Die Werbeindustrie interessiert sich für belastbare Zuschauer-Zahlen. Wie schaut es da aus?

Das ist ein weiteres Problem. Es gibt nach den uns vorliegenden Informationen bislang noch immer kein HD-Projekt der AGF/GfK, mit dem sich die Reichweiten der verbreiteten HD-Signale messen lassen. Die Hardware der GfK verfügt technisch nicht über die Möglichkeit, die für den HD-Empfang notwendigen HDMI-Anschlüsse zu berücksichtigen. Das ist auch der Grund, warum wir einen parallelen SD-Sendebetrieb aufgebaut haben, um wenigstens hier verlässliche Zahlen zu haben. So lange es keine umfassende HD-Reichweitenmessung gibt, werden auch RTL und ProSiebenSat.1 nicht in HD senden, da sich damit ohne greifbare Zahlen kein Geld erlösen lässt.

Und wie erlösen Sie mit Anixe HD Geld?

Derzeit investieren wir noch. Ich habe mit dem Verkauf meiner Internetunternehmen ausreichend Geld zur Verfügung, um es in Anixe HD zu stecken. Wir denken, dass wir ab dem Jahr 2010 schwarze Zahlen schreiben können.
 
Wie wollen Sie das erreichen?
 
In unserer Strategie zielen wir auf zwei Geschäftsfelder ab: Zum einen wollen wir guten Content als Branded Entertainment positionieren. Dabei denke ich an unterhaltsame Werbung, zum Beispiel in Form von Mini-Telenovelas, die von der Industrie finanziert werden. Zum anderen planen wir Werbe-Einnahmen mit der neuen Generation von Hybrid-Receivern, über die sich neben dem Fernsehsignal synchron auch Internetdaten empfangen lassen. Dadurch wird die Werbung nicht nur regionalisierbar, sondern auch adressierbar.
 


Wie konkret ist das schon?

Es gibt ein Testpanel mit 1.000 Teilnehmern, die über einen Hybrid-Receiver verfügen, in dem wir die Werbung auf den einzelnen Zuschauer abgestimmt steuern. Im Branded Entertainment sind wir mit vielen Kreativabteilungen im Gespräch. Hier stehen wir aber vor dem Problem, dass die kurzen Filme der Werber meist sehr schnell im Internet landen und wir noch eine Möglichkeit finden müssen, sie an die Zuschauer vor dem Fernseher zu bringen.

Sie wollen also das lustige Viral-Filmchen, das ich schon im Netz über verschiedenste Kanäle gesehen habe, noch einmal im Fernsehen bringen? Warum sollte ich das denn via HD machen, wenn ich mir das auch über den Computer auf den Fernseher legen kann?

Das ist unter anderem eine Kostenerwägung. Ein geeigneter Receiver wird immer günstiger sein, als ein akzeptabler Media-PC für den Fernseher. Sich Filme auf dem Computer-Bildschirm anzuschauen ist zwar weit verbreitet, aber keine Alternative für den Abend vor dem Fernseher. Wir werden sehen, wer den Kampf um das Wohnzimmer gewinnen wird.

Zu Anixe gehört auch ein Post-Production-Studio. Welchen Anteil hat dieser Geschäftsbereich an der Finanzierung?

Wir tasten in unserem Studio mittlerweile SD-Produktionen für viele Kunden – auch in anderen Ländern – ab, um sie in HD umzuwandeln. Die Post-Production trägt 30 Prozent zur Finanzierung des Senders bei.

Ihre Arbeit mit Anixe HD wirkt sehr ambitioniert. Was ist Ihr persönliches Ziel? Leben Sie Ihre Leidenschaft in der Nische oder wollen Sie künftig eine führende Rolle im Fernsehgeschäft in Sachen HD einnehmen?

Ich kann Ihnen darauf keine klare Antwort geben. Im Lizenzeinkauf entwickeln wir uns überraschend schnell. Wir brauchen wettbewerbsfähigen Content bei geringer Reichweite und kaum Werbeerlösen. Wir haben aber gesehen, dass die Werbeindustrie bereit ist, die Geschwindigkeit von HD zu beschleunigen. Da sind wir auf die Kunden angewiesen, an deren Bedürfnisse wir uns anpassen.

Sind Erotik-Inhalte ein Thema für Anixe HD?

Auf keinen Fall!

Das klingt sehr resolut. Schließlich sind es Erotik-Inhalte, die einer neuer Medientechnik seit jeher zum Durchbruch verholfen haben.


Es gibt so viele traumhaft produzierte Kino-Filme, die man immer wieder gerne auf einem Flachbildfernseher in HD-Qualität sieht. Dabei bleiben wir uns treu. Erotik kommt für uns überhaupt nicht in Frage!

Herr Lapidakis, vielen Dank für das Gespräch.