Foto: EhrensenfLiebe Frau Henning, lieber Herr Freuer, wie gefällt Ihnen “Polylux” mit Ihrer Vorgängerin Katrin Bauerfeind?

Mark Freuer: Also, die erste Sendung hat mir prinzipiell gefallen. Ich hab mir dann danach gedacht, da geht noch mehr. Leider habe ich es nicht mehr geschafft die weiteren Sendungen zu verfolgen. Aus zuverlässiger Quelle hab ich mir aber sagen lassen, dass die Sendung immer runder wurde und Katrin sich von Mal zu Mal gesteigert hat. Was mich aber auch nicht verwundert, sie kann es ja. Ich finde es aber auch völlig normal, dass man sich erst in eine neue Sendung reinfinden muss. Wenn man sich „eingegroovt“ hat, fällt es einem auch leichter sich zu steigern.

Ist es ihr denn möglich, dort so frei zu agieren wie bei “Ehrensenf”?


Mark Freuer: Das kann ich nicht beurteilen. Wie Katrin dort moderiert, ist sicher eine redaktionelle Entscheidung.

Christine Henning: Vielleicht hatten die Zuschauer, die sie bisher von Ehrensenf kannten, vor der Sendung falsche Erwartungen und sind enttäuscht.

Frau Bauerfeind war das Gesicht von “Ehrensenf”, sie hat die Sendung geprägt und bekannt gemacht. Haben Sie als ihre Nachfolger mit hohen Ansprüchen zu kämpfen?

Mark Freuer: Natürlich besteht bei einem erfolgreichen Format ein hoher Anspruch an die Moderatoren. Da hat Katrin natürlich gut vorgelegt. Es war klar, dass auch die neuen Gesichter dieses Level halten müssen. Das ist uns aber durchaus gelungen.

Christine Henning: Wir machen unser Ding. Uns gefällt es, und von den Zuschauern kamen auch nicht allzu viele Gegenstimmen. Natürlich wird Katrin von ihren Anhängern vermisst. Aber wir haben neue Fans hinzugewonnen, die Zuschauerzahlen sind insgesamt konstant geblieben.

Mark Freuer: Es wäre ein Fehler gewesen, ein Double für Katrin anzuheuern. Wir haben zu zweit ganz neue Spielmöglichkeiten. Da ist noch viel von uns zu erwarten.

Im Gegensatz zu einem klassischen Fernsehformat bekommen Sie ein direktes Feedback Ihrer Zuschauer. In den Kommentaren ist öfter zu lesen, das “die alten Zeiten” besser gewesen seien. Ist Ihr Publikum undankbar?


Christine Henning:  Es gibt nur vereinzelt User, die sich nach alten Zeiten sehnen. Wobei ich nicht genau weiß, was damit gemeint ist. Die Sendung hat sich in der Zeit mit Katrin stets weiter entwickelt und tut dies natürlich weiterhin. Unser Publikum ist nicht undankbar, sondern ehrlich. Es gibt User, die zu jeder Sendung persönliches Lob und persönliche Kritik verfassen.

Wären Sie selbst, wenn Sie eine TV-Sendung verfolgen, nicht auch geneigt, den Moderatoren umgehend die Meinung zu geigen?

Mark Freuer: Um ganz ehrlich zu sein, eigentlich nicht. Wenn ich mir eine x-beliebige Sendung ansehe und mir dabei etwas positiv oder negativ auffällt, denke ich mir meinen Teil. Und damit hat es sich. Ich verspüre wirklich nur sehr selten das Bedürfnis, dem jeweiligen Moderator direkt meine Meinung zu sagen. Da sind mir andere Sachen doch wichtiger. Zum Beispiel Wäsche aufhängen.

Christine Henning: Sehe ich genauso, allerdings mag ich Wäsche waschen lieber.
 


Bei ihren Zuschauern, denen die Kritik offenbar äußert wichtig ist, geht die Bewertung Ihrer Moderationen weit auseinander. Sind Sie Konkurrenten?

Christine Henning (verblüfft): Wer? Wir zwei?

Mark Freuer: Diese Reaktion beantwortet die Frage schon. Ich empfinde Christine nicht als Konkurrentin, im Gegenteil: Ich lese die Kommentare zu ihren Sendungen und ärgere mich, wenn sie ausnahmsweise mal nicht nett sind.

Christine Henning: So lange Marks Busen nicht größer ist als meiner, sehe ich ihn nicht als Konkurrenz.  Mal hacke ich auf ihm rum, mal er auf mir. Das machen wir auch privat. Konkurrenz spielt keine Rolle.

Wie wird man Ehrensenf-Moderator?


Mark Freuer: Ich war mit einem Bandkollegen bei einer Aufzeichnung zugegen, im Februar 2006. Wir saßen als Zuschauer im Hintergrund. Im März diesen Jahres war Katrin verhindert, man hat sich an mich erinnert, und ich wurde gebeten, für sie einzuspringen. Das hab ich dann 5 Mal gemacht. Beim Casting musste ich dann nur noch kurz vorbeischauen.

Christine Henning: Während meines Studiums der Medienwirtschaft habe ich erfahren, dass Moderatoren gesucht werden. Der Zeitpunkt hat gestimmt, ich hatte gerade mein Diplom. Nach zwei Castings bekam ich den Job.

Mark Freuer: Nach dem Recall.

Christine Henning: Sozusagen. Es gab etwa 100 Mitbewerber.

Womit haben Sie sich durchgesetzt?

Christine Henning: Als ich zum ersten Casting gegangen bin, hatte ich gerade meine Diplomarbeit abgegeben und war nur glücklich, dass dieser Abschnitt endlich vorbei war. Insofern habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Wenn man Erwartungen an eine Sache stellt, kann man sich viel schneller unter Druck setzen und enttäuscht werden. Ich war einfach gut gelaunt und mir fiel es schon immer leicht schnell ins Kurzzeitgedächtnis zu lernen.

Hat sich ihr Medienbegriff, die Sicht auf Kollegen geändert, seit Sie von der Studienperspektive vor die Kamera gewechselt sind?

Christine Henning: Innerhalb meines praxisorientierten Studiums arbeitete ich im 6. Semester an einem Projekt mit der Aufgabe der „Erstellung eines Radiobeitrags“. Allen Studenten wurde nach kurzer Zeit klar, dass auch das viel Arbeit ist und die Qualität von mehreren Faktoren abhängt. Außerdem wurde mir durch meine jetzige Arbeit bei Ehrensenf wieder einmal bewusst, wie schnelllebig die Medien sind und dass man immer am Ball bleiben muss um in dieser Branche bestehen zu können. Ich habe definitiv noch größeren Respekt gegenüber meinen Kollegen und den Machern entwickelt, sei es im Internet, im Fernsehen oder im Print Bereich. Allerdings bin ich in erster Linie einfach froh, endlich arbeiten zu können und nicht mehr vor den Büchern zu sitzen.

Herr Freuer, was haben Sie vor “Ehrensenf” gemacht?

Mark Freuer: Ich habe bis Ende Juni als Zweiter Aufnahmeleiter beim WDR gearbeitet. Davor war ich Volontär bei der AGM (Arbeitsgemeinschaft für Medienberufe). In die Medien eingestiegen bin ich als Assistent der Aufnahmeleitung bei “Alles Pocher, Oder was?”