Negan (Jeffrey Dean Morgan) in © AMC

Übrigens: Folgender Text enthält KEINE Spoiler.

Dieser Mann hat dafür gesorgt, dass ich mich wieder für "The Walking Dead" interessiere: Negan, gespielt von Jeffrey Dean Morgan. Im Finale der sechsten Staffel tauchte er zum ersten Mal auf und stand im Zentrum eines Cliffhangers, der viele, viele Serienfans monatelang beschäftigt hat. Und ausgerechnet diese Folge habe ich angeschaut, obwohl ich "The Walking Dead" irgendwann in Staffel zwei aufgegeben habe, weil es mir zu langweilig wurde. 

Wie es dazu kam? Weil die Serie weltweit für große Begeisterung sorgt und daher für mich in die Kategorie "wichtig" fällt, habe ich die Entwicklungen weiter verfolgt und immer mal wieder einen Blick reingeworfen. (Was zugegebenermaßen sehr einfach war, weil mein Mann sie weitergeschaut hat.) So habe ich nicht nur die Tour der Rick-Reisegruppe im Groben mitbekommen, sondern kenne auch die wichtigsten Neuzugänge und Verluste - um jederzeit ohne großen Aufwand wieder einsteigen zu können, sollte das irgendwann nötig werden. Und weil die Serie berühmt-berüchtigt ist für ihre Cliffhanger, hatte ich da natürlich auch ein Auge drauf.

Außerdem war ich auf diese neue Figur Negan gespannt, seit mir eine Freundin erzählt hatte, dass sie - als Kennerin der Comics - sich auf ebendiesen Charakter in der Serie freue. Also habe ich das Finale von Staffel sechs angeschaut. (Und habe mich nachher über die Langatmigkeit aufgeregt, mit der die entscheidende Szene - Ricks Gruppe gegen Negans Gruppe - erzählt wurde.) Den Cliffhanger an sich fand ich etwas zu billig inszeniert. Aber - hey - Zombieserie. Wer braucht da schon Subtilität? Und: Er hat ja seinen Zweck erfüllt. Die Leute waren elektrisiert und spekulierten, was das Zeug hielt.

Als mir Montagmorgen im Netz die "War das zu brutal?"-Diskussion entgegenschrie, war mir klar: Oh, auch den Staffelauftakt muss ich sehen. Ob ich entsetzt war? Nein, das war ich nicht. Szenen wie diese sind es, die für mich zu "The Walking Dead" gehören. Es ist nun mal eine Zombie-Splatter-Serie, wie sie im Comic-Buche steht. Und dass sich die Gewalt auch gegen Menschen richtet, ist nur folgerichtig: Die Serie zeigt die Verrohung des Menschen in einer postapokalyptischen, feindlichen Umgebung. Wenn sich die Gewaltexzesse nur auf Zombies beschränken würden, hätten die Drehbuchautoren die Idee nicht konsequent verfolgt. Es ist ja nun mal auch nicht so, dass dieser Gewaltausbruch überraschend kommt - in jeder Staffel wurde die Brutalität erhöht. Dass hier nun, für die fieseste aller Figuren, ein besonders blutiges Entrée gewählt wurde, passt zum Ton der Serie und dazu, dass der Überlebenskampf Mensch gegen Mensch eskaliert.

Kommen wir zu Negan. Mir gefällt die Figur. Er personifiziert das ultimative Böse, er ist der Abgrund der Menschheit, er ist das, zu dem der Mensch werden kann, wenn die Gesellschaft zusammenbricht und Humanität und Moral versagen. Diesen besonderen Charakter in dieser speziellen Umgebung zu beobachten, finde ich sehr faszinierend. Und das werde ich von nun an wieder wöchentlich tun. (Jetzt hoffe ich allerdings sehr, dass er nicht doch noch tief drin ein weiches Herz verpasst bekommt oder eine rührselige Geschichte, wie er zu dem werden konnte, was er jetzt ist. Denn dann bin ich wieder raus.)

Ach so, und ich mag den Schauspieler - ich mochte seine Art in "Grey's Anatomy" oder besonders in "The Good Wife". Jeffrey Dean Morgan jetzt in einer bösen Rolle zu sehen, ist für mich etwas Neues - und erhöht die Faszination.

Eine Randbemerkung: Was mich nach sechs Jahren immer noch überrascht, ist, dass die Showrunner von "The Walking Dead" die Gewalteskalation so konsequent durchziehen dürfen, wie sie es tun. Schließlich ist der Sender AMC zwar ein Kabel-Sender - aber eben einer, der sich nur teilweise über Abos finanziert, der Rest kommt über Werbung rein. Und da ist man eben grundsätzlich auf ein Umfeld bedacht, das potenzielle Werbekunden nicht abschreckt.  

Wer jetzt gerne wissen will, was in der Folge Entscheidendes passiert ist, für den könnte folgender Clip etwas sein: die wichtigsten Szenen mit Lego nachgespielt. Täuschend echt, sogar mit Blut! 

Und noch drei Gucktipps und ein Hörtipp zum Schluss:

Emanzipation: Noch vor fünf Jahrzehnten gaben in Redaktionen die Männer den Ton an, sie schrieben die Artikel, die Frauen durften - wenn überhaupt - zuarbeiten. Auch wenn heutzutage in den Führungspositionen von Medien weiterhin hauptsächlich Männer zu finden sind, so hat sich seitdem doch einiges getan. Die Serie "Good Girls Revolt" arbeitet die Zeitgeschichte auf und erzählt von drei Frauen, die in den 60er-Jahren gegen die althergebrachte Geschlechterhierarchie bei einem fiktiven US-Nachrichtenmagazin aufbegehren. Spannendes Thema, die erste Folge war vielversprechend - seit Freitag ist die komplette erste Staffel bei Amazon Prime verfügbar.

Düster I: Wer die Serie "Fargo" noch nicht gesehen hat - ZDF Neo zeigt Staffel 1 ab 3. November wöchentlich. Außerdem werden die Folgen dann auch bei Funk, dem jungen Angebot von ARD und ZDF, zu sehen sein - unter funk.net und in der Funk-App. Die Serie gibt's übrigens unter anderem bei folgenden Streaminganbietern: Amazon Video, iTunes, Maxdome, Netflix.

Düster II: "Norskov", eine herrlich trostlose dänische Polizeiserie, startet am 3. November bei Arte. Die Folgen gibt's dann wie immer praktischerweise auch in der Arte-Mediathek.  

Eigenwerbung 😇 : Die Anwaltsserie "The Good Wife" ist diese Woche Thema im DWDL.de-Podcast "Seriendialoge". Serienforscher Sebastian Armbrust hat sie sich ausgesucht, weil sie seiner Meinung nach zu den besten Serien derzeit gehört - obwohl es sich um eine Network-Serie handelt. 

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Die siebte Staffel "The Walking Dead": Die neuen Folgen gibt’s in Deutschland am Montagabend nach der US-Ausstrahlung bei Fox zu sehen. Außerdem sind sie bei Sky Go und Sky Ticket abrufbar.

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