Stern TVEine Gemeinsamkeit beider Formate: Die Gastgeber produzieren die Sendung selbst. Ist das, mit Ihrer Erfahrung aus 20 Jahren "Stern TV", eine wichtige Voraussetzung?

Nein, nicht zwangsläufig. Aber als Produzent haben Sie es selbst in der Hand, dass und wieviel  Sie in ein Programm investieren. Diese Unabhängigkeit ist viel wert.

Kurz dazwischen gefragt: Hat i&u das vielbeschworene Krisenjahr 2009 gut überstanden?

Wir sind ja noch nicht ganz durch und die Zeiten waren sicher schon mal entspannter. Aber der einzige Shareholder-Value-Fetischist, der mir im Nacken sitzen könnte, bin ich selber. Natürlich habe ich einen Blick auf die Zahlen, aber ich verstehe mich eben nicht als Quartalshektiker oder Bilanzkosmetiker, der in der Krise zitternd vor seinen Eigentümern steht. Ich müsste quasi vor mir selber Angst haben  und das erspare ich mir einfach. Und noch etwas ziemlich Altmodisches: I & U hat und macht keine Schulden. Wissen, wie schön das ist, wenn sich nicht regelmäßig besorgte Bänker melden, die nur „helfen“ wollen ?
 

 
Kann ich mir denken. Die 20 Jahre "Stern TV" sind nun auch 20 Jahre gesamtdeutsche Geschichte. Sie haben den Mauerbau als Kind in Berlin mitbekommen, sind in West-Berlin aufgewachsen und leben jetzt in Potsdam. Wie wichtig ist das Thema Ihnen persönlich und wie wichtig ist es für "Stern TV"?

Mir persönlich geht das Thema immer noch nahe. Ich kann mich an dem ewig  fahrigen Schabowski und an Genschers Balkonrede in Prag kaum satt sehen und –hören. Auf der anderen Seite gibt es zu den Jahrestagen immer diesen Overkill an Jubiläumssendungen. Da achten wir dann schon darauf, dass wir nicht  einfach auch noch „More of the same“ produzieren.

Gibt es eigentlich inzwischen ein gesamtdeutsches Fernsehpublikum oder merkt man immer noch deutlich andere Interessen - gerade bei einer Sendung wie "Stern TV", die nah am Leben und an den Menschen in Deutschland ist?

Da stellen wir keine großen Unterschiede mehr fest. In den neuen Ländern sind allerdings sogenannte Servicethemen  stärker gefragt und manchmal habe ich noch immer den Eindruck, dass die Menschen zwischen Rügen und dem Erzgebirge einen Tick genauer und ausdauernder zuzuhören in der Lage sind. Aber insgesamt schließt sich die Schere zwischen Ost und West doch langsam, aber stetig.

Humor verbindet, heißt es ja. Aber Oliver Pocher spaltet eher. Trotzdem sind Sie wie auch Ihr neuer Konkurrent Johannes B. Kerner bekennende Fans von Oliver Pocher. Was sehen Sie in ihm, was viele Fernsehzuschauer noch nicht erkennen?


Dass der Mann einfach nur unterhalten will. Dass er dafür an Grenzen geht und sie als jüngster seines Fachs auch regelmäßig überschreitet. Mir ist diese Form von Profil einfach lieber als die Stromlinienform, die ja im Fernsehen ausreichend vertreten ist.