Der Einwand mag lauten: Ja ja, die großen Netzwerke mit ihrem Geld. Doch auch kleinere Häuser können an Beispielen wie dem UFA Lab eine Menge lernen. Denn es geht um die Haltung dahinter – um die Erkenntnis, dass Fernsehinhalte nicht mehr zwingend Fernsehinhalte sind – sondern Bewegtbildcontent, der sich einbetten lässt in eine Vielzahl an inhaltlichen und wirtschaftlichen Variationen mit direktem Rückkanal zum Publikum.

Inhalte also, die auf mehreren Plattformen funktionieren und sich mit anderen Medientechnologien, Rezeptionsmustern und Erlösmodellen kombinieren lassen. Für Produzenten geht es in Zukunft immer mehr auch darum, ein Optimum aus einem zu Grunde liegenden Inhalt herauszuholen.

Denn wenn man einen Stoff schon in mühseliger Kleinstarbeit recherchiert, die narrative Substanz herausdestilliert und in eine Geschichte verpackt, zum Experten wird in einem Thema: Warum das ganze nicht gleich um ein paar Medien erweitern? Stattdessen lässt man auch heute noch sehr viel hervorragendes Recherche-, Film- und Story-Material ungenutzt, betrachtete es als Ausschuss und arbeitet sich lieber direkt am nächsten Stoff ab. Und mit welchem Ziel? Um vielleicht mit großen Anstrengungen wieder ein paar halbe Stunden TV-Programm herstellen zu dürfen.

Für Bernd Schumacher, Produzent von Daniela Katzenberger und Geschäftsführer der 99pro media GmbH ist die Format-Entwicklung längst keine Frage des Geldes mehr. „Es geht vor allem darum, mich abseits des Tagesgeschäfts hinzusetzen und mir Gedanken zu machen“, lautet seine Einschätzung. So könne man bereits mit dem iPhone produzieren. „Was wir mit unserer Kamera für 800 Euro alles erreichen! Wer sagt, man müsste einen Trailer zu einem neuen Projekt mit klassischem Team produzieren, versteckt sich hinter Regeln, die es längst nicht mehr gibt“,  sagte Schumacher kürzlich im DWDL.de-Interview.

Mit Daniela Katzenberger zeigt Schumacher der Branche, welchen Wert ein starker Inhalt haben kann – auch für einen unabhängigen Produzenten. Mit ihrem Café auf Mallorca, bei dem die Miete allein aus dem Verkauf von Anstecknadeln erlöst wird, ihrem Buch, das sich bereits seit mehreren Monaten ganz oben auf der Bestsellerliste hält und ihren verschiedenen Kooperationen mit verschiedenen Herstellern – von Schuhen bis zum Klodeckel – ist sie ein Beispiel dafür, was sich mit Markenführung und Selbstbewusstsein erreichen lässt.

Beides dürfte künftig immer wichtiger werden. Denn das Produktionshandwerk als solches ist nicht mehr zwingend ein Wert an sich. Immer öfter kommt die Konkurrenz der Programmmacher aus anderen Bereichen. Die Produzenten sind auch nicht mehr die einzigen, die Zugang haben zu den Programmentscheidern und Redaktionen.

Die Ebenen werden durchlässig. Neue Modelle, wie das des Web-TV-Anbieters tape.tv sollten die Branche hellhörig machen. Das Unternehmen tritt an als Musiksender im Netz und füllt dort die Lücke, die MTV und Viva hinterlassen haben. So weit schon recht beachtlich. Nun stellt die Firma mit „Auf den Dächern“ und „on tape“ aber auch eigene Formate her, die sie beim Spartenkanal „ZDF.kultur“ für die Zweitauswertung lizensiert.

Die greifen gerne zu – denn das Programm trifft den Nerv der Zielgruppe und dürfte auch nicht allzu teuer sein. Und, ach ja – da war doch noch was: tape.tv bringt auch noch eine Community mit vielen tausend Fans mit. Für Sender und Hersteller etwas, was man Win-Win-Situation bezeichnet. So viel zum Thema Endkundengeschäft. Ich bin gespannt auf die nächsten sieben Jahre.