Foto: MTVHerr Ulmen, seit gut 100 Tagen ist Ulmen.TV inzwischen online. Wie lautet Ihre erste Bilanz?

Für eine amtliche Bilanz, die auch aussagekräftig ist, haben wir uns ja eigentlich erst einmal ein Jahr gegeben. Aber ich bin jetzt schon sehr zufrieden, weil wir eine sehr konstante Zuschauerschaft haben und die Clips auch weiterhin nicht an ihrer Kraft und Qualität verlieren und hin und wieder provozieren

Die Figuren wie Alexander von Eich oder Knut Hansen sind sehr speziell. Das zeichnet sie aus, aber beschränkt auch ihre Möglichkeiten. Sind die Figuren nicht auch irgendwann auserzählt?


Ein klares Ja. Es wird mit Knut Hansen und Alexander von Eich auch nicht ewig weitergehen. Das sind so klare Charaktere, dass sie irgendwann auserzählt sind. Ich denke so bis Mai werden wir noch unsere Freude mit den Beiden haben. Bei Uwe Wöllner ist das noch einmal was anderes. Die Figur ist ambivalenter und so infantil, dass er deutlich mehr Überraschungsmomente ermöglicht. Wir drehen im August neue Charaktere, die man auch noch nicht aus „Mein neuer Freund“ kennt. Und schon jetzt ist Maurice dazugekommen -  auch eine komplett neue Figur.

Wer ist denn Maurice?

Maurice ist ein entfernter Verwandter einer Figur aus „Mein neuer Freund“. Er ist ein kiffender Rastaman, der eine Kinderfernsehsendng moderiert - und das mit seinem von Marihuana inspirierten Vokabular, das nicht wirklich nach Sesamstrasse klingt.
 

 
Anfangs haben Sie täglich neue Clips ins Netz gestellt, inzwischen nur noch dreimal die Woche. War das von Anfang an so geplant oder hat sich das aus den ersten Erfahrungen ergeben?

Wenn ein Clip länger steht, hat man mehr davon. Er wird öfter gesehen und geht nicht unter in einer ganzen Menge von Clips. Und auf der anderen Seite sind wir, weil wir so viel Material gedreht haben, auch irgendwann mit dem Schnitt nicht mehr nachgekommen. Wir schneiden ja immer noch an den Sachen, die wir vor anderthalb Jahren gedreht haben, weil die Kameras damals ja permanent mitliefen. Da wurde es irgendwann schwierig, wirklich jeden Tag einen neuen Clip online zu stellen.

Sie haben also etwas Druck von sich genommen. Wie ja auch den Quotendruck. Sind Sie froh im Web nicht mehr den Massengeschmack treffen zu müssen?

Es verschieben sich die Dimensionen. Eine Million Zuschauer sind bei einem großen Fernsehsender eher wenig, aber eine Million Besucher auf einer Website wie MySpass.de sind schon eine ganz andere Größe. Und hier zappt man ja nicht durch, sondern entscheidet sich bewusst durch Klick oder Eingabe der Adresse für eine Seite. Damit lässt sich dann auch Werbung vermarkten. Momentan ist es noch nicht so, dass wir durch die Werbeeinnahmen im Netz unser Projekt finanzieren können; da brauchen wir schon noch die Fernseh-Zweitverwertung und die DVD-Verkäufe. Aber es ist ein visionäres Projekt, da sind wir geduldig. Befreiend ist auch die Tatsache etwas alleine machen zu können, ohne Absprache mit Fernsehsendern. Je weniger Menschen an so einem Ding mitreden, umso angenehmer ist es für den, der die Idee hatte.

Und Sie haben keine Sorge, dass die Finanzkrise und zunehmende Skepsis in der Online-Welt Ulmen.TV Probleme machen könnte?
 
Ich bekomme derzeit selbst immer öfter Anfragen für Werbekampagnen, die nur online stattfinden und man erlebt ja auch eine starke Zunahme von reiner Online-Werbung. Sicher gibt es da noch ab und an eine gewisse Zurückhaltung bei einzelnen Werbelustigen, aber ich habe das Gefühl, dass da langsam Vorurteile abgebaut werden.