Foto: Helmut ThomaNach Ansicht Helmut Thomas (Bild) sei das Programmmachen etwas, was in den großen Sendern heute vernachlässigt würde. "Ich mache nicht schon dadurch erfolgreiches Fernsehen, dass ich weiß, wie ich es am billigsten mache", sagte Thoma gegenüber der Zeitschrift. Nicht mehr die Fernsehmacher, sondern die Controller regierten den Sender. Alle erfolgreichen Programme, die RTL noch zu bieten habe, seien auf seine Zeit als Senderchef zurückzuführen sagt Thoma. "RTL wird als Cashcow sehr oft gemolken und obendrein scharf auf Diät gesetzt. Gesund ist das nicht, auch wenn es für sehr gute Bilanzen sorgt", so Thoma im "Spiegel".

Für die Zukunft der Programminhalte prognostiziert Thoma die Rückkehr des zirkus-artigen Fernsehens. "In der dank neuer Techniken gerade entstehenden Vielfalt von Programmen werden die Reichweiten der Etablierten weiter zurückgehen. Diese Entwicklung kann nur mit originellen Inhalten verhindert oder zumindest verlangsamt werden".


Thomas Patentrezept für den Reichweitenrückgang: "Programm, Programm, Programm". Dementsprechend werde die Schlacht um exklusive Inhalte, die gerade beginne, hart werden, kündigt Thoma an. Langfristige Strategien für das TV-Geschäft bei RTL-Mutter Bertelsmann sieht Thoma nicht, da elektronische Medien für den Konzern stets etwas Geheimnivolles geblieben seien.

Der Abschied auf Raten, den Günther Jauch mit seinem Engagement bei der ARD von RTL zu nehmen scheint, überrascht Thoma nicht. So sei bekannt gewesen, dass Jauch eine politsche Talkshow moderieren wolle. Man habe es im Sender vernachlässigt, das Gespräch mit Jauch zu suchen. "Kein Wunder, dass er sich jetzt peu à peu vom Sender verabschiedet", konstatiert Thoma.

Für seine eigene Zukunft schließt der ehemalige RTL-Boss eine Rückkehr ins Fernsehgeschäft nicht aus. Er habe den Vorteil, sich nach seinen Erfolgen mit dem Aufbau der RTL-Gruppe nichts mehr beweisen zu müssen. "Aber da Programmmachen meine Leidenschaft ist und war, würde ich nie 'nie' sagen", äußert Thoma gegenüber dem "Spiegel".