Der Grund allen Übels war eigentlich nicht Premiere, sondern DF1. Weil Leo Kirch sein eigenes Digital-Pay-TV-Angebot in den Markt drücken wollte, kaufte er Sport- und Film-Rechte zu meist abenteuerlichen Preisen ein. Als DF1 dann mit Premiere fusionierte, gingen all diese überteuerten Rechte an das neue Premiere World über. Die Folge lässt sich in der Bilanz des Jahres 2001 nachlesen.

Einnahmen in Höhe von rund 800 Millionen Euro, die Premiere World damals generieren konnte, standen horrende Ausgaben gegenüber. Allein für Sport- und Film-Rechte gab Premiere World 2001 925 Millionen Euro aus - also mehr als der gesamte Konzern überhaupt einnahm. Doch dazu kamen noch 118,4 Millionen Euro Übertragungskosten, 133,3 Millionen für die Abowerbung und horrende 530 Millionen Euro für Receiver - das d-box-Desaster. Unterm Strich musste Premiere World damals einen Verlust von 1,28 Milliarden Euro ausweisen.

Das Pay-TV-Geschäft riss damit im folgenden Jahr das gesamte Kirch-Imperium in den Abgrund. Doch während die Kirch-Holding in Insolvenz ging, schaffte es das Premiere-Management um Georg Kofler, der erst im Februar 2002 zum Unternehmen stieß, Premiere World selbst zu retten und im Sommer 2002 einen Überbrückungs-Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro aufzutun, um die Sanierung des Unternehmens anzugehen. Im März 2003 trat dann der Finanzinvestor Permira als neuer Hauptaktionär auf den Plan und sicherte das weitere Überleben des Unternehmens.


2001 2010
Umsatz 800 Mio. € 978 Mio. €
Verlust -1,28 Mrd. € -408 Mio. €

Doch die Einschnitte, die Kofler durchführen musste, waren schmerzhaft. Unter dem Motto "Klasse statt Masse" trennte sich das Unternehmen von einer Vielzahl an Sport- und auch Film-Rechten, reduzierte die Zahl der Spartensender drastisch und konzentrierte sich auf in der Abowerbung zugkräftige Themen - vor allem die Bundesliga. Eine Entscheidung, die dem Unternehmen später noch einmal zum Verhängnis werden sollte. Doch zunächst einmal zeigte das Sparprogramm Wirkung. Die Ausgaben für Sport- und Film-Rechte sanken von 2001 auf 2002 von 925 auf 657 Millionen Euro. Der Verlust betrug 2003 nur noch 203,6 Millionen Euro, 2004 konnte Premiere den Verlust auf 80,6 Millionen Euro begrenzen. Und im 3. Quartal dieses Jahres war es dann tatsächlich so weit: Kofler hatte es geschafft, Premiere innerhalb von nur zweieinhalb Jahren in die schwarzen Zahlen zu bringen.

2005 konnte Premiere einen Gewinn von 48,7 Millionen Euro vorweisen. In dieser Hochzeit ging Premiere an die Börse. Der weitaus größte Teil des Erlöses blieb allerdings nicht im Unternehmen, sondern ging an die Alt-Eigenümer. Dennoch gelang es, die Verschuldung auf unter 100 Millionen Euro zu drücken. Premiere witterte Morgenluft. Doch dann kam der 21. Dezember 2005 - der Tag, an dem die Bundesliga Premiere durch überraschende Vergabe der Bundesliga-Rechte an den Kabelnetzbetreiber Unitymedia bzw. dessen Tochter Arena gleich in die nächste Krise stürzte - auch wenn man das lange bestritt.

Premiere reagierte mit Preissenkungen, führte eine flexibles Paket-Modell ein, das schon ab 10 Euro abonnierbar war - und beteuerte immer, dass die befürchtete Abonnenten-Abwanderung ausbleiben würde. Ende 2004 hatte Premiere nach offiziellen Zahlen 3,25 Millionen Abonnenten, 2005 waren es schon 3,57 Millionen, 2006 ging die Zahl trotz Verlusts der Bundesliga-Rechte offiziell nur auf 3,41 Millionen zurück. Durch den Sublizenz-Deal mit Arena kehrte die Bundesliga nach nur einer Saison ohnehin wieder zurück - und inklusive der Arena-Abonnenten wies Premiere 2007 dann sogar schon 4,28 Millionen Kunden aus, darunter immerhin 3,65 Millionen direkte Kunden.