"Wir können nun sogar grüne Äpfel ins Studio legen", sagt Uwe Fohrmann und lacht dabei laut. Was so selbstverständlich klingt, war bislang tatsächlich Wunschdenken. Durch den Green Screen im Studio, in dem das von Fohrmann verantwortete RTL-Magazin "Guten Morgen, Deutschland" bislang produziert wurde, war es nämlich nicht möglich, die besagten Äpfel zu drapieren - von einem Weihnachtsbaum ganz zu schweigen. So gesehen wird mit Beginn der kommenden Woche eine neue Zeitrechnung im Frühstücksfernsehen des Kölner Senders beginnen. Fortan kommt das Magazin nämlich nicht mehr aus dem virtuellen Set, von dem man sich komplett verabschieden wird, sondern dem neuen Studio 3, das sich unterhalb der RTL-Cafeteria in der Deutzer Sendezentrale befindet.

Vor etwas mehr als einem Jahr nutzte der Sender diese Fläche für sein kurzlebiges Wochenendmagazin "sonntags.live" schon einmal. Nach nur vier Ausgaben stellte RTL die Sendung damals wegen schlechter Quoten wieder ein. Nun wird Frühaufsteher Wolfram Kons, der "sonntags.live" einst präsentierte, deutlich mehr Zeit im neuen Studio verbringen können. "Ich freue mich sehr auf ein echtes Wohlfühlset", sagt Kons gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Modern und gemütlich, trendy und einfach schön. Das ist keine Arbeit mehr in der virtuellen grünen Hölle, sondern jeden Morgen das Eintauchen in eine Lounge der Behaglichkeit. So kuschelig war mein Arbeitsplatz noch nie." Für die Zuschauer werde es so, als ob sie "morgens zu uns privat zu Besuch kommen", freut sich der langjährige Morgen-Moderator und scherzt: "Nur, dass da ein paar Lampen mehr hängen als zuhause."

Diese Stimmung werde sich sofort auf die Gäste und die Zuschauer übertragen, aber auch auf das ganze Team der Sendung - so ist zumindest seine Hoffnung. Redaktionsleiter Uwe Fohrmann spricht gar von einem "Quantensprung". "Das virtuelle Set hat uns in der zweieinhalbstündigen Sendung zunehmend eingeschränkt", gibt er im Gespräch mit DWDL.de zu. "Unser neues Studio bringt zunächst mal mehr Bewegungsmöglichkeiten für die Moderatoren und Gäste mit sich. Manche unserer Gäste wirkten vor dem grünen Hintergrund manchmal etwas gehemmt. Durch die natürlichere Umgebung wird sich das ganz bestimmt ändern." Dass man bei Auftritten von Künstlern nun nicht mehr in den fünften Stock ausweichen müsse, sei ein großer Vorteil. "Und wenn wir Elefanten im Foyer haben sollten, dann ist selbst das kein Problem."

"Das virtuelle Set hat uns in der zweieinhalbstündigen Sendung zunehmend eingeschränkt."
Uwe Fohrmann, Redaktionsleiter "Guten Morgen Deutschland"

Ermöglicht wird das, weil sich das Studio direkt neben der riesigen Eingangsmall befindet, in die bei Bedarf vom Sofa aus ein Blick geworfen werden kann. Gut möglich also, dass man künftig so manchen Mitarbeiter des Senders auf dem Weg zur Arbeit sehen wird. "Der Wunsch der Redaktion war es, in dem neuen Studio eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, die dem Magazin-Charakter der morgendlichen Sendung entspricht", sagt Creative Director Ulli Schumacher. "Bei der Umsetzung dessen haben wir uns für ein reales Set ohne virtuelle Elemente entschieden. Die vier Aktionsflächen ermöglichen es den beiden Moderatoren, fließende Übergänge zwischen den vielfältigen Themen zu schaffen." Und so wird es ab Montag neben einem Sofa-Bereich und einer Küche auch eine Aktionsfläche geben, auf der beispielsweise Künstler auftreten können. RTL schlägt mit seinem Frühmagazin somit also einen Weg ein, den die Kollegen von ARD, ZDF und Sat.1 mit ihren realen Sets schon seit Jahren beschreiten.

Auch die Nachrichten werden im Zuge des Relaunchs vor einem realen Hintergrund präsentiert, der angelehnt ist an die blaue Optik, die man von "RTL aktuell" kennt. Die übrigen aktuellen Sendungen sollen allerdings auch weiterhin aus dem virtuellen Studio kommen, heißt es, wenngleich Nachrichten-Anchor Peter Kloeppel schon vor einem Jahr im DWDL.de-Interview eine mögliche Abkehr andeutete. "Ich glaube, dass wir schon sehr weit gehen mit unserer Virtualität", sagte er damals. "Vielleicht nehmen wir uns bei den kommenden Entwicklungsschritten wieder ein bisschen zurück, denn ein virtuelles Studio kann auch leicht kühl und zu technisch wirken, und das wollen wir nicht." Es könne einem zu denken geben, wenn Zuschauer das virtuelle Studio zu Hause quasi "nachbauen". Grünes Fleece an die Wand gehängt, Set am Computer kopiert - fertig ist das heimische Nachrichtenstudio.

"GMD"-Redaktionsleiter Uwe Fohrmann betont indes, dass die zehnminütigen Nachrichten-Blöcke in der Frühsendung auch weiterhin ein zentraler Bestandteil bleiben sollen. Sie werden jedoch nicht mehr den Ausgangspunkt bilden, sondern fortan als eigene Rubrik behandelt. Ansonsten will sich "Guten Morgen Deutschland" jedoch bewusst abheben vom gewohnten News-Design, was durch eine neue Titelmusik, ein frisches Logo und die dominierende Farbe, die der Sender als "brombeer-violett" beschreibt, schnell deutlich wird. Nun müssen nur noch die Zuschauer mitspielen. Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von mehr als 15 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen war "Guten Morgen Deutschland" im vergangenen Jahr erfolgreich, auch wenn der Sendung zumindest mit Blick auf die Quoten zum Jahresende etwas die Luft auszugehen schien.

Das wussten vor allem die Kollegen von Sat.1 für sich zu nutzen: Nach einem schwachen Start ins Jahr erholten sich die Quoten des "Frühstücksfernsehens" zuletzt wieder deutlich - und lagen zum Ende hin sogar wieder klar über den Werten des Vorjahres. Dass "Guten Morgen Deutschland" ausgerechnet jetzt, nach rund zehnmonatiger Planungsphase, ins reale Studio wechselt, ist dabei ganz sicher kein Zufall, immerhin dürfte das Ende kommender Woche startende Dschungelcamp für zusätzliche Einschalt-Impulse am Morgen sorgen. Passend zur neuen Staffel wird es dann auch eine Dschungel-Ecke im Studio geben - selbstverständlich mit grünen Pflanzen. Die können ja schließlich neuerdings problemlos integriert werden.