Nur zwei Mal im Jahr gibt's neue Zahlen zu den Reichweiten der Radiosender in Deutschland - um so größer die Spannung vor der Veröffentlichung, schließlich sind diese Reichweiten, so umstritten die auf Umfragen basierende Erhebungsmethode auch sein mag, maßgeblich für die Werbepreise, die im kommenden Jahr aufgerufen werden können. Beim WDR im Westen kann man mit den neuesten Zahlen zufrieden sein. 1Live etwa hat sich mit einem Zuwachs um 5,4 Prozent auf 1,07 Millionen Hörer in einer Durchschnittsstunde montags bis freitags zwischen 6 und 18 Uhr (so die gängigste Größe) sehr gut geschlagen, was man beim WDR vor allem auch deshalb erfreut zur Kenntnis nehmen dürfte, weil der Sender in den vergangenen Monaten doch etliche neue Moderatoren ins Programm integriert hat, während langjährige 1Live-Stimmen zu anderen WDR-Wellen wechselten.

WDR 2 wies unterdessen ein kleines Wachstum, WDR 4 einen kleinen Rückgang auf. Aus Werbesicht fällt das nicht weiter ins Gewicht, weil WDR 4 ab dem kommenden Jahr ohnehin werbefrei wird. Erstaunlich bei WDR 4: Obwohl man dem Sender eine Verjüngungskur verordnet und Schlager aus dem Programm verbannt hat, waren es vor allem die Jüngeren, die dem Sender davon liefen. Bei den 14- bis 49-Jährigen sank die Reichweite nämlich weit überdurchschnittlich um 16,9 Prozent. Für die Wellen ohne Werbung liegen uns nur die Tagesreichweiten vor, hier zeigt sich aber insbesondere bei der Kulturwelle WDR 3 - deren Neugestaltung vor einigen Jahren bekanntlich heftig umstritten war - einen massiven Zugewinn um über 30 Prozent. Die Infowelle WDR 5 ist dafür allerdings im Gegenzug zweistellig im Minus.

Noch mehr Hörer in NRW erreicht man, wenn man bei Radio NRW bucht, dem Verbund der Lokalradios, der seine Reichweite nochmal steigern konnte. Meistgehörter Einzelsender bleibt aber weiterhin mit deutlichem Vorsprung Antenne Bayern - auch wenn man in Ismaning diesmal um 4,4 Prozent sinkende Hörerzahlen hinnehmen musste. Doch auch bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz vom Bayerischen Rundfunk ging's bergab. Bezogen auf die Hörer in der Durchschnittsstunde Mo-Fr 6-18 Uhr verlor Bayern 1 4,1 Prozent seiner Hörer und rutscht damit wieder unter die Millionen-Marke, für Bayern 3 ging's um 3,6 Prozent auf 777.000 runter. Verglichen mit den 1,2 Millionen Antenne-Bayern-Hörern bleibt Bayern 3 also weit abgeschlagen. Aufwärts ging's dafür für Bayern 2 (+6,8 Prozent), BR-Klassik (+4,4 Prozent) und B5 Aktuell (+15,5 Prozent).

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Radio-MA 2016/I (Hörer ab 10 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Hörer in Tsd.
ma 2016/I
Veränderung
in Prozent
Radio NRW
1.689 1.633 + 3,4 %
Antenne Bayern
1.203 1.259 - 4,4 %
SWR 3
1.090 1.136 - 4,0 %
1Live
1.072 1.017 + 5,4 %
WDR 2
1.039
1.035
+ 0,4 %
Bayern-Funkpaket 1.015 994
+ 2,1 %
Bayern 1
985 1.027
- 4,1 %
Bayern 3
777
806
- 3,6 %
NDR 2
771
759
+ 1,6 %
WDR 4
698
702
- 0,6 %
SWR 4 BW
540 499
+ 8,2 %
Hit-Radio FFH
529
586 - 9,7 %
MDR 1 Radio Sachsen
467
422
+ 10,1 %
SWR 1 BW
393
377
+ 4,2 %
radio ffn
376 417
- 9,8 %
hr3
334 321
+ 4,0 %
MDR JUMP
316
283
+ 11,7 %
MDR Thüringen
269
270
- 0,4 %
radio SAW
265 278 - 4,7 %
hr4
257 257 unv.

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Interessant ist der Blick nach Hessen. Dort war der jahrelange FFH-Morgenmoderator Anfang des Jahres zum Konkurrenten hr3 gewechselt, wurde dort nicht glücklich und tritt daher wieder den Rückweg an. Seine hr3-Zeit fällt nun zum Teil in diese MA-Befragung. Und die weist ein Plus von 4,0 Prozent für hr3 aus, während Hit-Radio FFH mit -9,7 Prozent zu den stärksten Verlierern unter den großen Sendern gehört. Stark verloren hat auch radio ffn, das um 9,8 Prozent nachgab, noch massiver ist aber Antenne Niedersachsen mit einem Minus von fast 20 Prozent dabei. Zweistellige prozentuale Zugewinne liefert dafür in unserer Top 20 gleich zwei Mal der MDR, sowohl mit MDR 1 Radio Sachsen als auch mit MDR JUMP.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Hörer in Tsd.
ma 2016/I
Veränderung

die neue welle
47
28
+ 67,9 %
Hamburg Zwei
39
26
+ 50,0 %
baden.fm
30
20
+ 50,0 %
Klassik-Radio
229
168
+ 36,3 %
Bayern 2
145
113
+ 28,3 %
Rockland Radio
60
48
+ 25,0 %
Radio Teddy
43 35
+ 22,9 %
Radio BOB! (Schleswig-Holstein)
55 45
+ 22,2 %
98.8 KISS FM
73
60
+ 21,7 %
JAM FM
81
67
+ 20,9 %

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger, Angaben ohne Gewähr

Geht man nach den Vermarktern, dann hat AS&S seinen Vorsprung vor RMS übrigens leicht ausgebaut. Während die Reichweite der AS&S-Sender um 0,4 Prozent stieg, ging's für die RMS-Sender um 1,5 Prozent nach unten. Energy verlor insgesamt 1,9 Prozent an Reichweite.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2016/II
Hörer in Tsd.
ma 2016/I
Veränderung
in Tsd.
bigFM Saarland
6
11
- 45,5 %
Radio Paradiso
18
27
- 33,3 %
Energy Bremen
54
77
- 29,9 %
BR-Klassik
73 97
- 24,7 %
100,6 FluxFM
19 25
- 24,0 %
planet radio
75 98
- 23,5 %
Antenne Niedersachsen
253
314
- 19,4 %
Bremen Vier
80
98
- 18,4 %
SWR1 RP
183
219
- 16,4 %
105'5 Spreeradio
69 82
- 15,9 %

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger, Angaben ohne Gewähr

Auf den folgenden Seiten: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer 

Bitte beachten: Um auch die Sender ohne Werbung berücksichtigen zu können, blicken wir in den folgenden Tabellen auf die Tagesreichweite, nicht wie auf dieser Seite die Hörer pro Durchschnittsstunde.