Was ist eine Gesellschaft bereit, sich einen frei empfangbaren Rundfunk kosten zu lassen, der – im Idealfall – unabhängig von kommerziellen oder politischen Interessen öffentliche Aufgaben wie eine ausgewogene und kritische Berichterstattung und ein vielfältiges Unterhaltungsangebot wahrnimmt? Das ist eine Frage, die derzeit in vielen Ländern mit einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem diskutiert wird. Die Turbulenzen, die seit der Bankenkrise 2008 die Weltwirtschaft erschüttern, haben dabei wie eine Art Katalysator gewirkt: Die öffentlichen Haushalte sehen sich zum Sparen genötigt, gleichzeitig soll die Last an Steuern und Abgaben für die ebenfalls von den ökonomischen Unbillen betroffenen Bürgern nicht steigen.

Nicht nur in Deutschland hat dies dazu geführt, dass Gebührenerhöhungen für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in weite Ferne gerückt sind. Seit 2008 liegen die Gebühren hierzulande konstant bei 17,98 Euro im Monat. Und daran wird sich wohl auch bis einschließlich 2014 nichts ändern. Als im vergangenen Jahr publik wurde, dass ARD und ZDF bei der KEF einen höheren Finanzbedarf angemeldet haben, waren empörte Reaktionen nicht nur seitens der privaten Konkurrenz, sondern auch aus der Politik die Folge. Der Unwille, den Öffentlich-Rechtlichen einen höheren Gebührenbeitrag zuzubilligen, rührt dabei insbesondere aus der Wahrnehmung her, dass ARD und ZDF dem oben beschriebenen Auftrag und Idealbild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht oder nur unzureichend gerecht werden. Die Kritikpunkte – angefangen bei der zu großen programmlichen Annäherung an die Privaten bis hin zur politischen Einflussnahme in den Sendern – müssen hier gar nicht im Einzelnen wiederholt werden.

Doch auch die international Besten unter den Öffentlich-Rechtlichen entkommen der Gebührendiskussion nicht. Die britische BBC gilt bis heute als Muster für verlässlichen, objektiven Journalismus, qualitativ hochwertige Dokumentationen und innovative Unterhaltung. Laut einer 2009 von der englischen Zeitung "The Guardian" in Auftrag gegebenen Studie erklären 77 Prozent der Briten, stolz auf die BBC zu sein. Das hohe Ansehen, welches der Sender genießt, geht zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als die BBC gleichermaßen über Siege wie Niederlagen der alliierten Truppen berichtete, was ihr das Missfallen des damaligen Premiers Winston Churchill, aber zugleich das Vertrauen der britischen Öffentlichkeit eintrug.

Ihren öffentlichen Auftrag erhält die BBC durch eine "Royal Charta", welche alle vier bis sechs Jahre neu zwischen dem Sender und der britischen Regierung, vertreten durch das Kultusministerium, ausgehandelt wird. In der Royal Charta wird auch die jeweilige Höhe der Rundfunkgebühren festgelegt. Seit 2010 zahlen die Briten jährlich 145,50 Pfund (umgerechnet 15,40 Euro im Monat) für den Empfang von Farbfernsehen. Und bis 2017 wird das auch so bleiben. Denn in den letzten Verhandlungen um die Royal Charta hat die BBC – voreilig, wie manche Kritiker sagen – auf Druck der konservativen Regierung einem Einfrieren der Rundfunkgebühren über die kommenden Jahre hinweg zugestimmt. Real kommt dies einer Kürzung der Einnahmen um etwa 16 Prozent gleich, was zahlreiche Einschnitte in Personal, Infrastruktur und Programm der BBC zur Folge hat.

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Die Regierung um Premierminister David Cameron steht auf dem Standpunkt, dass die BBC Einsparungen wie alle anderen Bereiche der öffentlichen Hand vornehmen müsse. Im Schnitt würden, so Schatzkanzler George Osborne, die öffentlichen Ausgaben schließlich um 19 Prozent gesenkt werden. Soll heißen: Eigentlich käme die BBC doch noch sehr gut weg. Das Problem mit einer Politik der öffentlichen Ausgabenkürzungen ist allerdings, dass dadurch – nicht nur im Rundfunk – Leistungen wegfallen, von denen die Bürger erwarten, dass die öffentlichen Institutionen sie erbringen. Genau vor diesem Problem steht auch aktuell die BBC.