RTL II hat es geschafft: Im August lag der Sender erstmals seit Oktober 2005 wieder vor Vox - und das ist längst nicht die einzige beeindruckende Zahl. Mit einem Marktanteil von 7,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen war RTL II nämlich zugleich so erfolgreich unterwegs wie seit fast neun Jahren nicht mehr. Man muss schon bis September 2004 zurückgehen, um einen besseren Monatsmarktanteil zu finden. Alleine gegenüber dem ohnehin schon starken Juli konnte sich RTL II nun noch einmal um 0,3 Prozentpunkte verbessern. Die Gründe für den Erfolg sind schnell gefunden: Die Vorabend-Soaps "Köln 50667" und "Berlin - Tag & Nacht" bewegten sich im August auf Rekordniveau und beflügelten damit den ganzen Sender.

Doch auch sonst lief es gut: Gleich mehrfach verzeichneten Spielfilme am Freitagabend zweistellige Marktanteile, hinzu kommen weitere erfolgreiche Eigenproduktionen wie "Die Kochprofis", "Frauentausch" oder "Die Wollnys 2.0". All diese Formte liefen so gut, dass sie etwa die enttäuschenden Quoten der Guinness-Show oder von Serien wie "Teen Wolf" und "Nikita" locker ausgleichen konnten. Vox verlor im Vergleich zum Vormonat indes 0,1 Prozentpunkte und kam auf 7,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Vor einem Jahr hatte Vox noch 7,9 Prozent erzielen können. Dass es diesmal nicht mehr wurde, lag unter anderem daran, dass die Serien-Wiederholungen am Montagabend teils völlig desolat liefen. Mit neuem Stoff könnte es im September also wieder nach oben gehen.

kabel eins konnte auch im August nicht mit  seinendirekten Mitbewerben mithalten, verbesserte sich im Vergleich zum Vormonat aber um 0,3 Prozentpunkte auf nunmehr 6,0 Prozent. Erstmals seit April vergangenen Jahres steht damit wieder eine Sechs vor dem Komma. Wäre das Experiment am Vorabend mit "Mein Lokal, Dein Lokal" und "Mein Zuhause, Dein Zuhause" nicht in die Hose gegangen, wäre wohl sogar noch etwas mehr möglich gewesen. Beim Gesamtpublikum kam kabel eins auf 4,2 Prozent Marktanteil, während RTL II 4,4 Prozent holte - hier ging es um jeweils 0,1 Prozentpunkte nach oben. Weil Vox mit seinen Formaten ein deutlich älteres Publikum anspricht als RTL II, konnten die Kölner Kollegen ihr Polster beibehalten. Mit 5,3 Prozent Marktanteil lag Vox zudem sogar nur 0,2 Prozentpunkte hinter ProSieben, das im Vergleich zum Juli 0,4 Prozentpunkte einbüßte.

ProSieben mit Verlusten, RTL-Talfahrt setzt sich fort

Noch deutlicher ging es für ProSieben aber in der Zielgruppe nach unten: Nachdem sich der Sender im Juni und Juli über die Marke von zwölf Prozent rettete, reichte es im August für nur noch 11,2 Prozent. Negativ wirkte sich dabei unter anderem das äußerst schwach gestartete Format "Reality Queens auf Safari" aus, aber auch die Schwäche von "Galileo", das inzwischen am Vorabend nicht selten nur noch einstellige Marktanteile einfährt. Der Abstand auf RTL vergrößerte sich aber trotz der Verluste nur leicht - weil der Kölner Sender fast ebenso kräftig verlor. Um 0,7 Prozentpunkte ging es für den Marktführer nach unten, sodass gerade mal noch ein Marktanteil von 13,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen übrig blieb. Schwächer lief es zuletzt im Juni 2008. Damals handelte es sich allerdings um einen EM-Monat.

Die aktuellen Quotenprobleme von RTL sind dagegen hausgemacht und hinreichend bekannt. Die Scripted Realitys bewegen sich am Nachmittag längst nicht mehr auf einstigen Flughöhen, zudem drückten bittere Flops wie "Wild Girls" und "Mama Mia" die Marktanteile weiter nach unten. Dass das "Familienduell" erfolgreich wieder zum Leben erweckt wurde, fällt da ebenso wenig ins Gewicht wie die guten Quoten, die der Serien-Neustart "Doc meets Dorf" einfuhr. Ein Ende der Probleme ist kaum in Sicht - gerade erst meldete sich "Wer wird Millionär?" mit weniger als 13 Prozent Marktanteil aus der Sommerpause zurück. Eine Stütze im Programm ist der Dauerbrenner damit also längst nicht mehr. Und auch das neue Frühmagazin "Guten Morgen Deutschland" kam nicht gerade mit Elan aus den Startlöchern.

Bitter ist inzwischen auch der Blick auf die Gesamt-Marktanteile, wo RTL ein Sturz in die Einstelligkeit droht. Nur noch 10,4 Prozent betrug der Marktanteil im August. Das waren nochmal 0,5 Prozentpunkte weniger als im Vormonat - schlechter lief es auch hier zuletzt im EM-Monat Juni 2008. An einstellige Werte hat man sich bei Sat.1 dagegen schon längst gewöhnt: Seit über einem Jahr liegt der Sender nun bereits unterhalb der 10-Prozent-Hürde. Näher kommt man ihr übrigens nur sehr langsam: 8,3 Prozent Marktanteil standen im August auf der Uhr und damit immerhin 0,2 Prozentpunkte mehr als im Juli. Bei den 14- bis 49-Jährigen verbesserte sich Sat.1 um 0,3 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent. Hier dürften nun sämtliche Hoffnungen auf "Promi Big Brother" liegen, das ab Mitte September die dringend notwendige Trendwende einläuten soll.

Öffentlich-Rechtliche machen Marktführerschaft unter sich aus

Marktführer beim Gesamtpublikum war auch im August wieder das ZDF. Die Mainzer punkteten erneut mit allerlei alter Krimi-Ware und retteten sich entsprechend gut durch den Sommer. Hinzu kommt der Quoten-Erfolg des Supercup-Spiels, das erst am Freitag mehr als sieben Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte. Der Lohn war ein überzeugender Monatsmarktanteil von 12,5 Prozent. Gegenüber Juli ging es damit für die Mainzer um 0,3 Prozentpunkte nach oben. Das Erste steigerte sich ebenfalls um 0,3 Prozentpunkte - wohl auch dank dem Ende der Bundesliga-Sommerpause. Mit 12,0 Prozent lag man aber erneut klar hinter dem ZDF. Bei den 14- bis 49-Jährigen bewegten sich die öffentlich-rechtlichen Sender hingegen mit jeweils 5,3 Prozent auf Augenhöhe. Das ZDF legte hier um 0,2 Prozentpunkte zu, Das Erste sogar um 0,3 Prozentpunkte.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
zum August 2012
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
zum August 2012
Das Erste
12,0
+0,3
+0,3
6,3
+0,3
-2,0
ZDF
12,5
+0,3
-0,6
6,3
+0,2
-1,7
RTL
10,4 -0,5
-0,1
13,3 -0,7
-0,5
Sat.1
8,3
+0,2
-0,8
9,2
+0,3
+0,1
ProSieben
5,5
-0,4
+/-0 11,2
-0,8
+0,7
Vox
5,3
-0,1
-0,2
7,3
-0,1 -0,6
RTL II
4,4
+0,1
+0,3 7,4
+0,3
+0,8
kabel eins
4,2
+0,2
+0,4
6,0
+0,3
+0,5

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche