Grundy UFA-Geschäftsführer Rainer WemckenHerr Wemcken, die Daily-Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ wird in dieser Woche 18. In der Hauszeitschrift der UFA, „UFActs“, heißt es, die Serie habe als Schmuddelkind begonnen. Wie ist sie ihr Image losgeworden? Nur über den Erfolg beim Publikum?

Mit Erfolg hat es sicher auch zu tun, denn wenn etwas erfolgreich ist, kann man nicht mehr so viel dagegen sagen. Wir haben aber von Anfang an immer auch an der Qualität der Sendung geschraubt. Das geht bei täglichen Sendungen natürlich besser als bei Spielfilmen, weil man den Erfolg oder Misserfolg schnell auf dem Bildschirm sieht und entsprechend reagieren kann. Es ist ein permanenter Prozess, in dem Inhalte und Look verändert werden.

Wenn ich Sie frage, wie man den Wandel vollzieht, werden Sie sicher sagen: Man darf den Kern nicht aus dem Auge verlieren. Wie umschreiben Sie den Kern bei „GZSZ“?

Die Kernheadline der Serie ist seit jeher: "Junge Leute gehen ins Leben". Es geht um Menschen, die nach der Schule ihre ersten Erfahrungen machen. Dabei gibt es natürlich auch familiäre Einbindungen. In der Hauptsache geht es aber um die jungen Leute.
 

 
„GZSZ“ ist seit jeher ein innovatives Format: Es war die erste deutsche Daily Soap, es gab recht früh eine lange Wertschöpfungskette, bereits vor zehn Jahren haben Sie Einzelfolgen zum kostenpflichtigen Abruf im Internet angeboten. Ich nehme an, Sie wollen diesen Status nicht aufgeben. Was kommt als nächstes?

Es ist richtig: Vor zehn Jahren gab es einen Höhepunkt. "GZSZ" war führend im Merchandising, im Musikbereich und bei den Jugendzeitschriften. Wir waren und sind immer noch mit "gzsz.de" eine der beliebtesten Webplattformen von TV-Serien. Weil sich die Medien und die Aufmerksamkeit der Zuschauer stärker diversifiziert haben, ist es heute schwer, eine solche Marke überhaupt noch auf den Markt zu bringen – und sie dann auch noch attraktiv zu halten. Unsere Hauptaufgabe ist es , die Marke "GZSZ" im Fernsehen so attraktiv zu halten, dass wir auch in 18 Jahren noch Marktführer sind.

Geht es beim Merchandising nicht auch um eine Menge Geld?


Klar geht es auch um Geld. Aber die Auswertung der Marke auf anderen Plattformen kann unterschiedliche Ziele haben. Es geht auch darum, den Zuschauer an ein Programm zu binden und ihn  in anderen Lebensbereichen abzuholen. Das hat in den vergangenen 18 Jahren gut funktioniert und GZSZ zu einer solch starken Marke werden lassen!

Als großer Produzent für Daily Soaps macht sich Grundy UFA mit Formaten wie „Verbotene Liebe“, „Unter uns“ und „Alles, was zählt“ auch selbst Konkurrenz. Ist das mehr Fluch oder mehr Segen?

Es ist von beidem ein bisschen. In einem Markt, in dem es zehn tägliche Serien gibt, ist es natürlich viel schwieriger, ein Format erfolgreich zu halten als wenn es nur eins gibt. Früher gab es erst "GZSZ", dann "Unter uns", "Verbotene Liebe" und "Marienhof". Der Viererstatus war lange gefestigt. Der Wettbewerb ist aber auch ein Ansporn, weil man immer wieder versucht, sich zu verbessern, anstatt zu sagen "Läuft doch!".

Die Soap „Unter uns“ wurde jetzt stilistisch an den krawalligen aber erfolgreichen RTL-Nachmittag angepasst. In wie weit unterliegen Sie mit „GZSZ“ aktuellen Fernsehtrends?

Eine große Veränderung ist immer auch ein Risiko. Natürlich schauen wir uns das Umfeld an und stellen uns von Fall zu Fall immer wieder die Frage: Wo müssen wir mitgehen und wo gerade nicht, weil der Zuschauer von uns eine klare Unterscheidung erwartet? Als "Big Brother" zum Beispiel vor zehn Jahren aufkam, haben wir uns gefragt, wie wir darauf reagieren, weil uns die Sendung Zuschauer weggenommen hat. Damals haben wir uns dagegen entschieden, uns bewusst abzusetzen. Im Falle von "Unter uns" ist die Sendung in der Tat ein wenig an den Nachmittag herangerückt, bleibt im Kern aber eine hervorragend gemachte Soap. Allerdings reagieren wir nicht nur auf Trends, wir setzen sie  auch: zum Beispiel in Mode und Musik. Aber auch in der Gestaltung der Serie  setzen wir Trends und werden von den Mitbewerbern gerne kopiert.