Andreas Wiemers und Werner Doyé© ZDF/Martin Menzel
Zurück zum satirischen Jahresrückblick. Gibt's denn ein Schlagwort, mit dem Sie dieses Jahr beschreiben würden? 

Doyé: Zwei: Laut und schmutzig. 

Wiemers: Laut war zum Beispiel Erika Steinbach, die Vuvuzela der CDU – sie hat uns sehr gefallen.

Doyé: Schmutzig waren die Ölkatastrophe, der Kachelmann-Prozess und die katholische Kirche.

Herr Doyé, Sie haben ja Geschichte studiert: Was bleibt von diesem Jahr in den Geschichtsbüchern hängen?

Doyé: (lacht) Politiker neigen immer gerne dazu, zu Beginn einer Rede festzustellen, dass das, was jetzt kommt, historisch ist. Ich neige sehr dazu, das der Historie zu überlassen und 20 Jahre später zu beurteilen. Im Moment würde ich nichts von dem, was da geschieht, ernsthaft mit dem Siegel "historisch" versehen wollen.

Wiemers: Sehen Sie, wir sind oft nicht einer Meinung. Ich finde, dass der Rücktritt von Horst Köhler vom Amt des Bundespräsidenten aus einer Vormittagslaune heraus schon eine historische Dimension hat - so etwas hat man nicht alle Tage.

 

Hatte der sich das nicht richtig überlegt?

Wiemers: (überlegt lange und lacht) Jetzt sollen wir wissen, was der Köhler denkt?

Doyé: Er hatte es sich besser überlegt als den dahingeworfenen Satz über die Soldaten in Afghanistan, der dafür gesorgt hat, dass er zurückgetreten ist. Den hatte er sich gar nicht überlegt. Ob er sich den Rücktritt richtig gut überlegt hat, ist eine andere Frage.

Es gab ohnehin eine Reihe von Rücktritten - wenn man an Roland Koch oder Ole von Beust denkt. Wie kommt es denn, dass alle Großen auf einmal verschwinden?

Doyé: Sie verschwinden ja nicht, sie werden nur anders. Die haben jahrelang versucht, an der Kanzlerin vorbeizukommen, haben es nicht geschafft - und irgendwann ist dann eben mal gut.