Sie deuteten gerade an, dass es ja nicht immer nur am Vermarkter liegt, ob sich ein Produkt auch vermarkten lässt. Ist das - allgemein gesprochen - vielleicht manchmal auch eine falsche Hoffnung, dass allein ein neuer Vermarkter alles besser macht?

Man kann die Augen nicht vor dem verschließen, was gerade am Markt passiert. Ich stelle mich nicht hin und rufe in die Welt :„Wir sind der beste Vermarkter, kommt zu uns und schon sprudeln die Umsätze“. Wenn das Produkt selbst oder die Reichweiten nicht stimmen, dann wird es schwer. Gerade im Print wird derzeit sehr fokussiert Werbung eingekauft. Da kann sich kein Vermarkter gegen den Markt stemmen.

Für wen ist denn iq media der richtige Vermarkter? Wie definieren Sie die Zielgruppe, die Sie vermarkten?

Wirtschaftsentscheider, Opinion-Leader, IT-Entscheider, gehobene Männer-Zielgruppen oder junge Trendsetter. Wir haben ein gewisses Cluster, das passt zu uns und das können wir richtig gut. Dann gibt es am Rand noch Zielgruppen, die wir mit ansprechen, aber es gibt eben auch Zielgruppen, die wir in Print gar nicht ansprechen. Heute nimmt man uns die Vermarktung von z.B. Frauenzeitschriften vermutlich schwer ab. Ich glaube es ist wichtig, dass man aus einer Kernkompetenz heraus operiert und über deren Ränder wächst.Neues wird sich am besten organisch entwickeln. Ich will damit nicht ausschließen, dass wir in fünf oder zehn Jahren breiter aufgestellt sind, weil wir unsere Zielgruppenkompetenz stetig erweitert haben. Das Mandantengeschäft bleibt für uns ein wichtiges Thema. Aus unserer Kernkompetenz wollen wir uns behutsam weiterentwickeln, wie wir es in den vergangenen Jahren ja schon im Bereit IT- und Trendsetter-Zielgruppen geschafft haben.

Lassen Sie uns doch mal abseits vom TV über das Werbegeschäft in Print und Online, Ihren Kernbereichen, sprechen. Wie lief das vergangene Jahr, welche Erwartungen haben Sie für 2011?

Wir sind im vergangenen Jahr erheblich über dem Markt gewachsen mit unserem gesamten Portfolio, wobei man der Fairness halber erwähnen muss, dass wir im Jahr davor durch die Wirtschaftskrise auch überproportional getroffen wurden. Wir waren insgesamt sehr zufrieden mit dem Jahr, besonders mit den fantastischen Wachstumsraten im Online-Geschäft. Wir konnten hier bei unserem Premium-Portfolio also „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“ teilweise die Nachfrage des Marktes gar nicht mehr bedienen. Auch das Geschäft mit den VZ-Netzwerken entwickelt sich sehr gut. Damit lag das Geschäftsjahr 2010 sogar einen Tick über unseren Erwartungen.

Und wie lautet Ihre Prognose für das laufende Jahr?

Wir sind sehr dynamisch unterwegs, deshalb bin ich sehr optimistisch. Für andere wird 2011 ein hartes Jahr. Die regionalen Tageszeitungen werden es weiter sehr, sehr schwer haben. Das regionale Geschäft wird sich, nach allem was ich von Agentur- und Kundenseite höre, auch nicht von diesem Negativtrend erholen. Eine Stagnation sehe ich auch im Bereich der Fachzeitschriften. Bei den Publikumszeitschriften erkenne ich einen stabilen Positiv-Trend, wobei das je nach Verlag auch noch einmal anders ausfallen kann. Bei den überregionalen Zeitungen sehe ich in diesem Jahr eine sehr positive Entwicklung.

Und wie sieht es im Online-Geschäft bzw. TV-Geschäft aus?

Da sehe ich weiterhin ein gutes Wachstum, besonders auch bei sozialen Netzwerken, weil immer mehr Unternehmen entdecken, wie sie diese besondere Form der Kundenansprache für sich nutzen können. Im TV haben wir ein leichtes Wachstum. Für N24 sehe ich sehr gute Voraussetzungen, weil wir einen Trend von den großen Sendergruppen hin zu den eher günstigeren, effektiveren Spartensendern sehen. Die aktuellen Buchungszahlen für N24 machen mich da sehr optimistisch.