Frau Leischik, ab dieser Woche sind Sie in Sat.1 beheimatet und nicht mehr bei RTL. Provokant gefragt: Wollen Sie keine Zuschauer mehr?

(lacht) Nein, der Wechsel kam rein aus dem Bauch. Ich arbeite in einem recht kreativen Beruf und habe daher nichts dagegen, mich inhaltlich immer wieder zu verändern. Ich habe für mich insofern eine innere Freiheit, weil ich weiß, dass sich meine Berufswelt weiter dreht, auch wenn ich meine Nase nicht in eine Kamera halte. Auch hinter der Kamera kann ich meine Befriedigung finden - so wie das ja viele Jahre lang ohnehin schon der Fall gewesen ist. Deshalb habe ich viel Freiheit für meine Entscheidungen.

Aber was sind denn die genauen Gründe für den Wechsel, zwei erfolgreiche Formate beim Marktführer abzugeben und stattdessen zu Sat.1 zu wechseln, wo das Dokusoap-Genre in den letzten Jahren doch ziemlich brach lag?

Natürlich gebe ich erfolgreiche Formate auf, aber dort habe ich bereits den Beweis angetreten, dass es gut läuft - nun möchte ich neue Beweise antreten. Ein bisschen Rock'n-Roll kann doch auch Spaß machen. Ich habe auch vor einigen Jahren aus dem Bauch heraus entschieden, Filmpool zu verlassen und zu Endemol zu gehen, bis ich wiederum aus dem Bauch heraus entschieden habe, vor die Kamera zu wechseln. Früher hätte ich mir außerdem nie vorstellen können, selbstständig zu arbeiten. Neue Herausforderungen habe ich also schon immer gesucht, Sat.1 ist die nächste. Man muss nicht immer machen, was alle machen. Ich habe immer gut daran getan, auf mein Gefühl zu vertrauen.

Soll es ja alles schon gegeben haben...

Aber der Abschied verlief bei mir ganz ohne Groll. Sie können von mir kein Katharina Saalfrank-Interview erwarten. (lacht)

Sie haben eben schon den bisherigen Erfolg angesprochen. Fünf bis sechs Millionen Zuschauer werden bei Sat.1 nur schwer möglich sein. Welches Ziel haben Sie sich gesetzt?

Ich bin zufrieden, wenn mein Vertragspartner zufrieden ist. Genauso wie Sie schreiben, um Klicks zu bekommen, will ich natürlich, dass meine Sendungen möglichst viele Zuschauer erreichen. Über genaue Zahlen haben wir nicht geredet, aber wer jeden Tag fleißig DWDL.de liest, kann sich selbst ausrechnen, wo wir wahrscheinlich landen müssen, damit ich weiterhin brav Fernsehen machen kann.

Kommen wir mal auf "Zeugen gesucht" zu sprechen, Ihr erstes Sat.1-Format, das am Donnerstagabend anlaufen wird. Das klingt fast ein wenig, als ob Sie sich nun an "Aktenzeichen: XY" wagen.

Kriminalfälle im Fernsehen darzustellen, gibt es natürlich schon lange im Fernsehen - übrigens ähnlich wie die Vermissten-Suche, wenn man beispielsweise an Rudi Carrells Zusammenführungen bei "Lass dich überraschen" denkt. Bei "Zeugen gesucht" geht es um ungeklärte Verbrechen. Großer Unterschied zu "XY" ist, dass ich vor Ort bin und dass wir mit den Opfern und Hinterbliebenen sprechen. Es ist mir wichtig, diesen Menschen in respektvoller Art und Weise eine Stimme zu geben. Zudem begebe ich mich dann vor Ort auf Spurensuche, allerdings in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Ich bin wirklich froh, dass die Polizei so viel Vertrauen in uns hat...