Herr Fornoff, Sie steuern am 26. Dezember erstmals die Anmerkungen zum „Album“-Jahresrückblick im ZDF bei – Respekt und Herausforderung zugleich?

Ich habe dieses Format als Zuschauer schon immer geliebt und fast nie verpasst. In diesem Jahr ist es insofern eine Herausforderung, weil es sich durch den Sendetermin am 2. Weihnachtstag um einen wirklichen Jahresrückblick handelt – anders als bei vielen Jahresrückblicken, die es bereits früh im Dezember zu sehen gab. Das „Album“ ist außerdem keine Show, sondern ein journalistischer Film, der das Jahr mit all seinen politischen Veränderungen, großen Gefühlen und kleinen Geschichten Revue passieren lässt. Das ist, insbesondere für die Kollegen im Schnitt, ein besonders langer Prozess. Wir wollen dabei auf eine besondere Dramaturgie setzen, die auch zum Sendeplatz passt.

Viele der Themen haben Sie selbst als Nachrichtenmann begleitet. Hilft das oder fällt es dadurch vielleicht sogar schwerer, weil viele eigentlich spannende Themen weggelassen werden müssen?

Ich empfinde es als hilfreich, weil ich bei fast allen Themen eine gute Basis habe und die Fakten kenne. Es geht bei unserem Jahresrückblick aber nicht um Nachrichten. Dass es einen Atomausstieg und einen ersten grünen Ministerpräsidenten gab, wissen die Leute – das muss ich ihnen nicht noch einmal erklären. Man muss die Bilder oft einfach laufen lassen. Ich versuche, pointiert zu texten, halte mich aber gleichzeitig auch gerne mal zurück, damit bestimmte Themen für sich stehen können. Man hat vielleicht manchmal viel zu sagen, aber in diesem Format lautet die Wahrheit: Weniger ist mehr.

Das steht auch im klaren Gegensatz zu den großen Jahresrückblicken, bei denen man oft das Gefühl hat, die Show sei wichtiger als der eigentlich Inhalt.

Wir stehen glücklicherweise mit unserer Form des Jahresrückblicks alleine. Hape Kerkeling oder Günther Jauch machen eher Talkshows – insofern ist das für uns nicht der Maßstab. Ich war allerdings überrascht, wie groß das Interesse am „Album“ schon vor der Ausstrahlung ist. Die Sendung hat über die Jahrzehnte und die verschiedenen Autorenschaften zahlreiche Fans, so wie ich selbst früher auch einer war. Gerade für die jüngeren Zuschauer wird es nun sicherlich helfen, dass die Sendung auch online gesehen werden kann. Bei meinen eigenen Kindern sehe ich sehr häufig, dass sie sich nicht an eine Ausstrahlung im Fernsehen halten, sondern wissen möchten, wann das endlich im Internet steht.

Das ist eine interessante Beobachtung, die auch für die „heute“-Nachrichten von Bedeutung ist. Der 19-Uhr-Termin ist bei vielen Zuschauern gar nicht mehr so fest im Tagesablauf verankert wie er es womöglich mal gewesen ist. Welche Auswirkungen hat das auf die Zukunft der Sendung?

Sie haben mit Ihrer Beobachtung recht. Das bekommen aber andere Sendungen wie die „Tagesschau“ auch zu spüren, wobei der Einschaltpunkt um 20 Uhr mit dem Tor zur Primetime deutlich stärker ist als der um 19 Uhr. Das war früher mal anders, aber das bröckelt – wir können senden was wir wollen und die „heute“-Sendung völlig umbauen, aber es hat sich einfach im Leben der Menschen etwas verändert. Das Internet ist hinzugekommen und macht das Nachrichtengeschäft im Fernsehen nicht einfacher. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Was haben Sie festgestellt?

Während meiner Zeit in Amerika habe ich kaum deutsches Fernsehen sehen können, bin deshalb zum Internet übergangen und habe es auch sehr genossen, bestimmte Sendungen jederzeit sehen zu können. Gerade jüngere Zuschauer wollen außerdem oft gar nicht mehr die komplette Sendung sehen, sondern nur noch bestimmte Teile – und sei es bloß der Sportblock, weil sie viele andere Informationen schon aus dem Netz haben. Das ist schade, weil es schon Sinn macht, den Tag zusammengefasst zu haben, aber es ist okay.