Foto: Spiegel VerlagGlaubt man dem Flurfunk, dann sind viele Mitarbeiter des "Spiegel" nicht einverstanden mit der Absetzung von Stefan Aust (Bild) als Chefredakteur. Aus Hamburg hört man, dass ein Großteil der Redaktion hinter Aust stehen soll. Zunächst soll man dort am Freitag gar in Erwägung gezogen haben, die Spitze der Mitarbeiter KG, die Austs Rauswurf initiierte, per Misstrauensvotum abzusetzen. Doch dazu konnte man sich dann wohl doch nicht durchringen.

Obwohl Austs Führungsstil umstritten ist, sehe man derzeit keinen Alternative für ihn unter den Mitarbeitern, heißt es aus Redaktionskreisen - zumal Aust beste Zahlen vorzuweisen hat. Das bestreitet auch die Mitarbeiter KG nicht, wie von deren Geschäftsführer Armin Mahler zu hören war. Die Kündigung Austs habe keine wirtschaftlichen Gründe, sagte er im "Handesblatt". Dennoch wolle man die Möglichkeit nutzen, jetzt eine Weichenstellung vorzunehmen, da der Mitarbeiter KG die Zeit bis 2010 zu lang erschien, wie Mahler dem Medienmagazin DWDL.de erklärte. Mahler gehe davon aus, dass der Großteil der Belegschaft des Spiegel Verlags hinter der Entscheidung gegen Aust stehe.
 


Dass Stefan Aust indes tatsächlich bis zum Ende des kommenden Jahres Chefredakteur des "Spiegel" bleibt, gilt als unwahrscheinlich, zumal sein weiterer Verbleib im Verlag nach der Kündigung einer Kapitulation gleichkäme. So wird Aust unter Umständen noch in diesem Jahr den Chefsessel räumen. Bis zur kommenden Woche weilt er jedoch noch im Urlaub.

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Als Favorit für die Nachfolge gilt "Spiegel Online"-Chef Mathias Müller von Blumencron. Gerade wenn dem Verlag daran gelegen ist, junge Leser zu gewinnen, erscheint die Entscheidung für ihn durchaus sinnvoll - schließlich konnte sich unter seiner Führung "Spiegel Online" als führendes Nachrichtenportal im Internet etablieren. Ebenfalls steht Spekulationen zu Folge für die Übergangszeit eine Doppelspitze im Raum, die mit Aust-Stellvertreter Martin Doerry und Auslands-Chef Gerhard Spörl besetzt werden könnte. Mit zwei Köpfen an der Spitze der Redaktion hat der "Spiegel" in der Vergangenheit allerdings keine allzu guten Erfahrungen gemacht.

Größer als der Unmut über Aust soll im in der Belegschaft derzeit das Missfallen sein, das Mario Frank, Geschäftsführer der Spiegel Gruppe unter den Mitarbeitern erregt. Auch der Rückhalt in Gesellschafter-Kreisen soll entgegen anders lautenden Berichten äußerst gering sein. Frank ist erst seit Beginn des Jahres Geschäftsführer der Spiegel Gruppe, doch die Liste seiner Fehlschläge ist schon lang.

So sorgte er für Unmut mit seinen Plänen, die schwer angeschlagene "Financial Times Deutschland" übernehmen zu wollen. Auch die Neuausrichtung der Fernsehtochter Spiegel TV stößt übel auf. Hier soll auch die Aufkündigung von den als "Hausbrauch" bezeichneten Sozialleistungen auf die Stimmung drücken. Noch bis 2011 soll der Vertrag mit Frank laufen, doch auch sein Verbleib bei der Spiegel Gruppe könnte schneller vorüber sein, als gedacht.