Anderen Serien erging es nicht so gut: "Die Familienanwältin" mit Mariele Millowitsch wurde ebenso vorzeitig beendet wie "Die Anwälte" - nach gerade mal einer Folge setzte RTL die Serie im Januar 2008 ab. Ein Jahr später gab ihr Das Erste noch einmal eine Chance, wenn auch mit ebenfalls sehr überschaubarem Erfolg. Über viele Jahre hinweg war auch die Knast-Serie "Hinter Gittern" ein festes Standbein: Noch im Jahr 2003, als RTL die 200. Folge zeigte, kletterte der Marktanteil auf herausragende 32,2 Prozent in der Zielgruppe. Erst vier Jahre später, als die Quoten deutlich gesunken waren, stellte der Sender das Format ein - nach einem Jahrzehnt.

Neben "Hinter Gittern" sollte im Jahr 2004 mit "Verschollen" übrigens eine weitere wöchentliche Serie etabliert werden, was jedoch nicht gelang. Von den anfangs starken Quoten blieb nicht viel übrig, auch ein anderer Sendeplatz half da wenig. Vermisst wird die Serie, die übrigens der Deutschland-Premiere von "Lost" noch zuvor kam, heute aber wohl nur von wenigen hart gesottenen Fans. Deutlich gefragter waren wenig später übrigens amerikanische Serien, allen voran jene, die RTL nach und nach am Dienstag etablierte. Dabei war RTL nicht zuletzt auf die Hilfe des kleinen Bruders VOX angewiesen: Nach "CSI: Miami" holte Anke Schäferkordt später auch "CSI" zum Marktführer.

Marktanteile - damals und heute (Gesamtpublikum)

2001
2011
Veränderung
14,8 %
14,1 %
- 0,6 %

Mit "Dr. House" hatte man zudem über einige Jahre hinweg einen wöchentlichen Quoten-Garanten im Programm, der zeitweise sogar mehr junge Zuschauer erreichte als "Deutschland sucht den Superstar" und "Wetten, dass..?". Und dann wäre da auch noch der Sport: Wichtigstes Standbein ist dabei wohl die Formel 1, die RTL nun schon seit 20 Jahren im Programm hat. Aber auch mit den Übertragungen von Spielen der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 und 2010 sowie der Handball-WM 2009 hatte der Sender große Quoten-Hits im Programm - nicht zu vergessen sind die Boxkämpfe der Klitschko-Brüder, die noch heute regelmäßig mehr als zehn Millionen Zuschauer anlocken.

Zur Hoch-Phase des Skispringens hatte RTL darüber hinaus auch Wintersport im Programm. Bis zu 14,89 Millionen Zuschauer sahen vor fast genau zehn Jahren den historischen Sieg von Sven Hannawald bei der Vierschanzentournee. Als die Leistungen der deutschen Springer nachließen und das Interesse des Publikums entsprechend abebbte, hatte auch RTL genug. Schneller ging das übrigens mit Beachvolleyball-Spielen, mit denen man im Jahr 2005 den Nerv junger Zuschauer treffen wollte - offensichtlich inspiriert von der Beliebtheit der Sport bei den Olympischen Spielen. Eine Fehleinschätzung, wie sich schnell zeigen sollte.

Und doch hat RTL im zurückliegenden Jahrzehnt wenig falsch gemacht, betrachtet man die nackten Marktanteile. Der Schlüssel zum Erfolg ist wohl so etwas wie Konstanz. Mit den Jahren haben die Zuschauer die Sendeplätze von RTL gelernt und verinnerlicht. Das macht es leicht, die Interessen des Publikums zu bedienen - bestehende Formate können leicht weiterentwickelt und neue Formate eines Genres schneller etabliert werden. Aufmerksamkeit ist den meisten Neustarts des Senders somit in der Regel sicher. Ganz davon abgesehen, dass sich RTL mit seinen täglichen Nachrichten und Magazinen auf diesem Gebiet mehr leistet als jeder andere große Privatsender des Landes.

Mit Peter Kloeppel hat man zudem seit Jahren einen Anchor, dem die Zuschauer ganz offensichtlich vertrauen - erst recht seit dessen stundenlangen Übertragungen am 11. September 2001. Mit diesem Pfund geht RTL in die nächsten zehn Jahre. An der unangefochtenen Marktführerschaft der Kölner, hinter der auch eine gehörige Portion programmplanerischer Weitsicht steckt, wird sich auf absehbare Zeit so schnell nichts ändern.