Im Sommer gab es plötzlich unverhoffte Spannung auf dem deutschen TV-Markt. Im Juni verlor RTL nach 22 Jahren erstmals wieder die Marktführung in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen - was sich noch mit der WM erklären ließ. Doch im August konnte sich RTL auch ganz ohne WM nur noch mit Mühe und Not vorn halten: Ganze 0,2 Prozentpunkte trennte die Kölner noch von ProSieben. Doch der Machtwechsel an der Spitze, der zwischenzeitlich so nah schien, ist inzwischen wieder in weite Ferne gerückt. Nachdem RTL schon im September zulegen konnte, ging die kräftige Erholung im Oktober weiter.

Um 1,7 Prozentpunkte legte der RTL-Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im Vergleich zum September zu und lag mit 14,6 Prozent fast wieder auf dem Oktober-Wert des Vorjahres. Angesichts der massiven Abschläge zuletzt kann RTL das als Erfolg werten, zumal es der beste Monatswert seit dem Dschungel-geprägten Januar war. ProSieben verharrte hingegen auf dem bekannten Niveau und lag im Oktober bei 11,6 Prozent - also wieder ganze drei Prozentpunkte hinter RTL. ProSieben lag damit 0,3 Prozentpunkte unter dem Oktober-Wert des vergangenen Jahres.

Der Aufschwung gelang RTL nach den vielen gefloppten Neustarts des Saisonbeginns dabei vor allem mit Altbekanntem: Das "Supertalent" brachte samstags nach dem "Rising-Star"-Flop den Erfolg zurück, "Wer wird Millionär" lief unter anderem mit dem Jubiläumsspecial, aber auch regulären Ausgaben wieder stärker, auf "Bauer sucht Frau" ist weiterhin Verlass. Dazu kommt noch, dass die Experimente am Nachmittag bereits alle wieder aus dem Programm verbannt wurden - hier hat sich die Lage also ebenfalls wieder beruhigt. Dazu kamen natürlich auch noch die Länderspiele, die RTL zwei Mal hervorragende Quoten bescherten. In Deutz darf man also zunächst einmal durchatmen.

Das Erste fällt auf historischen Tiefstwert

Fußball hatte auch Das Erste im Programm: Die beiden DFB-Pokal-Abende sorgten gerade für jeweils mehr als sieben Millionen Zuschauer. Das sorgte zwar für einen kleinen Endspurt - doch es konnte nicht mehr verhindern, dass der Oktober aus Quotensicht auf den bisherigen Tiefpunkt sank. Gerade mal noch 11,1 Prozent betrug der Marktanteil beim Gesamtpublikum, 0,6 Prozentpunkte weniger als im Oktober vergangenen Jahres.

Die großen Probleme der ARD liegen dabei nicht in der Primetime. Zum Einen macht der Vorabend weiterhin massive Probleme. Der Versuch, am Freitag mit Comedy zu punkten, drückte das Quotenniveau sogar noch weiter, auch "Ein Fall für Liebe" legte gerade einen Fehlstart hin. Doch Das Erste hat tagsüber nicht nur am Vorabend Probleme: Wirklich gute Quoten holen nach dem "Morgenmagazin" eigentlich nur noch die beiden Telenovelas "Rote Rosen", "Sturm der Liebe" und "Brisant", sonst reicht es meist nur für Marktanteile im einstelligen Bereich.

Das ZDF kann hingegen auf einen starken Vorabend bauen und ist nicht zuletzt deswegen ungefährdeter Marktführer mit einem Marktanteil von 12,3 Prozent. Auch dort ging es im Vergleich zum Oktober letzten Jahres aber um 0,4 Prozentpunkte nach unten. Vor dem Ersten lag übrigens auch noch RTL, das sich auf 11,5 Prozent verbesserte, nachdem im Sommer noch einstellige Marktanteile erzielt worden waren. Sat.1 landete mit 8,5 Prozent Marktanteil deutlich dahinter. Bei den 14- bis 49-Jährigen verpasste Sat.1 übrigens erneut die Zweistelligkeit und musste sich mit 9,8 Prozent Marktanteil zufrieden geben.

RTL II profitiert von "The Walking Dead"

"Unser Dschungelcamp ist 'The Walking Dead'", sagte RTL II-Chef Andreas Bartl gerade anlässlich der Traumquoten, die die Serie in einer täglichen Programmierung am späten Abend erzielte. Im Monatsmarktanteil macht sich das natürlich bemerkbar - aber der Ausschlag ist nicht ganz so groß, wie man das vielleicht erwartet hätte. 6,7 Prozent betrug der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im September, im Oktber letzten Jahres hatte RTL II aber sogar noch die 7-Prozent-Marke überspringen können. Hier macht sich auch bemerkbar, dass "Köln 50667" sich am Vorabend gerade etwas schwerer tut. Mit im Schnitt 8,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ist die Soap zwar fraglos noch ein voller Erfolg, doch im Oktober 2013 wurden im Schnitt Abend für Abend eben noch über 12 Prozent Marktanteil erzielt.

Spürbar abwärts ging's nach dem starken September im Oktober für Vox. 7,0 Prozent betrug der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen noch, 0,4 Prozentpunkte weniger als einen Monat zuvor. Vox fehlte zuletzt beispielsweise "Die Höhle der Löwen". Daniela Katzenberger tat sich auf dem Sendeplatz ungleich schwerer. Auch mit seinen Serienabend hat Vox Probleme, sei es mittwochs, freitags oder in Teilen auch montags. Abwärts ging's unterdessen auch für kabel eins, das 0,3 Prozentpunkte verlor und noch 5,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen einfahren konnte. Größter Schwachpunkt ist hier der Sonntagabend, der mit "Mein Revier" und zuletzt "Toto & Harry" ein Totalausfall ist. Der Serienfreitag tut sich zudem ebenfalls schwer. Letztlich müsste kabel eins wohl schlicht wieder mehr in sein Programm investieren.

Und wie sieht's bei 14-59 aus?

Bei den 14- bis 59-Jährigen, auf die Teile des Marktes wie IP Deutschland inzwischen eher blicken, konnte RTL seine Marktführer-Position ebenfalls ausbauen. 13,8 Prozent betrug hier der Monatsmarktanteil, der Vorsprung auf den stärksten Verfolger war mit 3,6 Prozentpunkten auf Sat.1 (10,2 Prozent) noch größer als bei den 14- bis 49-Jährigen. Dahinter folgt ProSieben mit 9,0 Prozent Marktanteil, das ZDF mit 7,6 Prozent, Das Erste mit 7,3 Prozent und Vox mit 7,0 Prozent. RTL II kommt mit 5,6 Prozent Marktanteil noch deutlich vor kabel eins mit 5,0 Prozent über die Ziellinie.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Okt 13
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Okt 13
Das Erste
11,1
-0,2
-0,6
6,2 -0,1
-0,2
ZDF
12,3
-0,2
-0,4
5,8
-0,4
-0,5
RTL
11,5 +1,5
-0,2
14,6 +1,7
-0,2
Sat.1
8,5
-0,1
+0,1
9,8
+0,3
+0,2
ProSieben
5,9
+/-0
-0,1 11,6
-0,2
-0,3
Vox
5,5
-0,1
-0,1
7,0
-0,4
-0,2
RTL II
3,9
+/-0
-0,3 6,7
+0,3
-0,4
kabel eins
3,8
-0,1
-0,2
5,3
-0,3
-0,3

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche