Herr Wieder, beim ersten Halbfinale fiel der Kommentatoren-Ton aus. Beim Finale jetzt die LED-Wand? Nochmal alles überprüft?

Ja, haben wir. Die Bespielung der Wand, also die Computer, die den Video-Content auf die Wand bringen, sind sogar dreifach vor Ort. Also da kann uns nichts pasiseren. Aber gut, wenn die Wand selbst am Samstagabend ausfallen würde, dann wäre das...

...ein Desaster vielleicht?

Natürlich (lacht). Wobei man das eigentlich auch etwas relativieren muss. Dank dem hervorragenden Lichtdesign von Jerry Appelt würde die dann schwarze Wand im Hintergrund nicht stören, wenn man halt nicht wüsste, dass sie mal funktioniert hat. Die Inszenierungen der Acts werden ja auch von spektakulären Lichteffekten getragen. Bei manchen Acts wird die Wand ja ohnehin gar nicht genutzt. Und auch hinter der LED-Wand, die aus der Nähe betrachtet eher ein Gitter ist, stecken Scheinwerfer. Also dunkel bleibt es am Samstagabend nicht. Aber das soll ja alles nicht passieren. Wollen wir nicht das Thema wechseln?

 

Gerne. Wir haben schon öfter über Setdesign gesprochen. Ist der ESC eine weitere Aufgabe unter vielen oder eine besondere Herausforderung?

Das Schöne am Eurovision Song Contest für mich ist, dass es eine Veranstaltung mit langer Tradition ist und man anhand der vergangenen Jahre ein Gefühl und Gespür dafür entwickeln kann, was benötigt wird. Das erleichtert meine Arbeit extrem. Die Grundidee war eine Inszenierung, die nicht nur den Künstler sondern auch die beim ESC ja sehr wichtigen Fans in den Mittelpunkt der Show holt. Und das ist in der Arena hier noch eine ganz andere Aufgabe als etwa in der kleineren LanxessArena in Köln.

Inwieweit hat das Motto „Feel your heart beat“ Einfluss gefunden in das Setdesign?

Das Motto hat uns bei der Formensprache beeinflusst, weil wir auf harte Kanten und Ecken verzichtet haben und uns auf weiche, fließende Formen konzentriert haben. Ein wichtiges Element ist zum Beispiel diese weiße Einrahmung der LED-Wand, die links und rechts von der Decke bis zur Bühne sehr organisch fließt. Auf eine Bühne in Herzform hab ich dann aber doch sehr gerne verzichtet. Das wäre sehr plump gewesen. Auch der Weg zur Satellitenbühne ins Publikum hinein ist leicht geschwungen.

Jetzt ist die Bühne selbst rund - und klein. Das klingt zunächst einmal gewagt bei einer großen Halle...

Das ist eine Folge der Vorgaben, an denen ich mich orientiert habe. Da die Menge der Performer ja jeweils auf sechs Personen limitiert ist, brauchten wir keine größere Bühne, wo die Künstler nur unnötig verloren wirken würden. So konzentrieren und bündeln wir die Aufmerksamkeit auf einen Kreis von 13m Durchmesser. Um dieses angesichts der Halle vergleichsweise kleine Bühnenelement zur Geltung zu bringen, brauchten wir drum herum dann aber natürlich Elemente, die den Dimensionen der Arena gerecht werden. Das sind die große LED-Wand sowie die fächerartigen Lichtstrahlen in den Publikumsraum hinein, die das Publikum an den Künstler und das Geschehen heranholen, was für die Fernsehbilder sehr schön ist.