Bastian PastewkaDa müssen Sie wohl selbst eine drehen.

Sicher, mit "Pastewka" wollten wir eine Art Gegenentwurf machen, auch "Stromberg" und „Dittsche“ würde ich in diese Genre-Reihe stellen. Da stehen die Figuren, die Rollen im Mittelpunkt und nicht irgendein zu behandelndes Oberthema.

Aber "Pastewka" wird dann gleich wieder mit Comedy-Stempel am Freitagabend versendet. Nicht, dass die Serie nicht lustig wäre, aber als Einstünder könnte man sich die Serie auch vorstellen und es würde, etwa in den USA, nicht direkt als Comedy bezeichnet...


So ist es.

Schade auch um Familienserien wie "Girl Friends" oder "Anna Maria". Mancher mag die ja typisch deutsch und etwas bieder finden. Aber das ist mir lieber als jede neue Serie vor Berlin-Mitte-Kulisse.

(Seufzt) Ja, vieles spielt in Berliner Glaspalästen und entweder der Reichstag oder der Fernsehturm auf dem Alex muss im Hintergrund zu sehen sein. Man spielt die Hauptstadt-Karte, damit alles nach großer weiter Welt aussieht und damit es sich international besser verkaufen lässt. Das lässt manche Fernsehspiele so trist und identitätslos erscheinen, schade!
 

 
Gibt es denn auch Lichtblicke für Sie?

Die beste deutsche Serie aller Zeiten ist meiner überbordend subjektiven Meinung nach "KDD-Kriminaldauerdienst" im ZDF. Ich mag auch die "Bella Block"- und "Unter Verdacht"-Filme. Und "Mord mit Aussicht". Hoppla, das sind ja alles Krimis. Gibt es überhaupt noch eine deutsche Haupt-Abend-Serie ohne Kommissar außer "Doctors Diary"?

Und das wird gleich wieder als Comedy abgestempelt. So wie auch vor einigen Jahren die hervorragende Serie "Arme Millionäre". Schöne Story. Wieder als Comedy verkauft.

Ja, schönes Beispiel. Das wäre in Amerika wohl Dramedy genannt worden.

Stichwort Dramedy: Das passt auch gut zu "Pastewka". Die vierte Staffel steht vor der Tür. Was ist diesmal anders als in Staffel 3, die ich persönlich jetzt ehrlich gesagt nicht so gut fand?

Die Überlegungen vor der vierten Staffel waren die gleichen wie eine Staffel zuvor: Wir wollten das beste aus den bisherigen Folgen vereinen. Mir ist bis heute tatsächlich nicht klar, wieso die dritte Staffel so ein schwieriges Unterfangen gewesen ist.

Die dritte Staffel driftete halt ein wenig von dem ab, was "Pastewka" so anders gemacht hat...

Ja, es war die Staffel mit den wenigsten "Behind the Scenes of Television"-Momenten. Da hatten wir im Grunde nur eine Folge, das „Jesus-Casting“ mit Bully Herbig, Maddin Schneider und Michael Kessler, was eine meiner absoluten Lieblingsfolgen ist. So wie die mit Til Schweiger. Dennoch: Das eine Jahr Pause hat „Pastewka“ gut getan. Die Staffel 4 ist mit 12 Folgen auch die längste überhaupt geworden, eben weil wir viele Ideen und große Lust hatten. Und wir haben ganz viele Gaststars...

Allein schon in der ersten Folge...

(lacht) Ja, schon in der Eröffnungs-Folge kommt gleich die teuerste Szene, die wir je für "Pastewka" gedreht haben.

Bei all der Leidenschaft fürs Fernsehen spürt man bei Ihnen immer eine gewisse Gelassenheit. Sie lassen sich von Quoten nicht verrückt machen und von Kritiken auch nicht. Mussten sie sich die Gelassenheit antrainieren?

Ich habe vielleicht eingesehen, dass Comedy im deutschen Fernsehen nicht massentauglich ist. Ich bin aber auch keiner, der sein Publikum unterschätzt. Ich höre oft Sätze wie "Das was Du da machst versteht Otto-Normal-Zuschauer nicht" oder "In Deiner Serie vermisst Otto-Normal-Zuschauer die Gags, weil er an 'Hausmeister Krause' gewöhnt ist" und das halte ich für genauso vermessen wie zu sagen "Kinder, meine Serie müsste eigentlich bei Arte laufen - und zwar nachts um 1 Uhr, weil dann mein Publikum fernsieht".