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Sat.1: Der aus der Not geborene Spielfilmsender tritt auf der Stelle

Im Februar hat Andreas Bartl, Chef der ganzen deutschen ProSiebenSat.1-Sender, Sat.1 zur Chefsache gemacht, nachdem der glücklose Guido Bolten dem Sender nach nur 14 Monaten wieder den Rücken gekehrt hatte. Blickt man nur auf die Quoten, dann hat sich seitdem nicht viel getan. In der Zielgruppe ging der Senderschnitt im Vergleich zum Vorjahr minimal um 0,1 Prozentpunkt auf 10,7 Prozent zurück. Das vierte Jahr in Folge verharrte Sat.1 somit unter der 11-Prozent-Marke. Auch innerhalb des Jahres ist kein nennenswerter Aufwärtstrend zu erkennen: Seit Juni gelang nur einmal ganz knapp das Knacken der 11-Prozent-Marke. Auch beim Gesamtpublikum ging es bergab: Hier sank der durchschnittliche Marktanteil sogar um 0,3 Prozentpunkte auf 10,1 Prozent.

Die noch immer ungelösten Probleme des Senders sind schnell benannt. Zum Einen wäre da der Vorabend: Die Musik-Telenovela "Hand aufs Herz" brachte nicht den erhofften Aufschwung, "Schicksale" konnte den 19 Uhr-Platz nicht sanieren und ist schon wieder verschwunden. Dazu kommt noch: Sat.1 leidet an einem massiven Mangel an erfolgreichen seriellen Formaten in der Primetime. Zwar gelangen mit "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" endlich wieder Erfolge mit deutschen Serien und für den Freitag fand man erstmals seit langem mit "Die perfekte Minute" und "Mein Mann kann" auch wieder zwei erfolgreiche Shows. Doch nachdem die ersten Staffeln vorüber waren, fehlte plötzlich der Nachschub.

 

 

Die kurzfristige Lösung hieß immer: Filme. Montags ersetzten sie die Serien, mittwochs die erfolglosen Dokusoaps und Serien-Wiederholungen, freitags die erfolglosen Show-Formate "Die Hit-Giganten" und "Deutschlands Meisterkoch". Aus der Not heraus mutierte Sat.1 so plötzlich zum Film-Sender Nummer 1: Zeitweise zeigte Sat.1 tatsächlich montags bis freitags durchgehend Filme. Das mag kurzfristig für Entlastung sorgen, doch für einen nachhaltigen Aufschwung sind mehr Erfolgsformate nötig.

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Das Erste: Die WM verhindert Schlimmeres

2009 war Das Erste mit nur noch 12,7 Prozent Marktanteil auf den schwächsten Wert seiner Geschichte abgerutscht. Insofern kamen Fußball-WM und Olympia in diesem Jahr gerade richtig: Mit Hilfe dieser Sport-Großereignisse gelang es dem Ersten, Schlimmeres zu verhindern und den Senderschnitt wieder um 0,5 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent zu steigern. Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es sogar 0,7 Prozentpunkte auf nun 7,3 Prozent Marktanteil hinauf.

Doch wirklich positiv klingt beides nur auf den ersten Blick. Die Verluste des Vorjahres konnten damit nämlich weder beim Gesamtpublikum noch bei den 14- bis 49-Jährigen vollständig wettgemacht werden, 2010 war aus Quotensicht das zweitschwächste Jahr aller Zeiten für Das Erste. Zudem musste Das Erste nach sechs Jahren 2010 erstmals auch wieder die Marktführung beim Gesamtpublikum an RTL abgeben - was in einem WM-Jahr besonders schmerzt.

Bemerkenswert auch: Seit August lag Das Erste auch durchgehend unter dem Senderschnitt des Vorjahres - was nur noch mehr deutlich macht, dass der Aufschwung ein WM-Phänomen ist. Um so größer droht der Absturz 2011 zu werden. Um das zu verhindern, kommt es zum Einen vor allem auch auf ein Gelingen der viel zu spät angeschobenen Vorabendreform an. Bringen regionale Krimis und die Verlängerung der "Verbotenen Liebe" einen Aufschwung, könnte eine große Baustelle geschlossen werden. Zum Anderen wird spannend, wie sich die Reform des Abendprogramms und die insgesamt 5 Talkshows schlagen werden.

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ZDF: Der Fußball bringt kaum Entlastung

Beim ZDF gab es im Grunde die gleichen Vorzeichen wie beim Ersten: 2009 war das schwächste Jahr in der Geschichte des Senders, 2010 verhinderte der Fußball Schlimmeres. Doch der Aufschwung fiel hier erstaunlich gering aus: Trotz der Traumquoten während der WM erholte sich der Senderschnitt über das gesamte Jahr gesehen gerade mal um 0,2 Prozentpunkte auf nun 12,7 Prozent beim Gesamtpublikum. Im Vorjahr war es aber noch 0,6 Prozentpunkte nach unten gegangen. Auch das ZDF erlebte somit das zweitschwächste Jahr seiner Geschichte.

Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es immerhin um 0,4 Prozentpuntke hinauf - allerdings eben auf einem noch immer bedrückend niedrigen Niveau. Mit 6,7 Prozent in dieser Altersgruppe spielt das ZDF weiter keine allzu große Rolle bei den Unter-50-Jährigen und landete trotz Fußball einen ganzen Prozentpunkt hinter Vox.

Ein Problem des ZDF bleibt weiterhin der Nachmittag: Die neue Telenovela "Lena - Liebe meines Lebens" kann dort nicht überzeugen, die neuen "Topfrocker" erreichen meist nur einstellige Marktanteile beim Gesamtpublikum. In Angriff nimmt das ZDF die Optimierung der Primetime. So gibt's bald donnerstags Filme statt Serien und die "ZDF.reporter". Dass man mit Filmen aus Hollywood bei Jung und Alt punkten kann, zeigt das ZDF wie schon seit Jahren auch derzeit wieder um die Jahreswende. Ob das Portfolio aber genug Quotenstarkes für ein ganzes Jahr her gibt, muss sich nun erst noch zeigen.

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