Foto: DWDLDie erste "Frankfurter Rundschau" im Tabloid-Format widerlegt auf Anhieb viele Befürchtungen und gibt mit 64 Seiten tatsächlich und gefühlt mehr Lesestoff als die großformatige "FR". Mit 24 Seiten war diese zuletzt sehr dünn. Am Einzelverkaufspreis von 1,40 Euro hat sich im Zuge des neuen Formats nichts geändert.

Beim Blick auf das Titelthema der ersten Ausgabe hat Chefredakteur Uwe Vorkötter vordergründig das Risiko gescheut. Unter dem Titel "Zu Gast bei Gegnern" geht es um das bevorstehende politische Großereignis in Heiligendamm. Der G8-Gipfel war planbar, der Aufmacher der ersten Tabloid-"FR" dementsprechend auch und eine optisch auffällig präsentierte Forsa-Umfrage allein, gibt der Geschichte keinen wesentlich größeren Nachrichtenwert. Erst weiter hinten in der Zeitung fängt sich das Thema mit weiteren, tieferen Artikeln. Ein Risiko birgt das Titelthema also doch: Eine effektvolle aber wenig überraschende Umfrage auf Seite 1 zu nehmen, könnte den Kritikern in die Hände spielen, die in der Formatumstellung auch eine Trivialisierung der Themen befürchten.
 
Ein Thema über dem Schriftzug der Zeitung zu platzieren, ist inzwischen in Mode gekommen. Die neue "Frankfurter Rundschau" geht da mit. Weniger schön ist hingegen die Aufmachung dreier weiterer Themen am unteren Ende der Seite 1. Die Überschrift "Entführung in Bagdad" liest sich neben "Flach spielen - Hoch gewinnen (Interview mit Bundestrainer Joachim Löw) und "Vorsicht, rasender Riese" (Feuilleton-Geschichte) nicht wie ein aktuelles Nachrichtenstück; die Aufmachung wirkt zu ruhig.
 


Obwohl man seine Leser in den vergangenen Wochen schon sehr umfangreich über die Formatumstellung informiert hat, erklären Chefredakteur Uwe Vorkötter und Alfred Neven Dumont, Vorsitzender des Herausgeberrats, die neue "Frankfurter Rundschau" auf der ersten Doppelseite noch einmal. Ein nettes aber nicht notwendiges Glossar soll einmalig bei der Orientierung in der neuen "Rundschau" helfen.

Foto: DWDLSchon beim ersten Blättern in der neuen "Frankfurter Rundschau" fällt auf, wie angenehm Zeitungslesen sein kann. Das ist zwar noch kein Verdienst der "FR"-Redaktion, aber ein Verdienst des Mutes zum Tabloid-Format. Auch dies sollte Erwähnung finden. Die durch die Größe reduzierte Anzahl der Themen pro Seite ist für die Übersicht von Vorteil: Die Orientierung fällt leichter, das Lesen auch. Wenn nur nicht die Kurzmeldungen wären. Die Seiten 10 und 20 sind so optisch recht einfallslos, die Aufteilung in mehrere Kurzmeldungsrubriken gerade im Ressort Wirtschaft nicht eindeutig.

Die Börsen-Doppelseite (24/25) ist dafür erstaunlich aufgeräumt. So einfach und optisch angenehm wurde Börse wohl selten zuvor präsentiert. Erneut stellt sich dabei aber die Frage: Liegt es am Design der Seiten oder grundsätzlich am praktischeren Format? Solange der Eindruck positiv ist, dürfte die Frage zunächst einmal aber zweitrangig sein.

Erstaunlich ist die Tatsache, dass der "Rhein-Main"-Teil der "Frankfurter Rundschau" in der Zeitungsmitte nicht mehr bei der Durchnummerierung der Zeitungsseiten berücksichtigt wird. So steht auf der letzten Seite der neuen "FR" zwar eine 56, doch sind es in der Deutschland-Ausgabe insgesamt 64 Seiten. Im Großformat zählte die "FR" die regionalen Seiten noch mit - was bei mageren 24 großformatigen Seiten wohl der Tatsache geschuldet war, nicht noch dünner zu wirken. Die Änderung hat einen kleinen, aber wichtigen psychologischen Effekt: Als Leser außerhalb des Rhein Main-Gebiets habe ich nicht mehr das Gefühl, weniger von der Zeitung zu haben.