Für Sie ist es hier bei den Emmys der erste große Auftritt als neuer Host von E! Entertainment in Deutschland. Wer kam bei dieser Zusammenarbeit auf wen zu?

Das war ein lustiger Zufall. Ich kenne natürlich E! und die Sendung „Fashion Police“ mit Joan Rivers seit Jahren. Ich hab schon immer davon geträumt eine Sendung in Deutschland zu haben, in der ich Prominente motivieren kann: Achtung! Roter Teppich! Präsentier deinen Look! Im letzten Jahr hab ich Kurzurlaub gemacht im Kranzbach, einem tollen Wellness-Hotel. Da fiel mir immer wieder ein Mann auf, der mich offenbar erkannt hatte und am dritten Tag auch ansprach. Er sagte: „Jorge, ich wollte Dich nicht stören, da Du ja hier zum Relaxen bist, aber letzte Woche haben wir die ganze Zeit über Dich gesprochen.“ Das war der Programmchef von E! Entertainment in Deutschland, der eine Sendung á la „Fashion Police“ in Deutschland umsetzen wollte. Ich meinte natürlich sofort, dass ich das ganz toll finde, zumal an dem Tag auch noch mein Geburtstag war, so dass wir bei einer Flasche Champagner über die Show sprachen. Abends haben wir uns getroffen, wobei ich direkt klarstellen wollte, dass ich keine Kopie von „Fashion Police“ machen möchte. Dazu ist der deutsche Humor einfach nicht mit dem der Amerikaner zu vergleichen.

Wieviel Joan Rivers steckt denn in Ihnen?

Nicht so viel, obwohl ich auch ein Mensch bin, der sehr spontan sagt, was er denkt. Ich sehe mich als direkter Kritiker aber mit Augenzwinkern. Alles was ich sage, kommt vom Herzen. Wenn ich aber katastrophale Stylings sehe, kann ich einfach nicht lügen. Das werde ich auch bei den Emmys hier nicht tun, wenn ich bei „Fashion Police“ zu Gast bin.

Aber wie sieht denn dann „E! Factor - by Jorge Gonzalez“ aus?

Meine Idee war, dass wir zwar auch Prominente unter die Lupe nehmen aber mit konstruktiver Kritik. Das passt einfach besser zu mir. Ich bin kein Mensch, der einfach nur sagt, dass jemand scheiße aussieht. Ich gebe den Grund an, um den Menschen zu helfen. Wir haben also gemeinsam ein Konzept geschrieben. Mit vielen kleinen persönlichen Elementen. Ich versuche immer, meine Muttersprache in Deutschland bekannt zu machen. Innerhalb der Sendung wird es neben dem Talk Rubriken wie Inspección und Reconstrucción geben. Wir nehmen darin Looks unter die Lupe bzw. widmen uns mit prominenten Gästen Oberthemen wie die 60er oder 70er Jahre. Wir präsentieren dort die Stars, wie Sie sie noch nie gesehen haben. „Miststück – Du hast meinen Look gestohlen“ wird ein weiteres Element der Sendung sein. In dieser Rubrik vergleichen wir Stars, die bei Events die gleichen Kleider tragen. Bitter oder? Wir werden die Outfits analysieren und danach entscheiden, wer den E! Factor hat. Wer hat Glam mit Haltung? Ich bin der Meinung: Kleider machen nicht die Leute, sondern die Leute präsentieren das Kleid.

Wie viele Folgen gibt es? Und wer produziert eigentlich?

Erst einmal sind es zehn, zwölf Folgen. Jede 28 Minuten lang. Das produziert tibool Media, die Produktionsfirma von Oliver (Wirtz, sein Manager), Tim Mälzer und Peer Boris Schade. Wir hoffen, dass wir im Januar gleich zur Awards Season hier in den USA weitermachen. E! Entertainment stellt uns das komplette internationale Material zur Verfügung und bisher ist der Sender hochzufrieden mit den ersten drei schon produzierten Sendungen. Für E! Entertainment USA ist Deutschland strategisch sehr wichtig und als nächster Schritt steht eventuell E! Entertainment Lateinamerika an, was spannend werden könnte, da ich ja Muttersprachler bin. Das steht aber noch in den Sternen.

Wie fühlt es sich an nach „Topmodel“ und „Let‘s Dance“ die erste eigene Sendung zu haben und nicht nur eine Rolle spielen?

Eine Rolle spiele ich nie. Ich bin ich. Als ich bei „Topmodel“ mitmachen sollte, wussten die Produzenten erst nicht richtig, was sie mit mir machen sollen. Ich werde nie vergessen, wie ich das erste Mal nach Los Angeles zu den Dreharbeiten geflogen bin und mit ein paar Kleidern in der Model-Villa auftauchen sollte. Ich hatte die Sendung vorher wirklich noch nie gesehen. Der Regisseur meinte nur, dass die Mädels Catwalk-Training brauchen. Und letztendlich konnte ich mit meinem Input zum Erfolg der Sendung beitragen. Bei „Let’s Dance“ ist vor allem Spontaneität gefragt. Das Schöne an „E! Factor“ ist, dass ich die Themen und die Gäste auswählen kann. Das ist 360 Grad Jorge Gonzalez. Mode ist ein Thema, das mir am Herzen liegt. Ich bin immer sehr neugierig, was die Leute tragen und was es Neues gibt. Für mich ist es auch wichtig, junge unbekannte Designer zu präsentieren. Wenn ich sehe, dass ein Designer Talent hat, werde ich den in meiner Sendung fördern. Viele dieser Jungdesigner haben nicht viel Geld für Werbung, weshalb ich dafür Platz in meiner Sendung machen werde. Das ist auch eine Mission.

Jorge, herzlichen Dank für das Gespräch.