Als PayTV-Chefhin sind sie Fernsehmacherin und Verkäuferin. Was ist herausfordernder? Es scheint mir immer so als sei die Kommunikation schwieriger...

Da gebe ich Ihnen Recht. Ich verstehe nicht, wie auf der einen Seite der Erfolg am Markt gegeben ist und die Journalisten dennoch immer wieder gerne schreiben, das PayTV in Deutschland ja nicht funktioniere. Denn es funktioniert. Das können wir ja nachweisen. Aber offenbar hört das Interesse zu vieler Journalisten beim Thema PayTV bereits bei Sky, ehemals Premiere auf. Und das blockiert dann die Wahrnehmung anderer Player im Markt. Und die sind erfolgreich. Fragen Sie mal jüngere TV-Zuschauer. Für die ist Syfy einer von vielen Sendern, die sie empfangen. Die machen keine Unterscheidung mehr. Mich stört ja sowieso die Bezeichnung PayTV.

 

 

Ach. Aber Sie sind doch PayTV...

Und ist HD+ etwa kein PayTV? Sie zahlen künftig für RTL, Sat.1 und ProSieben genauso wie für unsere Sender. Da gibt es keinen Unterschied mehr, auch wenn da gerade Verbalakrobatik betrieben wird, um einen Begriff für die erhobene Gebühr zu finden, der bloß nicht nach PayTV klingt. Dabei können Sie dann zum Preis X das HD+-Paket abonnieren oder zum Preis Y unsere und andere Premium-Sender abonnieren.

Den Begriff PayTV würden die FreeTV-Häuser jetzt vehement dementieren...

Ja, natürlich. Da werden die FreeTV-Häuser Ihnen sicher etwas anderes erzählen, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Und deshalb macht die Unterscheidung in FreeTV und PayTV keinen Sinn mehr. Der Zuschauer zahlt in Deutschland ja ohnehin schon für das Fernsehen. Mit immer neuen Anbietern, Paketen und Angeboten ist nur die Frage, wie viel und für was. Das gilt im übrigen ja auch für die Öffentlich-Rechtlichen: ohne Gebühr kein ARD, ZDF und Co. Insofern ist der Begriff FreeTV Geschichte.

Ich merke, da packt Sie die Leidenschaft.

Ja, das Kommunikationsthema hat Priorität. Aber ich sehe sonst nur gute Nachrichten für uns. Technische Hürden für den Endkonsumenten werden derzeit so konsequent und schnell minimiert wie noch nie, der Markt bricht geradezu auf. Ich glaube, dass wir als NBC Universal Global Networks unsere besten Jahre in Deutschland noch vor uns haben.

Und wie sehen die programmlich aus? Wir können ja mal ganz pragmatisch mit der nächsten Saison beginnen...

Weil wir weniger an kurzfristigen Erfolgen und Werbegeldern interessiert sind, sondern viel eher über die Distanz überzeugen müssen, um Abonnenten zu halten, ist unsere Programmplanung nicht so sehr auf TV-Seasons als langfristig orientiert. Das war mal anders im deutschen PayTV, aber das hat sich gewandelt. Wir müssen innovativ sein und neue Serien wie „Covert Affairs“ nach Deutschland bringen, aber noch viel wichtiger: Wir müssen verlässlich sein mit unseren Programmen, die eine Mischung aus Neuem und Bekannten sein müssen. Und dazu gehört auch eine verlässliche Programmierung mit eingängigen Sendeplätzen, die nicht immer neu gelernt werden müssen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Uns kommt natürlich sehr entgegen, dass das FreeTV-Angebot mit lauter Scripted Reality zunehmend an Qualität verliert. Das treibt uns regelrecht die Zuschauer zu.

Weil Sie es am Anfang des Gespräches schon ansprachen: 13th Street Universal profitiert davon am meisten? Wie sieht es mit Syfy aus?

Von den Reichweiten her hat 13th Street Universal die Nase vorn, aber bei Syfy ist die Identifikation des Publikums mit dem Programm deutlich höher. Das freut uns sehr, weil das hilft, Abonnenten zu halten. Und das sind längst nicht mehr nur Nerds. Das Genre hat sich aus der Nerd-Ecke heraus entwickelt. Science-Fiction-Serien richten sich doch längst an ein viel größeres Publikum, so auch unsere Sendermarke Syfy. Übernatürliches und Fantastisches ist salonfähig geworden.