Mit stolzgeschwellter Brust nennt sich Sat.1 in diesem Jahr ebenfalls EM-Sender, weil man die Übertragungsrechte an den sechs Spielen erworben hat, die am letzten Gruppenspieltag parallel mit jenen laufen, die bei ARD und ZDF zu sehen sind. Der Haken: Das Wahlrecht, welches Spiel bei welchem Sender läuft, liegt bei den Öffentlich-Rechtlichen. Insofern dürfte den Verantwortlichen von vornherein klar gewesen sein, dass es nicht ganz leicht wird, gegen die Konkurrenz wirklich zu punkten. Doch die Zahlen des ersten EM-Tages von Sat.1 sind auch gemessen daran ziemlich ernüchternd.

Während im ZDF im Schnitt 11,85 Millionen Zuschauer die torlose Partie zwischen der Schweiz und Gastgeber Frankreich verfolgten und damit trotz Parallel-Spiel sogar wieder etwas mehr Zuschauer erreicht wurden als bei den Primetime-Spielen an den beiden Tagen zuvor, entschieden sich während der ersten Halbzeit gerade mal 890.000 Zuschauer für Sat.1. Das reichte nur für einen Marktanteil von 2,5 Prozent beim Gesamtpublikum und 3,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Es lässt sich aber auch ein positiver Aspekt aus den Zahlen herauslesen: Nachdem die Albaner kurz vor der Halbzeit in Führung gegangen waren, konnte Sat.1 im Lauf der zweiten Hälfte einige Zuschauer vom ZDF zu sich locken bzw. wohl auch so manchen vorherigen "Tatort"-Zuschauer abgreifen. Die Reichweite während der zweiten 45 Minuten stieg jedenfalls deutlich auf 1,42 Millionen an. Mit 4,7 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 4,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen lagen die Werte aber dennoch auf einem ziemlich überschaubaren Niveau.

Ärgern dürfte man sich bei Sat.1 aber vor allem darüber, dass es nicht gelang, mit der ausgedehnten Vor- und Nachberichterstattung zu punkten. Sat.1 stieg nämlich bereits 45 Minuten früher ein als das ZDF und meldete sich um 19:30 Uhr aus dem Europapark in Rust, um die Fußball-Fans schon am Vorabend abzuholen. Diese Vorberichterstattung hatte zwar mehr Zuschauer als später das Spiel, mit 1,16 Millionen Zuschauern insgesamt und Marktanteilen von 4,0 Prozent beim Gesamtpublikum und 5,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen kann man bei Sat.1 aber nicht zufrieden sein.

Bei der Nachberichterstattung nach dem Schlusspfiff blieben nur 650.000 Zuschauer dran, die Marktanteile lagen hier bei 3,7 Prozent beim Gesamtpublikum und 4,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Viel mehr erhofft haben wird man sich bei Sat.1 dann aber vor allem zum EM-Talk um 23:46 Uhr. Um diese Zeit war nämlich beim ZDF längst Schluss mit Fußball - doch es gelang überhaupt nicht, die Fußball-Fans vom Abschalten abzuhalten und zu sich zu locken. Mit 360.000 Zuschauern und 3,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum sowie 3,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen war es ein völlig enttäuschender Ausklang des EM-Tages.

Im ZDF hingegen profitierte die Claus-Kleber-Doku "Schöne neue Welt" vom starken Fußball-Vorlauf. 1,91 Millionen Zuschauer waren hier ab 23:33 Uhr noch dran, überzeugende 17,1 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 17,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen waren das Ergebnis. Die Nachberichterstattung im ZDF hatten zuvor noch 5,67 Millionen Zuschauer gesehen, was für Marktanteile von 27,9 Prozent (ab3) bzw. 29,1 Prozent (14-49) reichte.