Herr Rossmann, wenn sie ein Jahr zurückdenken: Sind sie in den vergangenen zwölf Monaten mit N24 so weit gekommen wie damals erhofft?

Auf jeden Fall. Wir haben unsere Marktposition gefestigt und sind sogar besser unterwegs als im Vorjahr. Januar und Februar lagen aus geschäftlicher Sicht signifikant über unseren Erwartungen. Die Perspektiven, die sich in den letzten Monaten aufgetan haben, sind sehr erfreulich. Das reicht von zusätzlichen Produktionen und Beteiligungen bis hin zu vielen Gesprächen mit Firmen, die auf uns zukommen. Insgesamt ziehe ich ein uneingeschränkt positives Fazit, wobei ich nicht unterschlagen will, dass die Monate der Restrukturierung nach dem Kauf im letzten Sommer nicht leicht waren.

Aber die Restrukturierung ist nun abgeschlossen?

Ja, seit gut einem halben Jahr. Neben den Personalthemen ging es darum, N24 aus der ProSiebenSat.1-Gruppe herauszulösen, was alles andere als trivial war. Es ist leichter einen Sender in eine Gruppe zu integrieren als einen Sender, der in einer Gruppe entwickelt, auf- und ausgebaut wurde, herauszulösen. Das hat uns sehr in Beschlag genommen.

Noch längst nicht jeder hat wirklich wahrgenommen, dass N24 nicht mehr zu ProSiebenSat.1 Media AG gehört. Angenehmer Windschatten, den man gerne mitnimmt? Oder wollen Sie stärker unabhängig wahrgenommen werden?

Ich glaube nicht, dass Zuschauer wirklich in Sendergruppen denken. N24 ist als Sender und als Marke schon immer als eigenständig wahrgenommen worden, wie wir aus Untersuchungen zum Sender-Image wissen. In gewisser Weise waren wir ja auch schon ein Solitär, als wir noch zu ProSiebenSat.1 gehörten. Wir waren weder in dem Maß, wie das bei ProSieben, Sat.1, kabel eins und Sixx der Fall ist, in die Struktur der Gruppe eingebunden, noch sind wir von unserem programmlichen Profil her mit einem dieser Sender vergleichbar. Als Produzent der ProSieben-, Sat.1- und kabel eins-Nachrichten haben wir nach wie vor eine gute Geschäftsbeziehung zu ProSiebenSat.1. Aber: Wir waren zehn Jahre lang Teil der Sendergruppe. Da wundert es mich nicht, dass der eine oder andere noch nicht verinnerlicht hat, dass das vorbei ist. Im geschäftlich relevanten Markt wird unsere Unabhängigkeit als Produzent und Sender sehr wohl wahrgenommen.

Nachfrage aus aktuellem Anlass: Wenn über die tägliche Nachrichtenproduktion hinaus aktuelle Sondersendungen etwa bei Sat.1 gefahren werden, werden diese dann auch zusätzlich abgerechnet?

Ja, wenn bei der Produktion der Nachrichten zusätzlicher Aufwand anfällt, wird das gesondert vergütet.

Dann muss die ProSiebenSat.1 Media AG im wahrsten Sinne des Wortes entscheiden, ob ihr ein Thema eine Sondersendung wert ist...

Diese Entscheidung ist in der Tat jedes Mal zu treffen, wobei die Kosten für Extra-Sendungen nicht so exorbitant sind, weil wir die Strukturen dafür ohnehin vorhalten. Wichtiger ist, dass sich der jeweilige Sender entscheiden muss, sein Programmschema dafür aufzubrechen, den Mix zwischen Unterhaltung und Information zu verändern.

Vor einem Jahr wurde viel spekuliert, was man bei N24 verändern muss, um den Sender profitabel zu machen. Seitdem wurden vor allem Feinjustierungen vorgenommen, während die  Programmzusammensetzung nicht grundsätzlich anders aussieht. Reicht das?

N24 selbst ist seit 2004 profitabel gewesen. Unser Geschäftsmodell basiert auf Werbeerlösen und Produktionserlösen vor allem für die Nachrichten der ProSiebenSat.1-Gruppe. Wir haben den Sender zum 1. Juli 2010 übernommen. Mit Erfolg. Das zweite Halbjahr 2010 war mit 1,4 Prozent Marktanteil beim werberelevanten Publikum das erfolgreichste Halbjahr in der Sendergeschichte. Im aufgelaufenen Jahr 2011 liegen wir sogar bei 1,5 Prozent. Auch das ist ein Rekordwert. Der Sender ist sehr gut positioniert und daran wollen wir auch in der Zukunft nichts ändern.