Foto: DWDL.deHerr Börnicke, vorweg eine Frage aus aktuellen Anlass: Unitymedia soll an einem Verkauf der Satellitenplattform ArenaSat interessiert sein. Schlagen Sie zu, um den Markt zu bereinigen?

Nein, kein Interesse. Das ist eine Plattform die mit Cryptoworks verschlüsselt ist und auf der wir kein Produkt anbieten - abgesehen von der zugelieferten Bundesliga. An einem Erwerb von ArenaSat haben wir definitiv kein Interesse.

Mehr Interesse haben Sie am Internet. Wie wichtig wird es für Premiere?

Ganz wichtig. In der Vergangenheit haben wir es in erster Linie als Vertriebsplattform genutzt, über die wir immer mehr der neuen Kunden gewinnen. Und als Service-Portal für bestehende Abonnenten. In Zukunft nutzen wir das Internet noch stärker zur Ausstrahlung von Rechten. Deswegen setzen wir bei neuen Rechteverhandlungen immer auf den Erwerb des kompletten Pakets inklusive Nutzung über Kabel, Satellit, IPTV und Video-on-Demand. Und so werden wir im kommenden Jahr auf vod.premiere.de das Sportangebot erweitern. Schon jetzt finden hier Fußball-, Eishockey- und Basketballfans ein breites Angebot. Auch Filme können schon seit langem heruntergeladen werden.

Planen Sie für das erweiterte VoD-Angebot eine eigene Marke? Bislang bewerben Sie es ohne Namen unter der Adresse vod.premiere.de...

Premiere steht als Marke mit einer langen Tradition für Qualität und Exklusivität. Da wären wir nicht gut beraten, eine Zweitmarke einzuführen. Premiere ist die Marke, egal auf welcher Plattform und mit welchem Zusatz. In der Vergangenheit waren Internetstreams nicht für Massenzugriffe geeignet, aber das ändert sich gerade.Bei 30.000 bis 35.000 Zugriffen gleichzeitig brachen die Server zusammen und deshalb haben wir im vergangenen Jahr unsere Kapazitäten ausgebaut.

Auf den Medientagen haben mehrere Serienproduzenten den Wunsch geäußert, dass Premiere wie Showtime und HBO mit eigenproduzierten Serien den Markt bereichert. Sind neben Koproduktionen auch fiktionale Eigenproduktionen von Premiere denkbar?

In absehbarer Zukunft kann ich mir das nicht vorstellen. Für eine vollständig eigenproduzierte Serie müssen sie nicht nur Millionenbeträge für die Produktion in die Hand nehmen. Sie müssen sie auch mit unglaublichem Aufwand bewerben, um mit einer dem Publikum noch unbekannten Serie Abonnenten zu gewinnen. Und bei Vergleichen mit HBO und Showtime muss ich daran erinnern: Der deutsche Markt ist vergleichsweise klein, da können Sie im PayTV keine Serien in Spielfilmqualität selbst produzieren. Unser Ansatz ist ein anderer: Trends früh erkennen und als Co-Produzenten einsteigen oder die Highlights des US-Marktes frühzeitig einkaufen.
 


Auch die FreeTV-Sender wollen immer früher mit neuen US-Serien auf Sendung gehen. Klingt nach einem Problem für Premiere...

Ich würde mir in der Tat mehr Abstand zwischen PayTV- und FreeTV-Ausstrahlung wünschen. Da sind die Abstände inzwischen etwas zu kurz geraten. Wir werden die Zusammenarbeit mit den FreeTV-Sendern suchen und denken, wie wir es mit Champions TV bei Sat.1 machen, über Kooperationen nach. Die kann es auch im Serienbereich geben.

Wie kann man sich das vorstellen?

Nehmen wir als Beispiel die US-Serie „24“ deren 7. Staffel wir bei Premiere in 2008 exklusiv zeigen. Wenn die älteren Staffeln im FreeTV laufen, würden wir in deren Umfeld kommunizieren, dass die aktuelle Staffel derzeit exklusiv bei Premiere zu sehen ist. Crossmarketing in Partnerschaft mit den FreeTV-Sendern.

Sie sprechen die 7. Staffel von „24“ an. Der Autorenstreik in den USA verzögert die Produktion der Staffel. Trifft der US-Streik Premiere?

Wir machen uns keine Sorgen. Ich baue darauf, dass die US-Unterhaltungsindustrie professionell genug ist, dieses Problem relativ schnell zu lösen. Eine Auswirkung auf unser Programm wird es nicht geben. Wir haben ohnehin noch keinen Starttermin für „24“ und sind daher auch flexibel. Sobald möglich werden wir aber schon während der Ausstrahlung in den USA synchronisieren, um die Staffel zeitnah in Deutschland zu zeigen.

Gefürchtet und oft mit Leidenschaft heiß diskutiert sind Preiserhöhungen bei Premiere. Können Sie z.B. für das nächste halbe Jahr eine Preiserhöhung ausschließen?

Die Preise für unsere Angebote sind fair, so wie sie sind. Insofern werden wir die Preise nicht anheben. Das wäre auch das falsche Signal. Wir wollen mit dem digitalen Markt wachsen und sollten dafür eher noch die Preis- und Angebotsstruktur vereinfachen. Die ist manchmal etwas schwer zu lesen. Und auch für die Fußball-Bundesliga kann ich sagen: Die kostet derzeit 20 Euro im Monat und sie wird auch in zwölf Monaten 20 Euro kosten.

Eine letzte Frage noch. Haben sie regelmäßig Kontakt zu ihrem Vorgänger, Herrn Kofler?

Wir telefonieren ab und zu sehr freundschaftlich. Wir haben zwölf Jahre lang in verschiedenen Unternehmen eng zusammengearbeitet, da verbindet uns natürlich über das Berufliche hinaus auch eine enge Freundschaft. Wenn wir ein Bier trinken gehen, dann haben wir andere Themen als Premiere. Er konzentriert sich auf den Aufbau der Unternehmensgruppe Georg Kofler.