„Die Höhle der Löwen“ war schon in den vergangenen beiden Jahren ein großer Erfolg für Vox – doch in diesem Jahr zündete die Gründershow aus Quotensicht noch einmal eine zweite Stufe. Erzielte die zweite Staffel im Schnitt knapp 12 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe, sind es diesmal über 18, insgesamt schalteten zuletzt mehr als drei Millionen Zuschauer ein. Das ist der Hauptgrund dafür, dass Vox im September mit 7,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen den höchsten Monatsmarktanteil seit rund dreieinhalb Jahren einfahren konnte.

 Zum Vergleich: Der bisherige Jahreshöchstwert lag bei 7,0 Prozent, im Vergleich zum September vergangenen Jahres ging's einen ganzen Prozentpunkt nach oben. Zu verdanken ist das vor allem, aber nicht nur den Löwen. Die Entscheidung, sich montags von US-Fiction zu trennen und stattdessen auf eine Eigenproduktion zu setzen, erwies sich als goldrichtig. „Goodbye Deutschland! Viva Mallorca“ lief ungleich besser als die schon lange nicht nur bei Vox schwächelnden US-Serien. Auch mit Filmen holte Vox mehrfach zweistellige Marktanteile, zudem hat man seit der Neuordnung in diesem Monat das Nachmittagsprogramm so gut im Griff wie lange nicht mehr – und „Hautnah – Die Tierklinik“ zeigt auch am Vorabend eine Entwicklung in die richtige Richtung.

Nicht nur beim jungen Publikum war Vox damit sehr erfolgreich, auch beim Gesamtpublikum stieg der Marktanteil mit 5,6 Prozent auf den höchsten Wert seit rund zwei Jahren. ProSieben konnte Vox hier regelrecht abhängen: Der Konkurrent aus Unterföhring musste sich mit gerade mal noch 4,8 Prozent Marktanteil zufrieden geben und blieb somit nun den vierten Monat in Folge unter der 5-Prozent-Marke.

ProSieben geht mit vielen Neustarts baden

Nun kann es ProSieben mit Verweis auf das sehr jung ausgerichtete Programm - bei den 14- bis 29-Jährigen war der Sender Marktführer mit einem Monatsmarktanteil von 18,1 Prozent vor RTL, das 15,1 Prozent erreichte -  verschmerzen, hinter Vox zu liegen. Doch dass der Sender in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zum ersten Mal seit den Anfangsjahren des Senders zum Start in eine neue Saison an der 10-Prozent-Marke scheiterte, verdeutlicht: Dieser Saisonstart war alles andere als gelungen. Mitte des Monats verwies der Sender noch auf die zweite Septemberhälfte – doch die brachte keinerlei Besserung.

ProSieben hat in den letzten Wochen viel Neues probiert – und fiel mit fast allem mehr oder weniger schmerzhaft auf die Nase. „Risky Quiz“ war nach einer Woche Geschichte, „Mission Wahnsinn“ brach in der zweiten Woche ein, „Legends of Tomorrow“ wurde wegen miserabler Quoten auf einen Sendeplatz nach Mitternacht verbannt, „Match Factor“ bekam vom Zuschauer einen Korb, das runderneuerte „red“ ging im Schlepptau gleich mit unter. Nicht mal ein so aufwändiges und ambitioniertes Projekt wie das „Auswärtsspiel“ wurde vom Publikum ausreichend gewürdigt und blieb mit nur knapp über 10 Prozent weit unter den Erwartungen.

Weil auch „Gotham“ nur schwach zurückkehrten, „Quantico“ ohnehin seit Wochen ein Totalausfall am Mittwochabend war und mit Film-Wiederholungen meist auch nicht viel Staat zu machen war, blieb ProSieben am Ende bei einem Monatsschnitt von nur 9,7 Prozent hängen. ProSieben war damit der einzige der großen Privatsender, er im Vergleich zum Olympiamonat August sogar nachgab. Im Jahresvergleich lag der Rückgang bei massiven 1,1 Prozentpunkten. Doch der Oktober verheißt Linderung. „Match Factor“ und „Quantico“ sind vorüber und auch am Montag- und Mittwochabend haben erste Änderungen zuletzt die Quoten stabilisiert - und dann steht in der zweiten Monatshälfte ja auch die Rückkehr von "The Voice" an. Dass so viele Neustarts nicht funktionierten, wird den Sender trotzdem auch auf Dauer schmerzen.

Auch bei Sat.1 und RTL ist nicht alles eitel Sonnenschein

Bei Sat.1 sieht die Septemberbilanz auf den ersten Blick besser aus. Im Vergleich zum August ging's um 0,7 Prozentpunkte nach oben, mit 9,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen wurde beinahe das September-Niveau des vergangenen Jahres erreicht. Bei genauerer Betrachtung sind die Zahlen dann aber doch ernüchternd. Im vergangenen Jahr fiel „Promi Big Brother“ noch in den August und verpassten dem Sender damals einen deutlichen Schub. In diesem Jahr wurde das als Aushängeschild gedachte Format im September gezeigt – doch weil das Interesse ungleich geringer war, blieb dieser „PBB“-Aufschwung auch zum großen Teil aus.

Auf der Haben-Seite verbuchen kann Sat.1 den ordentlichen Einstand der neuen Serie „Blindspot“, die am Donnerstagabend mit „Criminal Minds“ für gute Quoten sorgt. Auch die neue Sketch-Comedy „Rabenmütter“ startete gut, "Das große Backen" und Julia Leischik punkteten am Sonntagvorbend. Doch dafür kriselt es an vielen anderen Stellen. Die Hoffnung, montags mit der französischen Serie „Crime Scene Riviera“ punkten zu können, erwies sich als Fehlschluss, die eigenproduzierten Filme am Dienstag funktionieren auch in Erstausstrahlungen derzeit überhaupt nicht, die „Karawane der Köche“ war mittwochs ein Flop, die US-Serien am Sonntag schaffen es nicht mehr auf zweistellige Werte (und müssen daher bald „The Voice“ weichen) und der „Kampf der Köche“ legte am Vorabend einen völligen Fehlstart hin. Die Liste der Enttäuschungen ist also auch bei Sat.1 viel länger als die der Erfolge.

Und RTL? Als toller Erfolg blieb hier vor allem das „Jenke-Experiment“ in Erinnerung, samstags bleibt das „Supertalent“ eine Bank, das „Big Music Quiz“ feierte im Anschluss einen gelungenen Einstand, „Dance Dance Dance“ war freitags zumindest kein Flop. Doch bei den Serienabenden am Dienstag und Donnerstag kocht man mit nur einer Folge pro Abend in Erstausstrahlung auf Sparflamme, mittwochs floppte „Das ist Deutschland“ und wurde nach einer Woche ersetzt.

Trotz diverser guter Nachrichten bleibt für RTL unterm Strich mit 13,3 Prozent Marktanteil ein halber Prozentpunkt weniger als noch im vergangenen Jahr. Immerhin war der September für RTL aber auch der stärkste Monat seit Februar, letztlich dürfte man bei RTL also trotzdem recht zufrieden sein, vor allem wenn man auf die großen Probleme der Konkurrenz aus Unterföhring blickt. Beim Gesamtpublikum gelang mit einem Marktanteil von 10,1 Prozent zudem auch die Rückkehr in die Zweistelligkeit.

ZDF verteidigt Marktführung vor dem Ersten

Die Marktführung beim Gesamtpublikum machten die beiden öffentlich-rechtlichen Sender aber wieder unter sich aus. Sowohl Das Erste als auch das ZDF mussten nach dem Ende des Sport-Sommers im September wieder kleinere Brötchen backen – wobei das ZDF noch von mehreren Fußball-Übertragungen profitierte. Das ZDF verteidigte mit 11,9 Prozent Marktanteil zwar die klare Marktführung, musste aber trotzdem den schwächsten Marktanteil seit über zwei Jahren hinnehmen.

Auch für Das Erste war der September mit 11,0 Prozent Marktanteil der schwächste Monat dieses Jahres. Hier kann man sich aber zumindest damit trösten, dass es im September vergangenen Jahres sogar noch um 0,1 Prozentpunkt schwächer aussah. Mit Blick aufs jüngere Publikum gaben beide Sender ein ziemlich ernüchterndes Bild ab. 5,9 Prozent erreichte Das Erste, das ZDF lag mit 5,6 Prozent noch dahinter. Das Erste fiel damit das erste Mal seit fünf Jahren unter die 6-Prozent-Marke – und das, obwohl es am Vorabend dank der erstarkten Quiz-Schiene so gut läuft wie lange nicht.

RTL II klar unter Vorjahr, kabel eins unverändert

Der schmerzhafteste Flop für RTL II war wohl, dass mit der Miniserie „Neandertaler“ nach „Gottlos“ auch die zweite fiktionale Eigenproduktion kaum Beachtung beim Publikum fand. Doch auch das „Kochprofis-Battle“ am Sonntagabend, mit dem man den großen Erfolgen, die Vox mit Kochformaten wie „Grill den Henssler“ oder „Kitchen Impossible“ am Sonntagabend hatte, nacheifern wollte, fiel durch, ebenso wie das TV-Magazin zu Bauers Klatsch-Postille „InTouch“ und „Reich & Sexy“ am Montagabend.

Weil zugleich die Soaps am Vorabend von ihren Bestwerten weit entfernt waren, kam RTL II im September nur noch auf 5,6 Prozent statt wie im Vorjahr 6,0 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. In den letzten zwölf Monaten hatte es aber auch schon viele Monate mit noch schwächeren Werten gegeben. Es gab also auch Positives in den letzten Wochen. Am meisten stachen dabei die „Teenie-Mütter“ heraus: Die Dokusoap schwang sich urplötzlich zu zweistelligen Marktanteilen auf, obwohl nur Wiederholungen zu sehen waren. Im Oktober übernimmt nun „Curvy Supermodel“ diesen Sendeplatz. Man darf gespannt sein, ob es RTL II gelingt, damit ähnliche Werte zu erreichen. Dass man die Serie nicht in den aussichtslosen Kampf gegen die „Höhle der Löwen“ schickt, sondern kurzfristig nochmal den Sendeplatz gewechselt hat, kann aber nur von Vorteil sein.

Bleibt abschließend noch der Blick auf kabel eins. Auch dort wird man sich etwas mehr erhofft haben – sowohl vom „Knochenbrecher“ Tamme Hanken wie auch vom zurückgekehrten Frank Rosin. Doch die übermächtigen Löwen verhinderten, dass die beiden sonst immer für starke Quoten stehenden Protagonisten ihre Zugkraft entfalten konnten. Die „Restaurants am Limit“ erwiesen sich zudem sonntags als Fehlschlag. Letztlich kam kabel eins somit mit einem Monatsmarktanteil von 5,0 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen genauso verhalten aus den Startlöchern wie im vergangenen Jahr.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Sep 15
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Sep 15
Das Erste
11,0 -3,0
+0,1
5,9
-3,0
-0,2
ZDF
11,9
-2,3
-0,2
5,6
-2,7
+/-0
RTL
10,1
+1,8
-0,5
13,3
+2,1
-0,5
Sat.1
7,8
+0,8
-0,3
9,1
+0,7
-0,1
ProSieben
4,8
+0,1
-0,3 9,7
-0,4
-1,1
Vox
5,6
+0,6
+0,4
7,7
+0,9
+1,0
RTL II
3,5
+0,2
-0,1 5,7
+0,3
-0,3
kabel eins
3,8
+0,2
+/-0
5,0
+/-0
+/-0

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche