"Big Brother" hilf! RTL II kommt nicht aus der Krise

Die Krise, in der RTL II steckt, will einfach nicht enden. Auch im April reichte es wieder nur für einen Marktanteil von 5,4 Prozent in der Zielgruppe, das war sogar noch minimal weniger als im März. Besonders der Vergleich mit dem Vorjahr offenbart aber das ganze Ausmaß der Krise: Im April 2010 holte RTL II noch einen ganzen Prozentpunkt mehr. Seit geschlagenen fünf Monaten hängt RTL II nun bereits auf diesem völlig enttäuschenden Quoten-Niveau bei um fünfeinhalb Prozent fest.

Die Show-Offensive ist bislang völlig wirkungslos verpufft und hat die Krise angesichts miserabler Quoten für Formate wie "Sing! Wenn du kannst" oder "Deutschlands klügste..." sogar eher noch verschlimmert. Der kurze Aufschwung mit den Montagsdokusoaps ist längst vergessen, der Serien-Mittwoch präsentierte sich mit "Stargate Universe" schwach, "True Blood" funktionierte allenfalls nach 23 Uhr. Immerhin: Mit "Warehouse 13" gab es zuletzt einen Lichtblick. Alle Hoffnungen dürften in Grünwald aber ausgerechnet auf einem Format ruhen, das man eigentlich am liebsten schon begraben hätte: "Big Brother".

Lange hatte RTL II gezögert, ob man das Format neu auflegen sollte, ließ den üblichen Termin zu Jahresbeginn verstreichen. Doch nicht zuletzt der Blick auf die Quoten-Tristesse dürfte dann zu einem Umdenken geführt haben. Wird "Big Brother 11" ähnlich erfolgreich wie im vergangenen Jahr, dürfte das den Quoten tatsächlich spürbar helfen, könnte man dadurch doch endlich den 19 Uhr-Sendeplatz wieder auf Vordermann bringen. Dort lief das einst so ordentlich gestartete "X-Diaries" zuletzt nur noch katastrophal. Ein funktionierender Vorabend ist aber für das Entkommen aus dem Quotental essentiell wichtig.

ProSieben und Sat.1 können zulegen - allerdings zu wenig

Die gute Nachricht für ProSiebenSat.1: Nach dem völlig verkorksten Start ins Jahr konnten sowohl Sat.1 als auch ProSieben im April endlich etwas Gas geben. Doch zufrieden zurücklehnen sollte man sich in Unterföhring keinesfalls: Sat.1 erreichte mit einem Marktanteil von 11,2 Prozent zwar den besten Wert seit einem Jahr - damals lag der Marktanteil allerdings noch 0,5 Prozentpunkte höher. Profitiert hat Sat.1 wie schon im April vergangenen Jahres unter anderem von den sehr starken Champions League-Übertragungen.

ProSieben legte im Vergleich zum April um 0,4 Prozentpunkte zu und kam auf 11,7 Prozent, den besten Wert seit einem halben Jahr. Doch die TV-Saison neigt sich ihrem Ende entgegen und das eigentlich ausgegebenen Ziel "Voll auf die 12" hat man auch im April wieder nicht erreicht. Ernüchternd ist auch hier der Vergleich mit dem Vorjahr: Im April 2010 konnte ProSieben noch 12,5 Prozent Marktanteil erreichen. Ein ähnliches Bild auch beim Gesamtpublikum: Beide Sender legten im Vergleich zum März zwar deutlich zu, lagen aber rund einen halben Prozentpunkt unter den Vorjahreswerten. 10,4 Prozent holte Sat.1, 6,4 Prozent ProSieben.

kabel eins als kleinstes Vollprogramm muss in diesem Jahr bislang ebenfalls etwas kleinere Brötchen backen als zuletzt noch 2010, als sogar die 7 Prozent-Marke in Angriff genommen wurde. In diesem Jahr hängt der Sender aber unter der 6-Prozent-Marke fest. Mit 5,7 Prozent ging es im April nochmal leicht nacht unten auf den schwächsten Wert seit November. Schöne Erfolge gab es unterdessen für den kleinsten der ProSiebenSat.1-Sender zu feieren: Sixx erreichte über Ostern neue Bestwerte und knackte sogar erstmals über einen gesamten Tag gesehen die 1-Prozent-Marke. Über den gesamten April hinweg lag der Marktanteil bei 0,3 Prozent, 0,1 Prozentpunkt höher als im Vormonat.

Das Erste und das ZDF brechen deutlich ein

Die im Vergleich zum März größten Verlierer waren Das Erste und das ZDF. Das Erste büßte 0,6 Prozentpunkte ein und fiel auf 12,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum zurück. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es einen Rückgang um 0,2 Prozentpunkte zu beklagen. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag man mit 6,1 Prozent Marktanteil sogar 0,8 Prozentpunkte unter dem April-Wert. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel versucht aber die wahren Probleme zu verschleiern, wenn sie in einem Interview beteuert, dass man für Sondersendungen zu Japan oder Libyen gerne niedrigere Quoten in Kauf nehme und sich das womöglich auf den Senderschnitt auswirke - denn die ARD hat im ganz Gegenteil im März, in dem der Großteil der Sondersendungen stattgefunden hatten, vom hohen Informationsbedürfnis stark profitiert, etwa weil die "Tagesschau" deutlich mehr Zuschauer hatte als gewöhnlich. Der April war gar der stärkste Monat seit Juli vergangenen Jahres. Für die beim Normalprogramm bestehenden Quotenprobleme nun Japan vorzuschieben, wirkt da schon ein bisschen billig.

Noch stärker abwärts als für Das Erste ging es im April für das ZDF. Hier sackte der Marktanteil gar um satte 1,3 Prozentpunkte ab. Mit 11,7 Prozent Marktanteil lagen die Mainzer nun wieder deutlich hinter der ARD. Kleiner Trost: Im April vergangenen Jahres hatte es mit sogar nur 11,3 Prozent Marktanteil noch schlechter ausgesehen. Damals hatte das ZDF allerdings auch sein Allzeit-Tief erreicht. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen ging es für das ZDF stark nach unten: Einen Prozentpunkt büßte das ZDF im Vergleich zum März ein, der Marktanteil lag bei nur noch 5,6 Prozent. Damit fiel das ZDF noch hinter kabel eins auf Platz 7 zurück.

RTL zieht an der Spitze einsam seine Kreise, Vox unter Vorjahr

Ungefährdeter Marktführer blieb natürlich auch im April wieder RTL, das nach dem nachrichten-geprägten März im April wieder deutlich um 0,6 Prozentpunkte zulegen konnte und die 19-Prozent-Marke zurückeroberte. 19,1 Prozent betrug der Marktanteil genau, das waren noch 0,3 Prozentpunkte mehr als im schon sehr starken Vorjahresmonat. Der Vorsprung auf das zweitplatzierte ProSieben betrug über sieben Prozentpunkte. Auch beim Gesamtpublikum liegt RTL weit vorn: 14,6 Prozent Marktanteil holten die Kölner, über zwei Prozentpunkte mehr als Das Erste. Im Vergleich zum März ging es um 0,9 Prozentpunkte hinauf.

Keine großen Sprünge macht hingegen derzeit Vox, das auch im April bei 7,4 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe verharrte und damit erneut klar unter dem Vorjahreswert blieb. Dennoch bleibt der Sender natürlich mit großem Vorsprung die stärkste Kraft in der zweiten TV-Liga. Beim Gesamtpublikum holte Vox einen Marktanteil von 5,5 Prozent.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat an. Quelle: DWDL-Recherche