Aber kleinere Optimierungen gab es ja...

Natürlich. Wir haben unsere Produktionsweise im Nachrichtenbereich verändert und den Sehgewohnheiten am Morgen und am Vormittag angepasst. Seit August bekommt der Zuschauer bei uns alle 15 Minuten verlässlich einen kompletten Überblick über das Nachrichtengeschehen. Das hat zu einer Quotensteigerung unserer Live-Strecke geführt. Es ist Teil unseres täglichen Geschäfts, das Programmangebot und das Schema zu analysieren und an die Bedürfnisse der Zuschauer anzupassen.

Den 15-Minuten-Takt am Morgen hat kürzlich ja auch n-tv angekündigt. Ehrt, amüsiert oder ärgert das dann?

Wir sind Marktführer, da ist es klar, dass Ideen, die gut funktionieren – wie beispielsweise der 15-Minuten-Rhythmus in der Live-Schiene oder auch das Studiodesign – von den Wettbewerbern abgekupfert werden. Das kann man auch als Wertschätzung betrachten.

„Abgekupfert“ - deutliche Worte. Ist denn das Programmschema bei N24 jetzt gesetzt für dieses Jahr oder bastelt man weiter?

Ab 2. Mai verändern wir die Einstartzeiten unserer Programme im Hauptabend und beginnen jetzt, wie die großen Vollprogramme, auch um 20.15 Uhr, um dann in diesem stündlichen Rhythmus zu bleiben. Jeweils zur vollen Stunde gibt es einen kurzen Nachrichtenüberblick. Wir glauben, dass N24 ein Stück erwachsener geworden ist. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, hierauf auch mit der Hauptabendprogrammierung zu reagieren und sich an die Programmstruktur der großen Sender anzupassen.

Und abgesehen von Veränderungen der Programmstruktur: Gibt es inhaltlich Neues?

Ja, eine Menge. Wir haben im Januar die „Zeitreise“ mit Stefan Aust erfolgreich gestartet. Am 12. April gibt es den ersten Thementag, ein „Zeitreise Spezial“ zum 50-jährigen Jubiläum der bemannten Raumfahrt. Das Thema zieht sich durch den gesamten Tag, und der gesamte Hauptabend wird von Stefan Aust präsentiert. Im Jahresverlauf folgen unter anderem noch Thementage zum Mauerbau, zu 9/11, 40 Jahren Greenpeace und 100 Jahren Südpol-Eroberung. Am 20.4. starten wir mit „Deutschland akut“ einen neuen gesellschaftspolitischen Talk. Hinzu kommt, dass wir qualitativ exzellente Dokumentationen eingekauft haben. Am Ostersonntag zeigen wir Yann Arthus-Bertrands „Home – Die Geschichte einer Reise“, ein faszinierender Blick auf unsere Erde. Nicht zu vergessen: unsere neuen Reportagen  So war zum Beispiel unser Korrespondent Christoph Wanner, der aktuell für uns aus Tokio berichtet, mit der Moskauer Drogenfahndung unterwegs.

Wie läuft denn die Vermarktung an. Sind Sie mit der Wahl von iq media zufrieden?

iq media war von vielen nicht als neuer Vermarkter erwartet worden. Mit der Zusammenarbeit sind wir aus mehreren Gründen zufrieden. iq media hat eine neue Unit mit erfahrenen TV-Vermarktern aufgebaut. Dieses Team kümmert sich ausschließlich um die Vermarktung von N24 und sitzt größtenteils auch bei uns im Haus. Eine ideale Kombination und ein großer Schritt nach vorn. Dazu kommt, dass es bei iqm als Qualitätsvermarkter große Überschneidungen mit unserer Zielgruppe gibt. Bis jetzt hat iq media alle Erwartungen erfüllt, die wir in sie gesetzt haben.

Wäre für N24 als unabhängigen Sender nicht die Partnerschaft mit einem internationalen Nachrichtensender von strategischem Interesse? Konkurrent n-tv hat sich in den 90ern damals mit CNN eingelassen...

Wir sind in der Tat mit anderen Nachrichtensendern im Gespräch und ich habe mir auch schon international viele Sender vor Ort angesehen und Kontakte geknüpft. Wir haben ein Network, auf das wir zurückgreifen können. Wir kooperieren bereits mit CBS als Vertragspartner in den USA. Außerdem können wir natürlich auf die üblichen Agenturen und ein Netzwerk freier Mitarbeiter zurückgreifen. Entscheidend ist, dass man Journalisten vor Ort kennt und über die Agenturen eine Anbindung hat, die es ermöglicht, auch weltweit einsatzbereit zu sein.

Ich komme nur darauf, weil Al-Jazeera durch die Ereignisse in Nordafrika ja in den vergangenen Monaten sehr gefragt war...

Die Lehre, die man aus den ersten Monaten des Jahres ziehen kann, ist, dass der Nahe Osten, der schon immer ein Brennpunkt gewesen ist, in seiner Bedeutung noch einmal eine ganz andere Dimension bekommen hat. Umso wichtiger ist es, dort einen Zugang zu haben. Al-Jazeera und andere Sender, die diesen Raum abdecken, haben andere Möglichkeiten als wir, was sie zu interessanten Kooperationspartnern macht. Es ist gut möglich, dass wir hier das Gespräch suchen.