Im Juni gelang es kabel eins zum ersten Mal seit drei Jahren, mit RTL II gleichzuziehen. Davon war der Sender nur einen Monat später allerdings schon wieder weit entfernt: Mit einem Minus von 0,4 Prozentpunkten machte kabel eins den Vormonatsgewinn von 0,4 Prozentpunkten wieder zunichte und lag in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bei einem Marktanteil von 5,4 Prozent. Gleichzeitig verbesserte sich RTL II um einen halben Prozentpunkt auf 6,3 Prozent und damit auf den besten Wert seit November.

Besonders erfolgreich war RTL II am Vorabend, wo "Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667" mit Marktanteilen von 13,7 und 13,5 Prozent neue Jahresbestwerte verzeichneten. Aber auch die "RTL II News" waren mit bis zu 10,7 Prozent so stark unterwegs wie noch nie in diesem Jahr. In der jungen Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen wurde mit einem Marktanteil von 25,5 Prozent sogar ein neuer Allzeich-Höchststand erzielt. Der durchschnittliche Marktanteil in der jungen Zielgruppe lag über den gesamten Monat hinweg bei 15,1 Prozent - seit dem Start im Jahr 1993 waren die "RTL II News" nie erfolgreicher als in diesem Juli.

Während man sich in Gründwald also freuen kann, dürfte die Laune in Deutz getrübt sein. Erstmals seit fast genau zwei Jahren wurde Vox nämlich von RTL II überholt - was zu einem guten Stück auch auf die Schwäche von Vox zurückzuführen ist. Für den Kölner Sender verschärfte sich die schon seit einiger Zeit andauernde Quoten-Krise im Juli weiter: Um weitere 0,3 Prozentpunkte ging es für Vox im Vergleich zum Juni nach unten - unterm Strich blieb ein Marktanteil von 6,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen hängen. Das war genauso wenig wie im Juli der vergangenen Jahres, doch anders als diesmal gab es damals mit der Fußball-WM außerordentlich harte Sport-Konkurrenz. Sieht man mal von solchen WM- und EM-Monaten ab, dann muss man schon gut zehn Jahre zurückgehen, um einen schwächeren Monatswert zu finden.

An Problemzonen mangelte es jedenfalls nicht: Der einst so starke Serien-Abend am Montag ist inzwischen für Vox aus Quotensicht ein einziges Desaster und am Mittwochabend meldete sich "Revenge" gerade erst mit einem neuen Tiefstwert zurück. Auch das Ende von "Sing meinen Song" am Dienstagabend macht sich bemerkbar - hier dürften die Hoffnungen aber zumindest auf die baldige Rückkehr der "Höhle der Löwen" ruhen. Weitere Sorgen bereitete in den zurückliegenden Wochen die Daytime: Auch weiterhin sucht Vox nach einer Lösung für seine Baustelle am Mittag, wo das Straßen-Quiz "Wer weiß es, wer weiß es nicht?" ebenso chancenlos ist wie diverse Krimi-Wiederholungen.

ProSieben kommt RTL näher, Sat.1 entfernt sich von Zweistelligkeit

Doch nicht nur Vox gehört in Köln derzeit zu den Sorgenkindern: Auch Marktführer RTL befindet sich weiterhin auf der Suche nach seiner Form. Zum dritten Mal in Folge musste der Sender nun schon Verluste hinnehmen - gegenüber Juni ging es noch einmal um fast einen halben Prozentpunkt auf nunmehr 12,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen nach unten. Große Quoten-Highlights blieben jedenfalls aus, sieht man mal vom Endspurt mit dem Sommer-Dschungel oder der Formel 1 ab, die ihren Abwärtstrend inzwischen stoppen konnte. Weil Formate wie "Christopher Posch - Ich kämpfe für Ihr Recht", "Die Bachelorette" oder "Hartwichs 100!" jedoch reichlich durchwachsen liefen, blieb auch am Monatsende eben nur ein sehr durchwachsener Marktanteil stehen.

ProSieben konnte den Rückstand unterdessen reduzieren und steigerte sich um 0,4 Prozentpunkte auf einen Marktanteil von 11,2 Prozent in der Zielgruppe. Dass das für ProSieben schon der beste Wert des Jahres war, sagt auch viel aus über die momentane Verfassung des größten RTL-Konkurrenten. Dass es überhaupt erstmals seit Februar wieder für den Sprung über die Marke von elf Prozent reichte, hat man besonders der neuen US-Serie "The 100" zu verdanken, die mit weit mehr als 20 Prozent Marktanteil einen herausragenden Start hinlegte und die "Empire"-Sorgen der vergangenen Wochen schnell vergessen machte. Hinzu kommt die noch immer verlässliche Sitcom-Schiene am Nachmittag, die so manche Quotendelle in der Primetime auszugleichen weiß.

Schwestersender Sat.1 musste leichte Verluste hinnehmen und kam im Juli auf einen Marktanteil von 9,2 Prozent in der Zielgruppe. Seit März hat der Sender, der eigentlich die Zweistelligkeit ins Visier nehmen wollte, einen halben Prozentpunkt eingebüßt. Die zunehmenden "Newtopia"-Probleme blieben auch in der Endabrechnung nicht unbemerkt. Dass das Ersatz-Programm nach der Absetzung noch schlechter lief, übrigens auch nicht. Gleichzeitig gerieten "Deal or no Deal" und "Tiere wie wir" am Abend ebenso unter die Räder wie die neue US-Serie "Navy CIS: New Orleans", die im Juli bittere Tiefstwerte hinnehmen musste. Auch "Forever" fiel nach ordentlichem Start zuletzt in den einstelligen Bereich.

Das Erste schwach wie nie, ZDF mit Problemen bei den Jüngeren

Blickt man aufs Gesamtpublikum, so erreicht schon seit geraumer Zeit kein Privatsender mehr einen zweistelligen Marktanteil: Mit 9,2 Prozent Marktanteil war RTL hier schon die stärkste Kraft - gegenüber Juni ging es um satte 0,5 Prozentpunkte bergab. Und so hatte das ZDF im Juli trotz eines Verlusts von 0,3 Prozentpunkten leichtes Spiel bei der Verteidigung der Marktführerschaft. Ein Marktanteil von 12,4 Prozent reichte den Mainzern für die lockere Spitzenposition, die man in erster Linie zahlreichen Krimis zu verdanken hat, die auch in der Wiederholung noch für starke Quoten gut sind. Ein schöner Erfolg gelang aber auch dem "heute-journal", das mehrfach sogar den Tagessieg einfuhr.

Geradezu dramatisch ist hingegen die Lage fürs Erste, das sich im Juli mit einem Minus von 1,1 Prozentpunkten nicht nur der mit Abstand größte Verlierer entpuppte, sondern sogar ein neues Allzeit-Tief hinnehmen musste. Auf gerade mal noch 11,0 Prozent belief sich der Marktanteil beim Gesamtpublikum, was zu einem gewissen Teil auch der Tour de France geschuldet ist. Die ersetzte nachmittags mehrfach den Quoten-Hit "Sturm der Liebe" und drückte noch dazu die Zuschauerzahlen des Boulevardmagazins "Brisant". Gleichzeitig machten sich unter anderem die Sommerpausen von "Tatort" und "Günther Jauch" bemerkbar, aber auch das Fehlen des Fußballs.

Beim jungen Publikum ging es für den Sender ebenfalls nach unten: Der Marktanteil lag bei 6,2 Prozent und damit einen ganzen Prozentpunkt tiefer als noch im Juni. Das reichte aber immer noch, um sich zumindest hier deutlich gegenüber dem ZDF zu behaupten. Die Mainzer verloren 0,7 Prozentpunkte und landeten bei völlig desolaten 5,4 Prozent. Man muss schon bis August 2011 zurückgehen, um einen noch schwächeren Monat zu finden. Vereinzelte Lichtblicke wie die erfolgreich gestartete Doku-Reihe "Make Love" waren am Ende nicht ausreichend, um die fehlende "heute-show" oder einen Flop wie die "Lars Reichow Show" zu kompensieren.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Juli 14
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Juli 14
Das Erste
11,0
-1,1
-4,0
6,2
-1,0
-4,6
ZDF
12,3
-0,4
-2,5
5,4
-0,7
-4,2
RTL
9,2
-0,5
+0,2
12,3 -0,4
+0,8
Sat.1
8,2
+0,2
+0,5
9,2
-0,1
+1,0
ProSieben
5,3 +0,1
+0,1 11,2 +0,4
+0,7
Vox
4,8 -0,1
+/-0
6,2
-0,3
+/-0
RTL II
3,8
+0,1
+0,2 6,3
+0,5
+0,2
kabel eins
4,0
-0,2
+0,4
5,4 -0,4
+0,1

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche