ACHTUNG, SPOILER! Wenn Sie nicht wissen wollen, was im Staffelfinale von "Game of Thrones" und im Staffelfinale von "Silicon Valley" passiert, sollten Sie nicht weiterlesen.

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Ach, Sie sind ja noch da. Wie schön! Diese Woche war eine schwere Woche für mich - aus Seriensicht. Denn ich musste gleich zweimal Abschied nehmen. Von den intriganten, machtlüsternen Figuren aus "Game of Thrones" und den glücklosen, naiven Charakteren aus "Silicon Valley". Überraschenderweise fiel mir der Abschied von der Comedy schwerer - obwohl die "GoT"-Staffel gut war. Und das kam so: Montag und Dienstag musste ich - wie vermutlich Millionen andere Menschen auch - viel Mühe aufbringen, um "Game of Thrones"-Spoilern zu entgehen. An Tagen wie diesen hasse ich die Vernetzung. Ja, Sie haben natürlich Recht: Ich hätte einfach zwei Tage lang den Sozialen Netzwerken fern bleiben können. Aber das kann ich nicht, das ist nicht mein Ding. Ich habe die Zeit reduziert, immer sofort weggeschaut und weggeklickt, wenn nur ansatzweise ein "Game of Thrones"-Hinweis im Wort oder im Bild zu sehen war. So konnte ich zumindest verhindern, dass ich mitbekomme, was genau passiert.

Was mir aber natürlich nicht entging: Dass etwas passiert, das sehr viele Zuschauer entsetzt. Nun gut, als erfahrene "GoT"-Guckerin war mir sowieso klar, dass ein Darling sterben würde. Und dass der- oder diejenige keinen sanften Tod erleiden würde, war ebenfalls absehbar. Doch durch das Entsetzen, das im Netz zu spüren war, hatte ich richtig fiese Entwicklung erwartet. Dass Tyrion stirbt, zum Beispiel. Oder Sansa. Oder Daenerys. Oder die Drachen. Ich hatte sogar überlegt, aus der Serie auszusteigen, wenn eins der vier Dinge passiert wäre (ob ich nächstes Jahr dann wirklich nicht weitergeguckt hätte, steht auf einem anderen Blatt). Es war wie so oft: Man erwartet das Schlimmste - und dagegen ist das, was dann wirklich passiert, fast schon harmlos. Außerdem bin ich mir nicht sicher, dass Jon Snow wirklich tot bleibt. Schließlich ist kurz vor seinem Tod Melisandre auf Castle Black eingetroffen ...

Ganz anders der Fall bei "Silicon Valley": Ich hatte keinerlei Vorahnung, was mich erwartet. Und es wurde toll! Ich habe viel häufiger mitgelitten und mich mitgefreut als beim "Game of Thrones"-Staffelfinale (naja, zum Freuen gab es bei "GoT" ja eh nichts). Herrlich absurd, manchmal richtig böse und in jeder Minute überraschend. Jetzt will ich dringend wissen, wie es mit dem Start-up Pied Piper weitergeht, wie Richard und seine Jungs den Kampf gegen den Riesen-Konzern Hooli und seinen Chef Gavin Belson weiterführen werden. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich das Gefühl, dass sie wirklich eine Chance haben könnten. Wobei ich natürlich weiß, dass es eine Comedy ist - die Charakterentwicklung ist begrenzt, wie man auch schon Staffel zwei anmerken konnte. Und was mich besonders gefreut hat: Plötzlich spielt wieder eine Frau eine größere Rolle - Investoren-Chefin Laurie Bream (Suzanne Cryer) -, zumal es sich dabei um eine ungewöhnliche Frauen-Figur handelt. Ich bin begeistert und kann es kaum abwarten, die nächste Staffel zu sehen. Genau das Gefühl, das ich mir wünsche, wenn die Staffel einer guten Serie endet.  

Am Donnerstag habe ich übrigens festgestellt, dass lineares Fernsehen am Nachmittag auch interessant sein kann. Ich habe durchgeschaltet, um mich von irgendeinem Text, bei dem ich gerade nicht weiterkam, abzulenken. Und da landete ich im Vorspann der 80er Krimi-Serie "Hart aber herzlich", in dem Butler Max seine Arbeitgeber Jonathan und Jennifer Hart, die Protagonisten der Serie, vorstellt. (Ich hatte ganz vergessen, welch schöne tiefe Stimme Max hat!). Und zum Beschreiben von Jonathan Hart benutzt Max das Wort "Selfmade-Millionär". Selfmade-Millionär! Das Wort habe ich ewig nicht gehört. Gibt es heutzutage überhaupt noch solche Millionäre? Oder sind das dann Start-up-Millionäre? Und wann qualifiziert man sich als "Selfmade-Millionär"? Wenn man durch ein Handwerk die Millionen verdient hat? Oder nur, wenn man das Unternehmen selbst aufgebaut hat? Diesem - zugegebenermaßen ziemlich unnützen - Gedanken hing ich noch ein bisschen nach, guckte den Anfang der Folge, schaltete dann ab. Ach und jetzt fällt mir ein, dass ich eigentlich noch nachschauen wollte, was aus der Schauspielerin geworden ist, die die Jennifer Hart gespielt hat. Oh, Stefanie Powers lebt noch, ist mittlerweile 72 und spielt immer noch in Fernsehfilmen mit. Wie schön.

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das alles gucken, über das ich schreibe?

"Game of Thrones", Staffel fünf: Die Staffel ist am 15. Juni zu Ende gegangen. Läuft bei Sky. Seit 27. April zeigt Sky auch die synchronisierte Fassung. Die Staffel gibt es zum Beispiel auch bei iTunes. In den vergangenen Jahren hat RTL2 ein paar Monate nach dem US-Ende der Staffel die aktuellen Folgen kurz nacheinander gezeigt. Es ist davon auszugehen, dass das auch für die fünfte Staffel passiert.

"Silicon Valley", Staffel 2: Ist ebenfalls am 15. Juni zu Ende gegangen, läuft ebenfalls bei Sky. Staffel 1 gibt es unter anderem bei den Streaminganbietern Amazon Instant Video, iTunes und Sky Online.

"Hart aber herzlich": ZDFneo zeigt derzeit wochentags nachmittags immer zwei Folgen nacheinander. Alle fünf Staffeln gibt es bei Watchever. 

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