In die unendlichen Weiten hat sich auch „Raumschiff Enterprise" (1966-1969) verabschiedet. Die Mutter aller Sci-Fi-Serie ist trashig, hat schreckliche Sets, Kämpfe die von halbstarken Sandkastenbuddlern besser inszeniert werden und so viel Charme. Mit Raumschiff Enterprise wurde zwar der Weg für das heute riesige „Star Trek“-Franchise geebnet, hätte die Serie selber aber auch mehr als drei Staffeln und 79 Episoden verdient. Denn man hat leider genau dann aufhören müssen, als es richtig gut wurde. Unvergessen bleibt der erste im amerikanischen Fernsehen gesendete Kuss zwischen einem weißen Mann (Spock) und einer schwarzen Frau (Uhura). nd das obwohl am Set penibel darauf geachtet wurde, dass die Lippen der beiden sich nicht wirklich berühren.

Um wichtige Nicht-Berührungen dreht sich alles in „Pushing Daisies" (2007-2008). Alleine der Gedanke an dieses putzige, süße, bunte, schrille Ding von einer Serie beschert mir gute Gefühle. Serienschöpfer Bryan Fuller hat sich gefragt, wie es wäre, wenn man einen Menschen mit einer Fingerspitzenberührung wieder zurück ins Leben holen könnte. Der Haken: Bei einer zweiten Berührung würde diese Person wieder sterben. Für immer. Ganz und gar nicht für immer lief die Serie mit gerade einmal mit 22 Episoden in zwei Staffeln und einem Finale, dass sich nach dem Verschlingen dieser mit Zuckerguss überzogenen Torte nicht ganz richtig anfühlt.

Übrigens: Bryan Fuller hatte diese Konzeptidee bereits für seine erste eigene Serie „Dead like me" (2003-2004). Er wollte, dass die dort spielende Protagonistin George, die von einem aus dem Weltall stürzenden Toilettensitz erschlagen und daraufhin zu einer Seelensammlerin wird, jemanden kennenlernt, der Menschen mit einer Berührung wiederbeleben kann. Er hätte sie mit einer Berührung wiederbelebt, damit George eine Zeit lang zu ihrer Familie zurückkehren könnte und hätte sie später durch eine zweite Berührung wieder in ihren Job als Seelensammlerin holen können. Aber auch hinter den Kulissen herrscht nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen – Fuller verließ die Serie wegen Differenzen mitten Showtime in der ersten Staffel. „Dead like me“ verlief sich ebenfalls nach zwei Staffeln, wurde 2009 jedoch mit einem Film zu Ende erzählt. Mehr schlecht als recht.

Unter den aktuelleren Absetzungen tut mir die von „Hannibal" (2013-2015) extrem weh. Als riesiger Fan von Thomas Harris und seiner Hannibal-Lecter-Tetralogie, sowie von „Das Schweigen der Lämmer“, war ich bereits im Vorfeld heiß auf das NBC-Projekt. Was ein Zufall: Bryan Fuller war auch hier als Showrunner aktiv. Nach drei Staffeln, richtig guten Kritikerstimmen und einer noch absolut noch nicht fertig erzählten Geschichte, wurden die Quoten aber wieder mal zum Verhängnis. Vorerst. Denn Fuller und Mitproduzentin Marthe De Laurentiis geben ihr Baby nicht so schnell auf. Mit einer Bitte an die Fans, einen „potenziellen neuen Partner“  zu kontaktieren, greift man nach Strohhalmen. Strohhalme, die sich aber als etwas dicker als gedacht herausstellen könnten. Denn als heiße Favoriten werden derzeit die Pay-TV-Sender HBO und Showtime, sowie die Streamingdienste Amazon Prime Instant Video und Netflix gehandelt.

Hannibal© Pinterest

Andere Fernsehproduktionen hatten bereits ihr Comeback oder haben dies den Fans mit offiziellen Meldungen für die Zukunft versichert. So hat sich die Sci-Fi-„Simpsons“-Version „Futurama" (1999) nach vier Staffeln 2003 erst einmal verabschiedet, bevor sie 2007 dank der guten Einschaltquoten der Wiederholungen und einem Senderwechsel (von FOX zu Comedy Central) wieder auf Sendung ging. Aber auch da war nach drei weiteren Staffel und insgesamt 140 Folgen Schluss mit lustig. Da wäre mindestens das 5-fache drinnen gewesen. 

„Arrested Development" (2003-2006)“hält sich nach seiner Wiederauferstehung  2013 auf Netflix -noch- wacker. Nachdem der VoD-Anbieter die vierte Staffel auf einen Schlag veröffentlich hat und die schrägen Bluths in die Nerd-Herzen zurück holte, bestätigten sie für 2016 auch eine fünfte Staffel. Netflix hat auch mit der diesjährigen Fortsetzung der Kult-Sitcom „Full House" (1987-1995) bewiesen, dass sie Nostalgiker im Team haben. Die aber natürlich auch wissen, dass es einige Gleichgesinnte gibt, die einen finanziellen Flop eher undenkbar machen. So einen richtigen Flop wird Netflix sowieso nie verzeichnen können, da man sich ja gar nicht mit den unbequemen Quoten herumschlagen muss. Zum Glück, könnte man sich im Headquarter des VoD-Anbieters manchmal sagen. Denn qualitativ greift man ab und zu schon in die Grütze. Brutal, wie man mit einem dermaß großen Vorschlaghammer wie "Fuller House" (seit 2016) auf eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen einprügeln konnte. Mit den „Gillmore Girls" (2000-2007) und einer für 2017 angekündigten Mini-Serien-Fortsetzung macht man es hoffentlich besser. Und auch die gefeierte Krimi-Horror-Mystery-Serie „Twin Peaks" (1990-1991) bekommt -ausnahmsweise nicht von Netflix, sondern von Showtime- neues Leben eingehaucht. Ebenfalls 2017 geht der Kritikerliebling laut Plan in Form einer dritten Staffel auf Sendung.

Vielleicht ist es nicht einmal schlecht, wenn eine Serie -vorerst- abgesetzt wird. Wenn trotz schwacher Einschaltquoten Potenzial besteht, ergeben sich gerade heutzutage mit den Streamingplattformen immer mehr Möglichkeiten, dass Serien ihren Weg zurück auf den Bildschirm finden. Zudem herrscht dann auch wieder dieses einzigartige Gefühl von Vorfreude, wenn man die Schlagzeile einer Fortsetzung liest. Sie ist nicht überall zu erkennen, aber es gibt sie also. Hoffnung. Auch auf eine Fortsetzung deiner abgesetzten Lieblingsserie.