Jan BöhmermannMeinst Du das positiv oder negativ bei Raab?

Weiß ich auch nicht. Manchmal frage ich mich, was passieren würde, wenn der Stefan Raab von vor fünfzehn Jahren den heutigen Stefan Raab träfe. Der würde ihm doch ans Bein pinkeln. Wäre Raab ein Raab-Künstler, wäre er mir nicht „edgy“ genug. Zuviel Konsens. Er ist inzwischen jemand, den er selbst vor fünfzehn Jahren fürchterlich langweilig gefunden hätte.

Konsens-Mensch oder Machtmensch? Weil sein Beschluss, dass Lena nächstes Jahr wieder für uns antritt, wirkte wie ein spontaner Alleingang...

Das find ich völlig richtig: Es sollte keine Sekunde in Europa der Gedanke aufkommen, dass die Deutschen plötzlich über Nacht zu einem ehrgeizlosen, entspannten und sympathischen Spaßvölkchen geworden seien. Wir machen da doch nicht zum Spaß mit! Da braucht es strategische Planung.
 

 
Mir fällt grad noch was Gutes ein. Etwas was Mut macht. Es war ein Fernsehjahr ohne Uri Geller

Ja, wo ist der eigentlich?

Sitzt vermutlich beleidigt in der Ecke und wartet auf die Aliens


Apropos, nochmal zurück zu Pocher. Ich wünsche mir wirklich, dass er seine Show noch lange macht und so seinen Promi-Status behält. Ich studiere nämlich mit wachsendem küchenpsychologischen Interesse seine Gesichtsausdrücke, inzwischen wöchentlich, in der „Bunte“. Immer flankiert von Sandy...

Was für ein Sprung. Von Aliens zu Pochers Gesichtsausdruck...

Ja, nee, im Ernst. Das ist meist eine Mischung aus Fehl am Platze fühlend, verschüchtert und zutiefst bedrückt aussehend. Ich hoffe, es ist nichts ernstes. Ach, eine weitere Gewinnerin des Fernsehjahres ist für mich Ulla Kock am Brink.

Schon wieder so ein Sprung. Und ich dachte Du kommst vom Radio und kannst sanft überleiten...

Papperlapapp. Als die erste Meldung zur „Perfekten Minute“ mit Ulla Kock am Brink kam, war ich mir ziemlich sicher, dass das ein absoluter Renner wird. Viele haben geunkt, dass das erfolgloser Quatsch würde. Auch in der Schmidt-Redaktion habe ich als einziger an Frau Kock am Brink geglaubt.

Aber das ist halt so vertrautes Fernsehgesicht, dass man gerne mal wieder sieht...


Ihre Rückkehr könnte man doch als mutmachendes Signal verstehen für so vergessen geglaubte Megastars wie Tanja Schumann, Stefan Jürgens, Harry Wijnvoord und so weiter. Vielleicht wagt Margarete Schreinemakers es auch nochmal. Ist doch erfreulich, dass es nicht immer nur diese flippigen, unangepassten, jungen Leute sein müssen...

...so wie die, die vom Radio kommen und sich auch noch in Comedy probieren, meinst Du?

(lacht) Also ich mein ja nur: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah - auf dem Melatenfriedhof in Köln.