Können wir mal über Frauen reden? Ja, genau, über jene Wesen, die grob gesagt die Hälfte der Erdbevölkerung stellen. Können wir mal darüber reden, wie das Fernsehen mit Frauen umgeht? Insbesondere jene Sender, die wir durch das Ertragen von endlos vielen Reklamespots finanzieren. Ich fühle mich nämlich gerade mal wieder zurückkatapultiert ins vergangene Jahrhundert, in die Mad-Men-Zeit, als Frauen sich aufmachten, nicht länger nur Hausfrau sein zu wollen, als sie sich und ihren Körper entdeckten, dabei aber gnadenlos von männlicher Übermacht zu Babes, Darlings und Süßlichkeit degradiert wurden. Als Alice Schwarzer sich gerade erst anschickte, Journalistin zu werden und noch nicht ahnte, welche Wirkung sie später mal haben würde.

Genau diese Zeiten sind zurück, wenn man RTL und ProSieben zum Maßstab nimmt. Wenn man sich erst beim Bachelor und dann bei Germany’s Next Top Model einklinkt. Ich habe das gerade getan, und ehrlich gesagt, war mir nach beiden Aussendungen danach, mir mein Essen mal wieder durch den Kopf gehen zu lassen. Wer sagt, dass Frauen da wie Ware behandelt werden, verkennt, dass man mit Ware in der Regel pfleglich umgeht, weil man sie später noch nutzen möchte. Frauen dagegen sind in diesen Sendungen zum schnellen Verbrauch bestimmt. Sie werden schlechter als Ware dargestellt. Sie wirken wie Wegwerfartikel.

Beim Bachelor etwa sind Frauen vor allem zickende Wesen, die nichts Besseres zu tun haben, als sich gegenseitig anzuschreien, sich nur das Böseste zu unterstellen und so Futter für die zwistgeilen Kameras zu liefern. Wenn Frauen Glück haben, werden sie als Ladies bezeichnet. Das ist im deutschen Sprachraum so ziemlich die bescheuertste Beschreibung für Frauen, da hilft auch Anke Engelkes blöder Titel Ladykracher nicht weiter. Wenn Frauen nicht mal Ladies-Glück haben, sind sie Mädels. Und sie sind meistens Mädels.

Als solche wollen sie einem blauäugigen Glatzkopf an die Wäsche, der vorgibt, innige Gespräche am Kamin führen zu wollen, der in Wahrheit aber natürlich nur ein paar Kerben in seinem Colt braucht. Der Bachelor ist ein ekelhafter Hengst mit Dauererektion, der alles, was in seinen Stall kommt, zu begatten versucht. Frauen werden als Objekt gebraucht und haben sich zu fügen. Wenn das mal zwei Kandidatinnen nicht tun und die schmierigen Avancen des geifernden Schleimbeutels mit supersanften Worten ablehnen, dann strickt RTL gleich ein großes Drama draus und tut so, als sei gerade ein Tornado in die Prosecco-Bowle gefahren. Danach geht alles weiter wie gehabt.

In mir weckt das den innigen Wunsch, duschen zu wollen, auf dass diese Klebrigkeit nicht an mir haften bleibe. Ich bin schon mehrfach gescheitert beim Versuch, den Bachelor mit Prostitution zu vergleichen. Frauen verkaufen sich hier wie da für Geld. Jedes Mal habe ich mir eine Klatsche abgeholt, verbunden mit der Aufforderung, ich solle mich doch bitteschön nicht so haben, ich alter Spießer.

Ehrlich gesagt bin ich in solch einem Fall gerne Spießer, und als solcher macht mir auch Heidi Klums brillant bebilderter Kinderfang Bauchschmerzen. Auch dort wartet die Kamera natürlich vornehmlich auf Zwist, auf blanke Pos und blitzende Brüste. Wer zeigt was, und wem rutscht was wie raus, lauten die zentralen Fragen. Natürlich gab es davon zum Start noch nicht so viel zu sehen, aber jeder halbwegs fernseherfahrene Mensch weiß, dass das schon noch kommt. Kinderfänger sind anfangs immer freundlich.

Da geht es um die Boobs, die angeblich die Blicke vom Gesicht ablenken, und da sind natürlich alle Bewerberinnen Mädels, die nur danach gieren, möglichst viel von sich zeigen zu können. Auf dem Rücken dieser Missbrauchten wird dann so etwas wie ein wirtschaftlicher Softporno gedreht, der dem Motto folgt: Gib dich hin, dann erreichst du was.

Ja, ich weiß, ich soll mich nicht so haben. Das läuft jetzt schon zum neunten Mal. Das ist quasi schon Tradition. Nein, ist es nicht. Und ich will mich weiterhin darüber aufregen, wie hier Frauenhaut zu Markte getragen wird, wie hier das Karrierebedürfnis von mehrheitlich mit überschaubarem mentalem Potential ausgestatteten Frauen schamlos ausgenutzt wird. Ich rufe RTL und ProSieben zu: Schämt euch! Und ich stelle die Frage, wo eigentlich Alice Schwarzer ist, wenn man sie am nötigsten braucht.