Derzeit freut man sich eher noch über Konkurrenz, um das Thema VoD an sich nach vorne zu bringen. Doch ist der Markt erst mal gesättigt, dürfte es spannend werden, wie sich die Konkurrenten voneinander absetzen werden. Die Produktion eigener Inhalte ist hier zu Lande noch kein Thema. Anders in den USA. Dort tritt Netflix bereits als Aufftraggeber für hochwertige Serienstoffe in Erscheinung. Es ist aber absehbar, dass die Onlinevideotheken auch hier durchaus ein neuer Impulsgeber in der Filmfinanzierung werden könnten – wenn auch nicht mit derart großer internationaler Perspektive wie in den USA.

Ein weiterer entscheidender Punkt liegt im Marketing. Als interessiertem Verbraucher bieten sich derzeit so viele verschiedene Optionen, sich online mit Serien und Filmen einzudecken, dass man vor lauter Unübersichtlichkeit fast schon die Lust verlieren könnte. Vor allem dann, wenn just die gewünschte Serie - möglichst in der Originalfassung und direkt nach der US-Ausstrahlung - nicht auf legalem Wege erhältlich ist. Und wie genau ist das mit der Flatrate bei Lovefilm? Was ist in welchem Paket von Maxdome enthalten und warum finde ich den einen Blockbuster, den ich jetzt gerade schauen will bei keinem der Anbieter im Sortiment?

Gleiches gilt für den Empfang: Was bietet mein Kabelnetzbetreiber, mit welchem Anbieter kooperiert der Hersteller meines Fernseher und beim wem kann ich auf  einem mobilen Gerät mit einem Film anfangen und bei Bedarf auf einem anderen nahtlos weiterschauen? Da neben rationalen Überlegungen auch Fragen des Filmgeschmacks hinzukommen ist es derzeit fast noch schwerer, den richtigen VoD-Anbieter zu finden, als den passenden Handyvertrag.

Video on Demand-Dienste sind eine schöne Sache – keine Frage. Doch sie stehen erst am Anfang. Zu viele Fragen sind noch nicht geklärt – zum Beispiel die nach einer pauschalen und dennoch angemessenen Vergütung für die Rechteinhaber durch die Betreiber. So ließe sich ein Zugriff auf gesamte Kataloge zum Festpreis ermöglichen und das Angebot noch kundenfreundlicher gestalten. Auch inhaltlich wird sich noch einiges bewegen müssen, bevor VoD eine umfassende Alternative zur Disc mit Bonusmaterial, Untertiteln und verschiedenen Tonspuren sein kann.

Sicher stehen in diesem Jahr auch noch einige regulatorische Fragen an. Mit Spannung wird erwartet, wie das Kartellverfahren um die neue Plattform „Germany's Gold“ ausgeht, die die Öffentlich-Rechtlichen über ihre kommerziellen Töchter gemeinsam mit den TV-Produzenten starten wollen. Zur Erinnerung: „Es geht um die Perspektive, großes Geld im Video on Demand-Bereich zu verdienen“, sagte der ehemalige ZDF-Intendant Markus Schächter einst der "FTD" zu diesem Thema. Auch hinsichtlich der geplanten gemeinsamen Plattform der Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1, die als technischer Dienstleister allen offen stehen soll, ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.

Und ungeachtet dessen bietet sich mit einer flächendeckenden Verbreitung von Abrufplattformen gepaart mit einer Integration in die Endgeräte eine spannende Möglichkeit der inhaltlichen Verzahnung von linearem Fernsehen und zusätzlichen Programmen aus der Konserve. Während heute der Standardsatz lautet „Mehr Informationen finden Sie unter www…“ könnten findige Programmmacher und Produktmanager es gemeinsam schaffen, vielleicht schon bald zu jeder Sendung, jedem Beitrag, Spielfilm oder Talkgast per Knopfdruck den passenden Themenabend anzubieten. Denn machen wir uns nichts vor: Die Regeln des Verkaufens gelten auch bei modernster Technik. Der Kunde sucht nicht allzu tief, sondern kauft, was man ihm anbietet. Wenn es gut läuft, wird nur die Entscheidungsvielfalt größer.