Volker HerresAm Mittwochmorgen waren die ARD und Oliver Pocher noch beste Freunde und DasErste-Programmdirektor Volker Herres (Foto) optimistisch, dass er Pocher im Ersten halten kann. Letzteres hat sich nur wenige Stunden später zu Ungunsten der ARD geklärt - und die Freundschaft zwischen Sender und Moderator dürfte inzwischen auch Vergangenheit sein. Denn seit einem Telefonat zwischen Pocher und Herres am Mittwochnachmittag in dem Pocher der ARD absagte, hat sich, sehr zur Erheiterung der Branche, ein regelrechtes Schmierentheater entwickelt.

Mehr zum Thema

Am Mittwoch um 18 Uhr war es Volker Herres, der per Pressemitteilung Oliver Pocher zuvor kam und dessen Wechsel zu Sat.1 verkündete. Pocher hatte Herres nach eigener Aussage am Nachmittag darüber informiert, dass später am Abend zwischen 19 und 20 Uhr eine Pressemitteilung von Sat.1 kommen werde und er sich dann natürlich auch dazu äußern könne. Dass Herres dann mit einem beleidigt klingenden Statement vorpreschte, könnte auch daran liegen, dass er nur wenige Stunden  vor der telefonischen Absage von Oliver Pocher in einem Interview zur Verpflichtung Pochers noch sagte, man sei "unverändert in guten Gesprächen". Eine denkbar peinliche Situation für Herres.
 

 
Oliver Pocher machte seinem Unmut über diese voreilige Kommunikation durch die ARD am Donnerstagabend dann bei der Aufzeichnung der letzten regulären Ausgabe von "Schmidt & Pocher" Luft. Doch weil die Sendung zu lang geriet, musste geschnitten werden und dabei fielen genau diese Szenen dem Schnitt zum Opfer, wie DWDL.de berichtete. Dies wollte Das Erste am Freitag zwar allen Ernstes zunächst nicht bestätigen und räumte erst später ein, dass man aufgrund der Länge gekürzt habe - allerdings nicht auf Anweisung der Programmdirektion. Dies sei in Köln entschieden worden.
 
Davon war ohnehin auch auszugehen. "Es handelt sich um eine Entscheidung, die gemeinsam vom verantwortlichen Redakteur und dem Produzenten der Sendung, Fred Kogel, getroffen wurde", so eine Sprecherin des zuständigen WDR dann am Freitagnachmittag auch gegenüber "Spiegel Online". Der DWDL.de-Bericht über die herausgeschnittene Szene mit Pochers Äußerungen über sein Telefonat mit Volker Herres und dessen Reaktion sorgte am Freitag sowohl bei Bonito TV als auch in der ARD für helle Aufregung. Offiziell schweigt man aber dazu.

Judas PocherOder eben auch nicht. Denn seit Freitag verbreitet die ARD über ihren offiziellen Channel beim Videoportal YouTube sowie auf der Website des WDR-Radiosenders Eins Live  (Screenshot) ein Video der "Schmidt & Pocher"-Sendung vom vergangenen Donnerstag unter dem Titel "Judas Pocher". Es ist natürlich anzunehmen, dass diese Betitelung Pochers als Verräter nicht von oberster Stelle kommt. Umso unglücklicher die Wortwahl irgendeines Redakteurs, der damit die Stimmung weiter aufheizt.

Weder in der Pressestelle der ARD, noch der Pressestelle des Ersten, noch in der Pressestelle des WDR war am Samstag jemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Eins dürfte jedoch klar sein: Die Auseinandersetzung zwischen der ARD und Pocher schaukelt sich damit weiter hoch und wird jetzt sicher noch nicht ihr Ende gefunden haben, denn dass sich der 31-Jährige von seinem bisherigen Sender kommentarlos als Verräter betiteln lässt, ist unwahrscheinlich.
 
Nachtrag, 19.25 Uhr: Am Samstagabend, wenige Stunden nach der Veröffentlichung dieses Artikels, wurde das besagte Video auf YouTube und der EinsLive-Website umbenannt und heißt jetzt "Der Große und der Kleine". Und wo man schon einmal dabei war, hat man bei YouTube   gleich sämtliche kritischen User-Kommentare unter dem Video ausgeschnitten, ähm, gelöscht. Und sicherheitshalber wurde die Kommentar-Funktion dann gleich ganz gesperrt.