Logo: ProSiebenHerr Hörner, wann und wie stark wird uns der Streik der Hollywood- und TV-Autoren in Deutschland noch treffen? Glauben Sie an spürbare Auswirkungen auf die Programmierung bei uns?

Die diesjährigen Staffeln der aktuell in den USA produzierten Serien werden wohl mehrheitlich einfach mit ein paar Episoden weniger abgeschlossen. Man produziert ja drüben bereits wieder fleißig, um noch zum Ende der Season im April und Mai neue Folgen zeigen zu können. Nur bei den Serien, die in den USA erst wieder zur neuen Season auf Sendung gehen sollen, bleibt es bei den vor dem Streik produzierten Folgen und damit ausgesprochen kurzen Staffeln. Ein pauschales Urteil fällt aber schwer, weil bei jeder Serie z.B. je nach Handlung, jeder Programmplaner einzeln entscheiden muss, ab wann und mit wievielen Folgen er die Serie in Deutschland starten lässt.

Wie sieht es bei den Serien aus, die ProSieben im Portfolio hat?

Wir programmieren US-Serien am Montag für ein eher männliches Publikum und am Mittwoch für die eher weibliche Zielgruppe. Am Montagabend mit unseren Mysteryserien spüren wir so gut wie gar keine Auswirkungen des Streiks. Bei „Supernatural“ zeigen wir z.B. seit Herbst die erste Staffel und die zweite Staffel liegt auch bereits komplett produziert vor. Erst die dritte Staffel wurde dann vom Streik unterbrochen, es liegen uns also genügend Folgen vor. Auch von „Eureka“ liegen schon zwei komplett produzierte Staffeln vor, ebenso haben wir für den Sommer eine halbe Staffel der neuen Fantasyserie „Moonlight“, die wir ab Juni am Montag zeigen werden. Hier wird der ProSieben-Zuschauer also keine Auswirkungen spüren.

Dafür aber am Mittwoch: Bei den ABC-Serien „Desperate Housewives“, „Grey’s Anatomy“ und „Private Practice“ sind Sie vergleichsweise eng an den US-Ausstrahlungen dran....

Bei „Desperate Housewives“ und „Private Practice“ werden wir jeweils neun Folgen zeigen, von „Greys Anatomy“ elf. Danach werden wir die Serien - wie auch im vergangenen Jahr - pausieren lassen und die jeweils zweite Hälfte der Serien im Herbst bzw. kommenden Jahr zeigen. Die einzige Auswirkung, die wir hier durch den Streik erleben, ist also die etwas verkürzte erste Hälfte bei „Desperate Housewives“ und „Private Practice“ mit nur neun Episoden vor der Pause. Bei „Desperate Housewives“ ist mir die Teilung der Staffel gar nicht so unrecht, weil es einen sehr spektakulären Cliffhanger gibt, mit dem wir die Ausstrahlung sehr gut unterbrechen können.

Sie widerstehen also der Versuchung die eine weitere Episode mit der Auflösung des Cliffhangers früher zu zeigen, so wie ABC es im Januar tat um einer anderen neuen Serie ein gutes Lead-In zu bescheren?

Auf jeden Fall. Wir wollen die Spannung bis zum Herbst halten.

Aber bei dem erfolgreichen Start des neuen Serien-Mittwochs und der zufriedenstellenden Entwicklung wäre ohne Streik doch sicher die Verlockung groß gewesen, durchgehend zu programmieren...

Nein, die Pause war ohnehin geplant. Wie wir es auch im letzten Jahr gemacht haben. Mit nur einem Unterschied, dass sie bei zwei Serien etwas länger ausfällt, weil neue Folgen auch in den USA erst im Herbst wieder auf Sendung gehen. Deshalb werden wir die restlichen Folgen der vierten und die fünfte Staffel „Greys Anatomy“ sowie die restlichen Folgen der ersten und die zweite Staffel „Private Practice“ erst zum Jahreswechsel zeigen. Für den Sommer haben wir aber mit „Cold Case“ und „Emergency Room“ noch zwei weitere Serien, die wir am Mittwochabend hervorragend unterbringen können. Und am 23. April kommt mit „Unschuldig“ noch unsere neue eigenproduzierte Serie mit Alexandra Neldel in der Hauptrolle. Also auch am Mittwoch hat uns der Streik nicht wirklich einen Strich durch die Rechnung gemacht.
 


Sie sprachen vorhin schon von „Moonlight“, einer neuen Serie, die sich ProSiebenSat.1 zusammen mit „Chuck“ und „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ gesichert hat. Werden auch die beiden anderen Serien bei ProSieben laufen?

Wir werden uns die Serien noch einmal genau anschauen, aber vom Profil her passen sie bei uns sehr gut ins Programm. Ich gehe also davon aus, dass „Chuck“ und „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ bei uns laufen werden.

Können Sie schon Angaben zum Start der Serien machen?

Premiere hat die Pay-TV-Rechte an „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ erworben, so dass ich bei der Serie eher von 2009 ausgehe. Bei „Chuck“ ist ein Start im Herbst denkbar.

Bleiben wir noch kurz beim Thema US-Serien: Es gibt immer noch keinen Ausstrahlungstermin für die sechste Staffel von „24“, die ProSieben erworben hat. Tut sich ProSieben nach RTL II auch schwer mit einer geeigneten Programmierung?

Nein, wir tun uns da nicht schwer. Aber wir wollen „24“ in wöchentlichen Doppelfolgen zeigen und brauchen dafür erst einmal Platz im Programm. Wir werden die sechste Staffel von „24“ ab dem späten Frühjahr über den Sommer hinweg zeigen.

Was macht ProSieben mit „Ugly Betty“: Die Serie floppte bei Sat.1 und blieb bislang im Giftschrank. Probieren Sie es noch einmal?


Wir werden „Ugly Betty“ im Sommer eine Chance geben. Eine Entscheidung über den Sendeplatz haben wir noch nicht gefällt, aber es reizt mich, sie in der Primetime auszuprobieren, weil sie fürs Wochenende fast zu schade ist. Die erste Staffel liegt uns komplett vor, erst die zweite wurde vom Streik unterbrochen. Da hätten wir also auch eine gute Versorgung und sind dann im Frühjahr/Sommer u.a. mit „24“, „Cold Case“, „Emergency Room“, „Eureka“, „Moonlight“, „Ugly Betty“ und unserer Eigenproduktion „Unschuldig“ im Serienbereich gut aufgestellt.

Sat.1 hatte die Serie damals als die amerikanische Version von „Verliebt in Berlin“ beworben und angekündigt. Lag darin nicht schon ein Problem? Die Serie hat mehr Ähnlichkeit mit Filmen a la „Der Teufel trägt Prada“ als mit einer Soap bzw. Telenovela.

Da bin ich ganz bei Ihnen. Ich sehe in „Ugly Betty“ auch eher eine satirisch angelegte Serie, die als intelligentes Weekly Drama ganz anders wirkt, als eine tägliche Serie wie „Verliebt in Berlin“. Da hat man sich schon sehr weit von dem entfernt, was bei Sat.1 sehr erfolgreich in Telenovela-Form lief.

Wenn Programmplanung ein Wunschkonzert wäre, wie sehe Ihr Traumabend bei ProSieben aus?

Es wäre der Mittwoch, wie er momentan auf Sendung ist. Ein geniales LineUp mit hervorragendem AudienceFlow zwischen den Serien von über 60 Prozent.

Wenn der Mittwochabend für Sie derzeit sprichwörtlich der Himmel auf Erden ist - würden Sie mir zustimmen, dass der Montagabend im vergangenen Jahr die Hölle war?

Also die Hölle ist schon ein sehr grausamer Ort. So schlimm war es nicht. Wir haben am Mysterymontag unterschiedliche Serien von enormer Bandbreite ausprobiert und im Herbst mit „Supernatural“ einen Erfolg hingelegt. „Lost“ läuft natürlich nicht so, wie wir es uns wünschen würden. Aber das ist das Problem einer Serie mit stark fortlaufender Handlung, die bei „Lost“ keine einzige verpasste Folge zulässt. Darüber wurde schon alles geschrieben was es zu schreiben gibt. Aber die Serie ist großartig und wir werden auch die vierte Staffel zeigen. Und in diesem Sommer haben wir z.B. mit dem neuen „Moonlight“ und dem ja traumhaft gestarteten „Eureka“ zwei Serien mit relativ abgeschlossenen Handlungen, was mehr Entwicklung zulässt. Da segeln wir also am Montagabend ruhigeren Wochen entgegen und bleiben dem Genre Mystery in diesem Jahr durchgehend treu, dank der guten Serienversorgung.