an einen Streaming-Partner abgibt. Allerdings handelt es sich natürlich nicht um neue Ware - wer die sehen will, muss weiterhin ein nicht ganz billiges HBO-Abo abschließen. Stattdessen kann Amazon Prime Klassiker wie "The Sopranos", "Six Feet Under", "The Wire", "Band of Brothers" oder "Deadwood" zeigen. Von aktuellen Serien wie "Boardwalk Empire" oder "True Blood" gibt es nur die ersten Staffeln zu sehen. Bis die gerade frisch gestartete Serie "Silicon Valley" den Weg zu HBO finden wird, wird also noch eine lange Zeit vergehen. HBO-Abonnenten können sich aber schonmal über mehr Folgen freuen: Nach nur drei Folgen hat der Pay-TV-Anbieter entschieden, die Serie um eine zweite Staffel zu verlängern. Auch die Comedy "Veep" wurde um eine weitere, die nunmehr vierte Staffel verlängert.

Discovery Channel© Discovery Networks
Nach dem verheerenden Lawinen-Unglück auf dem Mount Everest, das 13 Sherpas das Leben gekostet hat, hat Discovery die eigentlich geplante Live-Übertragung eines Sprungs mit einem Wing-Suit vom Gipfel des höchsten Berges der Welt abgesagt. Nachdem das Team um den Bergsteiger Joby Ogwn aber bereits vor Ort im Basislager war, dreht Discovery nun stattdessen eine Dokumentation über das Unglück und die Rettungsarbeiten. "Everest Avalanche Tragedy" wird am 4. Mai um 21 Uhr gezeigt und läuft weltweit in 224 Ländern. "Wir waren am Mount Everest um Geschichte zu schreiben, stattdessen wurden wir Augenzeugen, wie Geschichte geschrieben wurde", so Eileen O'Neill von Discovery. "Es ist wichtig, diese Geschichte zu erzählen und alle Sherpas, die ihr Leben verloren haben, zu ehren."

Cuba Gooding, Jr.© Linda D. Kozaryn
Der Trend der Mini-Serien macht auch vor dem Sender BET nicht Halt. Dieser hat nun zum ersten Mal eine fiktionale Mini-Serie namens "The Book of Negroes" bestellt, die auf dem gleichnamigen mit Preisen ausgezeichneten und historisch verankerten Buch von Lawrence Hill basiert. Der sechsteiligen Serie angeschlossen hat sich auch Cuba Gooding Jr. ("Jerry Maguire"), der einen Part in der Geschichte über die Sklaverei einnehmen wird. Des Weiteren hat der Sender im Zuge der Programmvorstellung verkündet, der Drama-Serie "Being Mary Jane" eine zweite Staffel zu spendieren und die Comedy-Serie "The Game" in eine achte Runde zu schicken.

Neuigkeiten von der Besetzungscouch

John Turturro© david_shankbone/flickr (CC BY 2.0)
Und auch in Sachen Personalien ist einiges los. Der überraschende und frühe Tod von James Gandolfini ("The Sopranos") im letzten Jahr hinterließ auch beim Mini-Serienprojekt "Criminal Justice" über den New Yorker Anwalt Jack Stone eine Lücke. Eigentlich sollte Robert DeNiro in diese Rolle schlüpfen, doch dieser hat aus zeitlichen Gründen abgesagt. Überlassen hat er den Part nun John Turturro, mit dem dieser bei "Wie ein wilder Stier" 1980 vor der Kamera stand. Meg Ryan schlüpft unterdessen rund ein viertel Jahrzehnt nach dem Film "Harry und Sally" wieder in die Rolle einer Sally. Die Parallele beschränkt sich dabei jedoch nur auf den Namen, denn weder wird sie nochmals in einem Restaurant öffentlich einen Orgasmus vortäuschen, noch überhaupt zu sehen, sondern nur zu hören sein. Ergattern konnte die Schauspielerin nämlich den Part des Voice-Over des Charakters Sally bei "How I Met Your Dad", womit nun auch das weibliche Pendant zum Erzähler Bob Saget aus "How I Met Your Mother" gefunden ist. Sie wird in ihrem Fall zur älteren Erzählerin der Geschichte über das Kennen- und lieben lernen ihres späteren Ehemanns und Vaters.

Seth Meyers© david_shankbone/flickr (CC BY 2.0)
Einen Gast-Part bei der Mutterserie "How I Met Your Mothe" hatte auch mal Sarah Chalke inne, die dann aber den Protagonisten Ted Mosby vor dem Altar stehen ließ und nicht zur Auserwählten werden konnte. Ergattern konnte die sprachbegabte Ex-"Scrubs"-Darstellerin (Elliot Reid) nun jedoch eine Rolle im Amazon-Pilot "Really", wo sie unter anderem neben Selma Blair und Jay Chandrasekhar zu sehen sein wird. Darin wird sie eine verheiratete und arbeitstätige Mutter spielen, deren Mann eine Affäre im Freundeskreis aufdeckt, was diesen kräftig durcheinander wirbelt. Ob "Really" dann auch wirklich in Serie gehen wird, wird aber, wie bereits bei anderen Projekten erprobt, von der Meinung der Amazon-Kunden abhängen. Diese ist bei der Emmy-Verleihung bekanntlich sekundär, weil das Urteil der Jury ausschlaggebend ist. Am 25. August wird sie dieses Jahr in Los Angeles zelebriert und gefunden werden konnte nun auch der Gastgeber des Abends. Bei der 66. Verleihung des bedeutendsten Fernsehpreises wird der Gastgeber der "Late Night"-Show Seth Meyers durch den Abend führen.

US-Quoten-Update

Scandal© ABC
"Scandal" schreibt seine Erfolgsgeschichte bei ABC fort: Das Finale der dritten Staffel stellte mit 10,57 Millionen Zuschauern einen neuen Reichweiten-Rekord auf und überbot den Staffel-Auftakt noch knapp um 50.000 Zuschauer. In der Zielgruppe blieb die Serie zwar leicht hinter dem Bestwert zurück, mit 3,4/11 Prozent kann man bei ABC aber trotzdem überaus glücklich sein. In einer Zeit, in der fast alle Network-Serien an Reichweite verlieren, gewann "Scandal" über die gesamte Staffel gesehen im Schnitt 1,6 Millionen Zuschauer dazu, das Zielgruppen-Rating lag bei Staffel 1 noch bei 2,0, bei Staffel 2 bei 2,5 und bei Staffel 3 nun bei im Schnitt 3,1. "Scandal" hat damit "Grey's Anatomy" in der Zielgruppe als erfolgreichste Dramaserie von ABC deutlich überholt, nur "Modern Family" erreicht als Sitcom noch mehr junge Zuschauer.

The Crazy Ones© Twentieth Century Fox Film Corporation
Andere Staffelfinals fielen da weniger erfreulich aus. Die CBS-Sitcom "The Crazy Ones" sahen zum Abschied nur noch 5,2 Millionen Zuschauer, mit 1,3/4 Prozent in der Zielgruppe markierte die letzte Folge der ersten Staffel auch den bisherigen Tiefpunkt. "The Crazy Ones" ist eine der wenigen Serien, zu deren Zukunft sich CBS noch nicht geäußert hat - angesichts der Entwicklung stehen die Chancen auf eine zweite Staffel nun alles andere als gut. Ebenfalls noch offen ist der Verbleib von "Community" bei NBC. Dort lief am letzten Donnerstag ebenfalls das Staffelfinale: 2,9 Millionen Zuschauer schalteten hier ein, 1,0/4 Prozent war der Marktanteil in der Zielgruppe. Alles andere als glänzende Werte - aber NBC hat schon deutlich größere Tiefschläge erlebt. Insofern könnte es hier für eine sechste Staffel reichen. Später am Abend endete auch "Parenthood" vor rund vier Millionen Zuschauern und 1,3/4 Prozent in der Zielgruppe (Rating/Share). Einer Fortsetzung dürfte da wohl nichts im Wege stehen.

Salem© WGN America
Unter Druck geraten die Networks auch dadurch, dass immer mehr Kabelsender ins Geschäft mit eigenproduzierten Serien einsteigen. Dazu gehört auch der Sender WGN America, wo mit "Salem" zum ersten Mal eine eigenproduzierte Serie Premiere feierte. Der Lohn: 1,5 Millionen Zuschauer sahen bei der Premiere am Sonntag um 22 Uhr zu, darunter 647.000 18- bis 49-Jährige. Damit hat der Sender seine Durchschnittsquoten auf diesem Sendeplatz in der Zielgruppe mal eben mehr als versiebenfacht. Rechnet man auch noch die Zuschauer dazu, die WGN mit Wiederholungen den Abend über noch eingesammelt hat, kommt die Premieren-Folge auf 2,3 Millionen Zuschauer. Für einen Neuling eine durchaus beeindruckende Zahl, zumal wenn man bedenkt, dass WGN America derzeit weniger als zwei Drittel der US-Haushalte erreicht. Nach "Salem" steht noch im Juli mit "Manhattan" schon die nächste Serien-Premiere auf dem Programm. Für 2015 ist dann die Event-Serie "Ten Commandments" angekündigt.