Welchen Vorteil haben denn weniger Episoden pro Staffel?

In Europa werden mal nur sechs oder 13 Episoden einer Serie produziert, mal auch mehr. Wir aber denken immer noch an die Off-Network-Verwertung bei kleineren Sendern. Deswegen bestellen wir in den USA immer noch grob 22 Episoden, in etwa das Maximum was man in einem Jahr produzieren kann, um möglichst schnell nach vier oder fünf Jahren mit 80 bis 100 Episoden in die Off-Network-Verwertung gehen zu können, weil damit großes Geld verdient wurde. Aber diese Syndication ist als Refinanzierung längst nicht mehr so attraktiv. Wir verdienen durch die internationale Vermarktung und die DVD-Umsätze. Deswegen brauchen wir nicht mehr zwangsläufig 22 Folgen bestellen und sind flexibler bei der Programmierung, so dass wir neue Shows das ganze Jahr durch programmieren können. Das ist auch wichtig, weil Wiederholungen in Zeiten von Online-Streaming und DVDs nicht mehr so gut funktionieren.

Nicht mehr so gut funktioniert haben Ihrer Meinung nach auch die traditionellen Upfronts, die Präsentation für die Werbekunden, im Mai abgesagt und schon Anfang April einen Ausblick auf die neuen Programme gewährt. Hat sich der Bruch mit der Tradition für Sie gelohnt?

Es war unglaublich erfolgreich für uns. Es hat uns ermöglicht nicht länger Formate sondern Marketingkampagnen zu verkaufen. Manche Werbekunden brauchen eben einen längeren Vorlauf. Wenn Sie z.B. „Heroes“-Promotion auf Campbells-Suppendosen sehen wollen, dann braucht der Hersteller mehrere Monate bis er die in den Handel bringen kann. Unsere Vermarktung basiert noch immer auf einem 50 Jahre alten Prinzip um Autos zu verkaufen. Die neuen Modelle wurden früher stets im Herbst eingeführt als die TV-Saison begann. Die Werbekunden aus Detroit kamen jeden Mai nach New York um zu entscheiden wie sie ihre neuen Autos im kommenden Herbst am Besten platziert bekommen. Dabei hat sich in 50 Jahren so viel entwickelt.

Und deswegen haben Sie einfach im Alleingang gehandelt?

In dem Moment in dem ich bei NBC angefangen habe, war mir klar, dass wir es nie wieder so machen werden. Offen gesagt gibt es im Fernsehgeschäft einige Themen die angesprochen werden müssen. Und wenn die Branche sich dieser Dinge nicht gemeinsam annimmt, machen wir das für uns bei NBC. Die Upfronts nutzen ja auch niemandem. Weder den heutigen Bedürfnissen der Werbekunden, noch uns oder dem Publikum. Die vier großen Networks geben zum Start der TV-Saison grob 250 Millionen Dollar aus um all ihre Neustarts zu bewerben, die dann alle innerhalb einer Woche starten. Das nützt doch niemanden.
 
Foto: Ingo Höhn / DWDL.de


Viel konnten Sie Anfang April aber nicht präsentieren. Noch eine Folge des Streik?

Nun, wir haben z.B. „Kath & Kim“ mit Molly Shannon und Selma Blair, wir haben „My own worst enemy“ mit Christian Slater in der Hauptrolle und dann kommt „Robinson Crusoe“. Vor „Lost“, vor „Cast Away“ und vor „Survivor“ gab es Robinson Crusoe. Und wir lassen unsere Werbekunden die Skripte zu den Serien lesen. Bislang haben wir 10 Millionen Dollar für einen Piloten ausgeben um bei den Upfronts zu imponieren - und für die nächsten Folgen mussten dann 2 Millionen reichen, was meist nichts mehr mit dem Piloten zu tun hatte. Deswegen sind diese Piloten nicht repräsentativ.

Es geht also darum, Geld zu sparen.

Wir wollen das Geld ausgeben, aber lieber über die ganze Staffel verteilt. Unsere Werbekunden können jetzt in die Drehbücher aller Folgen schauen und sehen wie sich die Figuren entwickeln und die Story verläuft. Sie bekommen nicht nur einen nichtssagenden Piloten.

Die Werbekunden zu früh in die Entwicklung einer Serie einzubinden, klingt sehr riskant. Schadet das nicht der Kreativität?


Die Kreativen haben immer das letzte Wort. Sie stellen sicher, dass die Attraktivität der Serie und damit auch das Publikum an erster Stelle steht. Aber es ist auch klar, dass diese Serien von unseren Werbekunden finanziert werden. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass sie ihre Produkte und Services gut vermarktet bekommen.

Eine Zwischenfrage: Sie sprachen vorhin davon, dass der Content dem Publikum folgen muss - auch z.B. auf den iPod. Nur hat sich NBC von der iTunes-Plattform verabschiedet...


Nun, Sie müssen unsere Serien nicht im iTunes Store kaufen, um Sie auf Ihrem iPod anzuschauen. Sie können es auch woanders kaufen. Dann ist es zwar nicht so einfach das Video auf ihren iPod zu bekommen, aber sehen Sie, dass ist ein weiteres Problem, dass ich mit dem iTunes-Monopol habe. Wir stellen unseren Content sehr bereitwillig zur Verfügung, aber wir brauchen ein passendes Geschäftsmodell. Wir haben eine gute Beziehung mit Amazon und deren Unbox Service oder auch Hulu.com und wir haben unser eigenes werbefinanziertes Streaming-Angebot auf NBC.com. Wir werden sehen wohin die Zusammenarbeit mit iTunes führt, aber momentan würde ich iPod-Nutzer darin bestärken, unsere Serien auf Amazon.com zu kaufen.
 
Kommen wir zu den kommenden Monaten oder der nächsten TV-Saison, wenn man den Begriff benutzen will: Welche Erwartungen haben Sie?

Ich bin sehr zuversichtlich und erfreut über das, was wir für das kommende Jahr vorbereiten. Dazu kommt eine ganze Reihe an Events wie die Olympischen Spiele im August oder Sunday Night Football im Herbst. Dann die Macys Thanksgiving Day Parade, zwei NFL Wildcard Playoff-Games, die Golden Globes und natürlich der Superbowl. All das in weniger als sechs Monaten. Wir haben Milliarden dafür investiert, mit diesen Events unseren Werbekunden attraktive Umfelder zu bieten aber wir haben das Geld auch investiert, um mit Hilfe dieser Events neue Serien und Shows zu starten.
 
So wird also auch nächstes Jahr eine der spannendesten Fragen sein: Was wird nach dem Superbowl laufen...

Ganz genau (lächelt und schweigt)