Bild: Anixe HDSeit Mai 2006 ist über Astra der Sender Anixe HD kostenlos zu empfangen, der seine Programme ausschließlich im hochauflösenden HDTV-Format verbreitet. Mittlerweile wird das Programm auch  in einigen Kabelnetzen und im IPTV-Angebot T-Home verbreitet. Der Sender wird von der Unternehmerfamilie Lapidakis geführt.  Der Gründer und Kommandadist von Anixe HD, Emmanouil Lapidakis, konnte sich bereits als Gründer des Internetangebots "lastminute.de" einen Namen machen und will nun HDTV voran bringen. Laut eigenen Angaben schauen insgesamt 750.000 Haushalte die Programme von Anixe HD. Zu sehen gibt es ausschließlich Inhalte, die in original HD 1920x1080i produziert wurden, oder die von 35 Millimeter-Filmmaterial stammen.
 
Herr Lapidakis, waren Sie in diesem Jahr auf der IFA?

Ich war am Wochenende dort. Mein Eindruck: Noch mehr und noch dünnere Flachbildschirme und sehr gute Preisentwicklungen bei allem, was das Thema HD betrifft.

Was haben Sie für Ihren Sender Anixe HD mitnehmen können?

Wir haben wichtige Partnerschaften abgeschlossen, mit denen wir uns bald schon im Werbemarkt etablieren werden. Konkretes werden wir sobald wie möglich kommunizieren.

Anixe HD ist der erste eigenständige Free-TV-Sender, der ausschließlich auf HD-Inhalte setzt. Derzeit finden Sie nur in der Nische und mit recht geringen Nutzerzahlen statt. Warum der Aufwand als kleiner Einzelkämpfer?


Wir sehen, dass sich die HD-Verbreitung rasant entwickelt und spätestens im Jahr 2010 zum Fernsehstandard gehören wird. Wir wollten rechtzeitig anfangen, in diesem Markt vertreten zu sein, um alle Bereiche – von den Film-Lizenzen bis hin zu den technischen Entwicklungen – nach und nach voranzutreiben.
 

 
Haben Sie keine Sorge, dass – wenn der HD-Markt reif ist – die großen Sendergruppen kommen werden und das Feld abernten, das sie zur Zeit mühsam bestellen?

Das wird so kommen, klar. Dann werden wir einer von acht oder von elf sein. Trotzdem werden wir um Marktanteile kämpfen, indem wir um die Sympathie der Zuschauer werben.

Wie wollen Sie das machen? Wie lautet die Strategie Ihres Senders?


Wir wandeln bestehende 35 Millimeter-Produktionen mit einer völlig neuen Generation von Abtastern auf HD-Standard um. Im Fiction-Bereich haben wir uns rechtzeitig Zugriff auf eine Programmbibliothek mit älteren Produktionen gesichert, die im Werbemarkt Akzeptanz findet, wenn man die Programme erstmals im HD-Format sendet. Ein Film, der in der SD-Welt schon längst abgeschrieben ist, kann in der HD-Welt mit einem Mehr an Bildinformationen und mehr Emotionen neu entdeckt werden und der Werbeindustrie Spaß machen.

Also sind Programme, die im herkömmlichen Fernsehen niemanden mehr hinterm Ofen hervor locken, für Sie – optisch aufgemotzt – interessant?

Das ist richtig. Allerdings nur zum Teil. Wir bieten natürlich auch neue, exklusive Inhalte. Wir stehen kurz vor dem Abschluss von Verhandlungen, die kanadischen Serien "The Border" und "Heartland" für eine Ausstrahlung noch in 2008 zu lizenzieren. Dabei übernehmen wir mit unserem Post-Production-Studio auch die Synchronisation der einzelnen Folgen.

Das ist allerdings keine Premium-Ware, die Zuschauer zum Einstieg in die HD-Technologie bewegt.


Es ist noch viel zu früh für uns, in zu teure Programme zu investieren. In einigen Märkten funktioniert die Philosophie in HD bereits. In etablierten Märkten ist das Geschäft aber derzeit noch so restriktiv, dass wir noch weit davon entfernt sind, viel Geld in fiktionale Ware zu stecken.
 
Woher kommt Ihre Begeisterung für HDTV, in das Sie schließlich auch eine Großteil Ihres Privatvermögens stecken – zumal HD in Deutschland hinterherhinkt und der Bedarf wegen der verhältnismäßig guten Qualität von PAL beim breiten Publikum nicht allzu groß ist?

Wir waren in den USA und haben dort den gewaltigen Unterschied zwischen HD und NTSC gesehen. In Deutschland ist der Unterschied bei PAL+ im 16:9-Format und bei einer hohen Bandbreite in der Tat nicht so gravierend. Allerdings wird der bisherige Standard auch hier nicht weiterentwickelt. Dafür kommt immer mehr der HD-Standard mit geringerer Bandbreite in den Fokus großer Unternehmen. Darin haben wir ein geeignetes Fenster gesehen, in der derzeitigen Vielfalt der digitalen Sender mit einem neuen Angebot Aufmerksamkeit für uns zu bekommen. Wer heute einen HD-Receiver kauft, der lernt uns kennen, weil wir jeden Kunden noch mit „Handschlag“ begrüßen können und er adressierbar ist.

Die HD-Technik ist für Sie also lediglich ein Vehikel, um sich als Sendermarke zu positionieren?


Das war das Wichtigste, weil wir hinsichtlich der Technik und im Marketing in SD keine Zukunft gesehen haben.

Ist Ihr Content denn überhaupt attraktiv genug, um Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema HD zu befassen?

Es ist völlig klar, dass unser Content im Fiction-Bereich nicht ausreicht um die Menschen zum Aufrüsten auf HD zu bewegen. Da fahren wir im Augenblick noch mit angezogener Handbremse, weil wir die wirklich guten Filmen, die wir lizenziert haben, erst nach einer weiteren Entwicklung des HD-Markts bringen werden. Wir haben rausgehört, dass gute Receiver bald schon für 100 Euro zu haben sein sollen. Im Sport-Bereich haben wird dagegen Live-Spiele der portugiesischen Fußball-Liga, Qualifikations-Spiele für die Fußball-WM ohne deutsche Beteiligung oder Live-Spiele der Basketball-Bundesliga und demnächst auch Wintersport. Durch die Live-Übertragung ist das Portfolio für die interessierten Zuschauer durchaus attraktiv. Außerdem hat uns unsere Ausstrahlung von 100 Stunden der Olympischen Spiele in Peking einen Quantensprung an Zuschauerinteresse gebracht.

Was muss ein Inhalt generell bieten, um als HD-Content interessant zu sein?

Wir haben bei der Umwandlung von 35-Millimeter-Material in HD die Erfahrung gemacht, dass es sich um ein Programm handeln muss, das in der SD-Welt mindestens 17 Prozent Marktanteil erreicht hat. Dann geht man in die Materialanalyse und schaut sich an, wie der jeweilige Film abtastbar ist. Aufgrund dieser Kriterien können wir recht schnell entscheiden. Die Technik spielt eine entscheidende Rolle.
 
Lesen Sie auf der kommenden Seite, mit welchen technischen Neuerungen Emmanouil Lapidakis seinen Sender auch für die Werbewirtschaft interessant machen will.