Foto: CDUNachdem die ProSiebenSat.1-Mitarbeiter mit ihren Protesten im Vorfeld den Beschluss der Konzernspitze, Sat.1 von Berlin nach Unterföhring zu holen, nicht verhindern konnten, ruft der Betriebsrat nun die Politik um Hilfe. Nachdem das Land Berlin und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sich bereits auf die Seite der Mitarbeiter gestellt hatten, wendet sich der Berliner Betriebsrat nun an die Bundeskanzlerin.

In einem Offenen Brief bittet der Betriebsrat Angela Merkel, "sich für die Belange der Mitarbeiter und für den vollen Erhalt des Standortes einzusetzen." Es gehe "um die Glaubwürdigkeit des Medienstandortes Berlin, aber auch um hunderte Einzelschicksale". Durch die Verlagerung werde der Sender irreparabel geschädigt, heißt es weiter. Erneut warnt der Betriebsrat auch vor einer "Fernsehfabrik nach holländischem Vorbild", die auf dem deutschen Markt nicht funktionieren werde.

Im Folgenden dokumentiert DWDL.de den Offenen Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
 
am 13.11.2008 haben die Vorstände der ProSiebenSat.1 Media AG verkündet, dass der Berliner Standort in der Jägerstraße zum 30.06.2009 aufgegeben werden soll. Von dieser Maßnahme sind der Hauptstadtsender Sat.1 und weitere Unternehmen des Konzerns betroffen. 350 Stellen sollen in 2009 nach München/Unterföhring  umziehen. Zusätzlich werden konzernweit 225 Stellen abgebaut. Wie viele MitarbeiterInnen insgesamt durch diese Maßnahmen arbeitslos werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen.
 
Wie Sie sicher der Presse entnommen haben, kämpfen die MitarbeiterInnen von  ProSiebenSat.1 in Berlin aktuell und mit allen Mitteln gegen diese  Umzugsentscheidung. 

Wir, die Berliner Betriebsräte der ProSiebenSat.1 Media AG und ProSiebenSat.1 Produktion GmbH, bitten Sie, sich für die Belange der Mitarbeiter und für den vollen Erhalt des Standortes einzusetzen. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Medienstandortes Berlin, aber auch um hunderte Einzelschicksale. 
 
Eine Verlagerung von Sat.1 würde zusätzlich das Gesicht des Senders irreparabel schädigen. Durch die strukturellen Veränderungen wäre der Sender nicht mehr von anderen zu unterscheiden, mit verheerenden Folgen für die Werbeeinnahmen. In München entstünde eine "Fernsehfabrik" nach holländischem Vorbild, doch das wird auf dem großen deutschen Fernsehmarkt nicht funktionieren!

Maßgeblich an der Umzugsentscheidung beteiligt sind zwei Personen, die noch am 29. September 2008 bei Ihnen zu Gast  im Bundeskanzleramt waren. Anlass war die Bundesprämierung der "STARTSOCIAL"-Kampagne 2008. Es handelt sich um Guillaume de Posch, Vorstandsvorsitzender der ProSieben Sat.1 Media AG, und um Dr. Dieter Düsedau, Mc Kinsey Deutschland, Vorsitzender von "STARTSOCIAL e.V."

 
Zu Ihrer Information: Die Unternehmensberatung Mc Kinsey hat die Berechnungsgrundlagen zu diesen Einsparmaßnahmen erstellt. 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, für uns geht es um alles! Wir bitten Sie, sich unserer Sache anzunehmen.   

Mit freundlichen Grüßen
 
Die Betriebsräte