Wir haben sie endlich gefunden: Die Zukunft des Fernsehens.

Die letzten Stunden der ANGA Cable sind angebrochen. Beim Gang über die Messe fällt auf: So langsam wird es ruhiger. Das macht es allerdings einfacher, sich an den Ständen zu informieren.

Während beim ANGA Cable-Kongress gleich über "Stadtnetzbetreiber, Kabel-TV und IPTV" diskutiert wird, haben wir nochmal eine Runde über die Messe gedreht. Einige Eindrücke davon gibt's in unserer Bildershow

Die ANGA Cable - auch bekannt als einer von 5 Orten weltweit, an dem sich große Schlangen vor der Herrentoilette bilden, Frauen aber freie Fahrt haben. Schlimmerer Männerüberschuss als in jeder Internet-Partnerbörse...

Von Krisenstimmung ist auf der ANGA nichts zu spüren. Die Kabel-Branche blickt optimistisch in die Zukunft. Bis 2014 erwartet man ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 5 Prozent pro Jahr bei gleichzeitig steigender Profitabilität. Soweit zumindest das Ergebnis der "Solon Survey of European Cable
Communication" an der Kabelnetzbetreiber aus 14 Ländern teilgenommen haben.

Das ist übrigens die ominöse Unitymedia-Box "Horizon", die im 1. Quartal 2013 dann endlich nach Deutschland kommen soll. Mehr dazu in unserem Artikel

Auf die Frage, wieso RTL bei vielen HbbTV-Angeboten, die auf der ANGA Cable gezeigt werden, nicht vertreten ist, hat Marcus Dimpfel, bei der Mediengruppe RTL Deutschland Bereichsleiter strategische Unternehmensentwicklung, eine einfache Antwort: Zunächst müsse sichergestellt werden, dass die Technik nicht dafür verwendet wird, die TV-Werbung zu überblenden oder kleinzuskalieren. "Wenn die Werbung nicht mehr konsumiert wird, bricht das System zusammen." Man stehe aber zu HbbTV und entwickle weiterhin neue Angebote. Noch in diesem Jahr sollen etwa die Mediatheken der Gruppe wie RTL Now via HbbTV auf dem großen Bildschirm nutzbar sein.

Gerade hat auf der ANGA Cable eine Diskussion zur Vielzahl an Plattformen begonnen. In diesem Zusammenhang geht's um die wachsende Bedeutung des sogenannten "Second Screens".

Diese Kabelbinder-Pistole, die sich automatisch zuzieht und bindet gehört zweifellos zu den Highlights unseres Rundgangs. Auch, wenn die Präsentatorin abends wahrscheinlich eine Sehnenscheidenentzündung hat.

Im vergangenen Jahr sprachen noch alle von HbbTV, in diesem Jahr bleibt der Trend zwar der gleiche aber kommt als Smart TV etwas weiter verpackt daher. Immerhin ist 3D-TV fast nirgendwo noch ein Thema. Damit hätte sich der Hype auch wieder erledigt.

...hatte dieser Hardware-Hersteller. Und man kann irgendwie verstehen, dass die Damen nicht ganz glücklich sind, bei ihrer Arbeit.

Beim Schlendern über die Messe - und die ANGA Cable ist ja eher Messe als Kongress - fällt an den Ständen etwas auf: Es gibt kaum Hostessen, was fachlich natürlich keine Rolle spielt. Aber wo sich andere Veranstaltungen im Übermaß damit schmücken, zählen hier nur Technik und Fakten.

Gute und für so eine Eröffnungsrunde beinahe gewagte Frage von "Stern"-Redakteur Frank Thomsen an Liberty Global-CEO Michael T. Fries: "Wenn man wie Sie Unitymedia und Kabel BW zusammennimmt - was kommt dabei raus außer Entlassungen?" Und auch danach bewies Thomsen Humor und Bissigkeit. Die früheren Verhältnisse beim MDR bezeichnet er im Gespräch mit der jetzigen Intendantin Karola Wille als "Schunkel-Mafia" und ProSiebenSat.1-Manager Conrad Albert fragte er: "Die EM bedeutet für Sie: Kein Schwein schaltet ein oder?" Kongressmoderation geht also auch kurzweilig.

Noch bevor um 10.00 Uhr die ANGA Cable offiziell durch Grußworte von Thomas Braun (Präsident ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber) und Stefan Kapferer (Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie) eröffnet wird, hat die Deutsche Telekom für 8.30Uhr zu einem Presse-Frühstück eingeladen. Es gebe Neuigkeiten von Entertain, heißt es. Wir sind gespannt, was wir so früh am Tag erfahren werden.

Bei der ANGA Cable 2010 war 3DTV noch der große Trend. Doch zwei Jahre später hat sich die Euphorie verflüchtigt. Uns bleiben nur Erinnerungen wie diese: Die Kollegen Uwe Mantel und Jochen Voß beim 3DTV-Check auf der ANGA Cable. Welcher Trend uns wohl dieses Mal erwartet?

Bevor beim medienforum.nrw und dem Internationalen Filmkongress in der kommenden Worte wieder wortreiche Diplomatie und Visionäres gefragt sind, bietet die ANGA Cable hoffentlich wieder handfeste Aussagen. Das zeichnete die Messe jedenfalls zuletzt aus: Da es mehr Fachmesse mit Kongress als Kongress ist, stehen die wirtschaftlichen Interessen klar im Vordergrund. Hier wird deshalb nicht um den heißen Brei drum herum geredet. Hoffen wir, dass es so bleibt.