Herr Küttner, die letzte Staffel des Dschungelcamp holte Rekordquoten. Wie toppt man das?

Eine der Herausforderungen bei einem Sender, der so klar vorn liegt, sind die grundsätzlich hohen Erwartungen. Das gilt für einen Jahresschnitt von 18,4 Prozent mit haushohem Vorsprung ebenso wie für einen Schnitt von 42 Prozent bei der letzten Staffel von „Ich bin ein Star“. In der Spitze waren es ja sogar auch mal über 50 Prozent.

Also?

Wir gehen nicht mit dem Anspruch in die neue Staffel, das vergangene Jahr zu toppen. Wir wollen eine lustige, unterhaltsame, coole Show machen. Wir wissen selbst, dass wir im vergangenen Jahr gesegnet waren mit Entwicklungen im Camp, die niemand vorhersehen konnte. Das war eine Ausnahmestaffel. Wir orientieren uns lieber an früheren Staffeln und sagen: Marktanteile gut über 30 Prozent sind unser Ziel. Ich weiß zwar, dass bei Ihnen und einigen Ihrer Kollegen dann vermutlich steht „Ui, der Dschungel verliert und liegt unter Vorjahreswerten“, aber für uns wär´s dennoch absolut im grünen Bereich. 40 Prozent und mehr wären ein Geschenk, keine Planung.

Am Freitag geht es los. Haben Sie schon ein Gespür, ob der Cast funktionieren kann?

Witzig, dass Sie das fragen, denn gerade bei der vergangenen Staffel hat es sich anders entwickelt als sonst. Früher haben wir schon beim ersten Zusammentreffen der Promis im Hotel Versace vor dem Einzug ins Camp ziemlich gut gelegen mit den Einschätzungen, was sich in der Staffel tun könnte. Aber im vergangenen Jahr ließ sich das Potential der Staffel bei diesem ersten Treffen nicht erahnen. Es hätte im Vorfeld wohl keiner auf Sarak Knappik und Jay Khan als spektakulärste Dschungelkandidaten getippt. Uns hat es sehr gefreut, denn es zeigt die Stärke des Formates.

Inwiefern?

„Ich bin ein Star“ ist Reality-TV. Und wir haben im vergangenen Jahr erlebt, was passieren kann, wenn Promis auf engem Raum unter nicht ganz gewöhnlichen Bedingungen gemeinsam im Dschungel leben. Genau das macht den Reiz dieser Show aus. Wir geben den Rahmen vor, aber dann steht und fällt es mit den Kandidaten. Auch deshalb sage ich: Man kann nicht mit immer höheren Erwartungen an neuen Staffeln herangehen, weil es eben nicht komplett in unserer Hand liegt. Dass dann im letzten Jahr vielleicht im Vorfeld gar nicht so heiß gehandelte Kandidaten zum Treiber des Geschehens im Camp wurden, hat viele überrascht und lässt uns gleichzeitig entspannter an neue Staffeln herangehen.

War die vergangene Staffel also besonders wichtig für das Format?

Reality-TV ist in Deutschland kein ganz einfaches Genre und die Dschungelprüfungen waren über Jahre das, was die Schlagzeilen über „Ich bin ein Star“ dominiert haben. Was aber nach den Zuschauern im vergangenen Jahr auch manche Kritikern entdeckt haben ist der Reiz dessen, was zwischen den Prominenten abgeht. Der Dschungel ist Reality-TV. Entwicklungen im Camp wie die im letzten Jahr, kann man gar nicht schreiben.

Aber man kann natürlich Dramatik erzeugen, in dem man zum Beispiel Bilder vorenthält, die manche Person in anderem Licht oder manche Szene vielleicht halb so spektakulär erscheinen lassen würden...

Natürlich wählen wir die Szenen aus, die auf den Bildschirm kommen.  Aber was hätten wir davon, Personen und ihre Beziehungen untereinander völlig anders darzustellen als sie sind, wenn doch das Leben im Camp an sich schon spannend genug ist. Jay Khan etwa fühlte sich von Sonja und Dirk nicht so gut behandelt, aber hat sich nicht einmal darüber beschwert, dass wir irgendeine Szene vorenthalten hätten. Der Einzige, der sich hinterher beklagt hat, war Rainer Langhans. Er sei gar nicht so faul gewesen, meinte er. Aber es gibt nunmal genügend Bilder, die ihn anders zeigen, wahlweise beim Schlafen oder beim Reis kochen.

Haben Sie eigentlich „Die Alm“ geschaut?

Ich habe einige Sendungen gesehen und war jetzt nicht gerade begeistert, muss aber auch sagen: Wir haben mit „I‘m a celebrity - get me out of here“ ein starkes englisches Format und ein erprobtes Set, auf dem wir aufbauen können. Das ist ein Vorteil, der den Kollegen von ProSieben bei der Alm fehlte. Und mein Eindruck ist: So ein Format funktioniert nur mit einem relativ geschlossenen Set, in dem sich die Kandidaten nicht aus dem Weg gehen können. Die Alm hatte viele Zimmer und die Wiesen drum herum waren auch weit genug. Da entsteht keine solche Eigendynamik wie im Dschungel.